Diese Ausgabe des Logbuchs ist den Kapitänen gewidmet, die von weit hergekommen sind, um mit uns auf der Flottille zu sein. Karina kommt aus Brasilien, aus der Region São Paulo. Sie hat eine 17-jährige Tochter, ist von Beruf Lehrerin und ist hierher gekommen, weil sie das Bedürfnis verspürte, etwas Konkretes und Sinnvolles zu tun. Wir haben ihr ein paar Fragen gestellt, und hier sind ihre Antworten.

Was bedeutet es für dich als Brasilianerin, eine solche Entscheidung zu treffen, mit all den finanziellen und emotionalen Kosten, die damit verbunden sind?

Mein Name ist Karina, ich bin Brasilianerin, aber mein Urgroßvater war Italiener aus Parma. Leider konnte ich aufgrund des kürzlich von der Regierung Meloni verabschiedeten Gesetzes, das verhindert, dass Personen mit einem italienischen Großvater die Staatsbürgerschaft erhalten, wenn dieser nicht in Italien geboren ist, die italienische Staatsbürgerschaft nicht erwerben. Ich habe mich entschlossen, hierherzukommen, weil wir in Brasilien seit zwei Jahren sehr leiden und direkte Zeugen eines Völkermords werden, einer brutalen Form des Kolonialismus, die sich vor unseren Augen abspielt.

Wir Brasilianer haben 500 Jahre Kolonialismus ertragen, aber es ist schockierend, dies aus erster Hand zu erleben. In Brasilien engagiere ich mich im Segelsport. Ich habe ein Projekt, in dem wir Minderjährigen aus einer Favela, die sich diesen Sport aufgrund der Kosten niemals leisten könnten, die besten Kurse anbieten.

Ich bin keine Expertin für Palästina und war auch keine soziale oder politische Aktivistin. Doch nachdem ich Thiago Avila bei einem Treffen an der Universität in São Paulo und in einem von palästinensischen Studierenden betriebenen Kulturzentrum kennengelernt hatte, begann ich, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Ich konnte an einem Seminar von Ilan Pappé teilnehmen und erfuhr mehr über die Situation in Palästina und den langen Kampf dieses Volkes gegen den israelischen Kolonialismus. Ich beschloss, selbst etwas zu unternehmen.

Wie sehen die brasilianische Bevölkerung und Aktivisten die Ereignisse in Palästina? Wir erinnern uns: Brasilien hat Israel verurteilt, seinen Botschafter ausgewiesen und Präsident Lula darf nicht mehr nach Israel einreisen. Wie stehst du zu all dem? Hast du Angst um deine Sicherheit, wenn du festgenommen und in israelischen Gefängnissen inhaftiert wirst?

Brasilien ist ein sehr großes Land und wir verfolgen die Ereignisse in Palästina, obwohl wir sehr weit entfernt sind. Die brasilianische Regierung hat gemeinsam mit der südafrikanischen Regierung im Rahmen der BRICS-Staaten Israels kolonialistische und völkermörderische Politik verurteilt. Auch wir haben während der portugiesischen Herrschaft die schädlichen Auswirkungen des Kolonialismus erlebt. Genau deshalb gibt es in Brasilien eine so große Solidarität mit Palästina.

Ich habe mein eigenes Leben in Brasilien, eine 17-jährige Tochter und muss arbeiten, um sie zu unterstützen. Daher war diese Entscheidung ziemlich schwierig für mich. Aber ich wollte sie treffen, um eine Solidarität zu demonstrieren, die keine Grenzen kennt. Natürlich habe ich ein wenig Angst, nicht so sehr vor der Vorstellung, abgefangen zu werden, sondern eher davor, für lange Zeit inhaftiert zu werden. Denn dann würde ich meinen Job verlieren und mein Leben würde sehr kompliziert werden. Die Regierung Lula gibt mir jedoch Sicherheit und ein Gefühl der Geborgenheit. Ich wäre niemals gegangen, wenn Lula durch eine rechte Regierung wie die von Jair Bolsonaro ersetzt worden wäre.

Die Übersetzung aus dem Italiensichen wurde von Kornelia Henrichmann vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!