Am 24. Juli 2025 hat die französische Zeitung Le Monde ein wichtiges Interview aus Gaza gebracht. Yuli Novak und Guy Salev unterstützten den Sonderkorrespondenten der Zeitung in Jerusalem und legten anhand von Beweisen dar, dass „Israel koordinierte Aktionen durchführt, um die palästinensische Gesellschaft in Gaza absichtlich zu zerstören. Mit anderen Worten: Israel begeht Völkermord.“

Die zweisprachige Veröffentlichung des Berichts durch die israelische Organisation B’Tselem und die ebenfalls israelische Organisation Ärzte für Menschenrechte, aber auch  das Interview selbst sorgten für viel Aufregung in der israelischen Öffentlichkeit.

Yuli Novak erklärt den Völkermord damit, dass Israel gezielt eine koordinierte Politik verfolgt, die darauf abzielt, die palästinensische Gesellschaft im Gazastreifen zu zerstören. Nach den Beweisen, die die führende Organisation B’Tselem gesammelt und in ihrem Bericht zitiert hat, „[…] wird alles gezielt angegriffen, was ein Mensch zum Leben braucht, alles, wovon die Gesellschaft abhängt, angefangen bei Wohnungen, Infrastruktur usw. Völkermord ist mehr als nur Massaker. Was wir in Gaza beobachten, ist Teil eines koordinierten und konsequenten Zerstörungsprozesses.“

Guy Salev, der Chef von „Ärzte für Menschenrechte“, erklärte seinerseits, dass das Forschungsteam der Organisation vor allem über die systematische und verstörende Art der Angriffe der israelischen Armee auf den Gesundheitssektor entsetzt war. „[…] Seit Oktober 2023 wurden in Gaza 300 medizinische Fachkräfte getötet und mehr als 1.500 inhaftiert. Die ersten Befehle zur Räumung der Krankenhäuser wurden zu Beginn des Krieges im Oktober 2023 erteilt. Das war der Start einer langen Reihe von Katastrophen, Woche für Woche, mit Angriffen auf Einrichtungen sowie der Zerstörung von Ausrüstung, bis das Gesundheitssystem zusammenbrach.“

Von Le Monde zu Israels Behauptungen befragt, dass diese Angriffe auf Hamas-Stellungen in Krankenhäusern abgezielt hätten, antwortete Guy Salev: „Warum dann das ganze Gesundheitssystem zerstören und das Leben der Bevölkerung gefährden? In 21 Monaten gab es in Gaza 57.000 Tote, davon 70 % Frauen und Kinder. Fast 100.000 Menschen wurden verletzt und fast 5.000 verstümmelt, ein Fünftel davon Kinder.

25.000 Palästinenser warten verzweifelt darauf, Gaza verlassen zu können, um sich medizinisch versorgen zu lassen. Über 600 Patienten sind gestorben, während sie auf diese Genehmigung gewartet haben. Ganz zu schweigen von der Hungersnot, die durch die mehrmonatige teilweise oder vollständige Blockade humanitärer Hilfe entstanden ist. Ein System, das 400 Verteilungsstellen verwaltete, wurde zerstört und durch eine Farce ersetzt, die Humanitäre Stiftung von Gaza, die nur ein paar Verteilungszentren eröffnet hat, wo hungernde Menschen erschossen werden.“

Guy Salev, Direktor der Organisation Ärzte für Menschenrechte, Foto CGTN.

Über die beiden Organisationen:

Seit ihrer Gründung im Jahr 1989 sammelt, recherchiert und veröffentlicht die Organisation B’Tselem Statistiken, Zeugenaussagen, Videos, Stellungnahmen und Berichte über Menschenrechtsverletzungen durch Israel in den besetzten Gebieten. Unter dem Link „Teile und herrsche“ dokumentiert sie die historische Expansionspolitik des Staates Israel gegenüber Palästina.

Die medizinische Organisation „Ärzte für Menschenrechte“ ist seit 1988 im Einsatz, um Gesundheitsdienste für die Menschen in den besetzten Gebieten und die Einwohner Israels anzubieten und den Zugang zur Gesundheitsversorgung für beide Seiten sicherzustellen. Gleichzeitig dokumentiert sie jeden Tag, wie der öffentliche Charakter der Gesundheitsversorgung in Israel und Palästina immer mehr zusammenbricht.

Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!