Ein SIPRI-Bericht plädiert für eine schrittweise, kooperative Sicherheitsstrategie mit Nordkorea.

Seit Jahrzehnten ist die koreanische Halbinsel ein geopolitischer Brennpunkt. Während Südkorea gemeinsam mit den USA großangelegte Militärmanöver durchführt und unter dem Schutz des US-Atomwaffenschirms steht, setzt Nordkorea auf eine aggressive Abschreckungspolitik und testet regelmäßig Raketen – inmitten einer sich zuspitzenden Rhetorik und wechselseitiger Drohgebärden. Ein neuer Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI analysiert die Sackgasse bisheriger Abrüstungsversuche – und schlägt einen realistischeren, vertrauensbildenden Weg vor.

Warum bisherige Diplomatie scheiterte

Zentraler Kritikpunkt des Berichts: Der internationale Umgang mit Nordkoreas Atomwaffen war in der Vergangenheit zu stark von Zwang und dem Ziel einer sofortigen Abrüstung geprägt. Sanktionen und politische Isolation sollten das Regime in Pjöngjang zur Aufgabe seines Nuklearprogramms bewegen – mit wenig Erfolg. Stattdessen betont der Bericht, dass nachhaltige Abrüstung nur im Rahmen gegenseitiger Zugeständnisse, einer schrittweisen Annäherung und langfristiger Vertrauensbildung möglich sei.

Schrittweiser Ansatz statt Maximalforderungen

Statt vollständiger und sofortiger Denuklearisierung fordert SIPRI einen Fokus auf Rüstungskontrolle: Ein Einfrieren des nordkoreanischen Nuklearprogramms, etwa durch die Einstellung von Atom- und Raketentests sowie die Verifizierung der Abschaltung von Anlagen in Yongbyon, könnte als erster Schritt dienen. Im Gegenzug müssten Sanktionen gelockert werden – insbesondere solche, die humanitäre Notlagen verschärfen, ohne sicherheitsrelevant zu sein.

Vertrauensbildung auf mehreren Ebenen

Der Bericht hebt hervor, dass Sicherheitsbedenken Nordkoreas ernst genommen werden müssen. Strategische vertrauensbildende Maßnahmen (Confidence-Building Measures, CBMs) – wie der Verzicht auf Präventivschläge durch Südkorea und die USA oder die Wiederherstellung militärischer Kommunikationskanäle – könnten Eskalationen vorbeugen. Auch eine Rückkehr zu wirtschaftlicher und kultureller Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südkorea sei nötig, um Spannungen abzubauen.

Einbindung regionaler Akteure

SIPRI schlägt vor, auch weitere Länder in den Dialog einzubeziehen, etwa China, Russland oder Japan. Diese könnten dazu beitragen, Sicherheitsgarantien für Nordkorea glaubwürdiger zu gestalten – ähnlich wie in früheren Überlegungen zu multilateralen Sicherheitsgarantien für die Ukraine.

Fazit: Abrüstung braucht Zeit, Geduld und gegenseitiges Vertrauen

Der Bericht erinnert daran, dass die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel kein kurzfristiges Ziel sein kann. Sie erfordert einen langen Atem, realistische Erwartungen und einen Paradigmenwechsel in der Diplomatie: weg von Konfrontation und Ultimaten, hin zu einem kooperativen, sicherheitsorientierten Ansatz, bei dem Vertrauen ebenso wichtig ist wie Kontrolle.


Quelle:

SIPRI Publications Clearing the Path for Nuclear Disarmament: Confidence-building in the Korean Peninsula