Mit „Nahkampf“- Methoden wurde im Zusammengehen der marokkanischen Gendarmerie mit der spanischen Polizei der Durchlass für die jungen Migranten blockiert, wie man auf diesem Video sehen kann.

In den frühen Morgenstunden des 17. November wurde die spanische Guardia Civil alarmiert, nachdem fast tausend Migranten subsaharischer Herkunft auf der Straße zwischen Tanger und Castillejos, einer marokkanischen Stadt nahe der Grenze zu Ceuta gesichtet worden waren. Dieser Versuch von Migranten, die Grenzanlagen zu überwinden, ist einer der massivsten der vergangenen Jahre. Er wurde nur von jenem im Mai 2021 übertroffen, als ca. 12.000 Menschen während der größten Migrationskrise, den die autonome Stadt in ihrer Geschichte erlebt hat, über den Strand von Tarajal gekommen waren.

Seit dem Morgen war die Lage immer angespannter geworden. Sie verschlimmerte sich noch, als eine Gruppe von Migranten die Barrieren überwand, die die marokkanische Gendarmerie Nähe der Grenzanlagen errichtet hatte und die jüngst, mit spanischen und europäischen Mitteln finanziert, mit Stacheldraht verstärkt worden war, nachdem die spanische Regierung den Stacheldraht vom Doppelzaun entfernt hatte.

Die Konfrontation nahm rasch zu. Den jungen Migranten, vom Bedürfnis und der Not getrieben, ein besseres Leben zu finden, standen die marokkanischen Sicherheitskräfte gegenüber. Der Gruppe gelang es, die erste Linie der Gendarmen ca. 500 m von der Grenze entfernt zu überwinden. Auf die Steinwürfe der einen Seite wurde mit Gummigeschossen und Rauchbomben geantwortet und man konnte beobachten, dass marokkanische Truppen Steine auf die Migranten zurückwarfen. Die Aufnahmen zeigten erschütternde Szenen, in denen die Verwundeten von ihren Kameraden versorgt wurden, während Krankenwagen auf beiden Seiten der Grenze zum Einsatz kamen.

Am Himmel über der Grenzanlage ertönte das Dröhnen der beiden Helikopter der spanischen Zivilgarde und der marokkanischen Armee. Sie flogen in niedriger Höhe und überwachten, wie hunderte Personen von den marokkanischen Kräften zurückgedrängt wurden. Damit spielten sie eine Schlüsselrolle bei der Koordinierung der Reaktion auf die Situation vor Ort.

Als die Sonne aufging, hielt die Intensität der Konfrontation an. In den Gesichtern der Migranten spiegelte sich die Angst, die Entschlossenheit und die Müdigkeit wider, nachdem sie auf der Suche nach einem Horizont der Hoffnung weite Strecken zurückgelegt hatten.

Aufgeteilt in drei Gruppen bewegten sich die Migranten auf den Hauptzaun zu, der die Grenze zwischen Spanien und Marokko bildet. Auf spanischer Seite gelang es der Guardia Civil mit Unterstützung der Bereitschaftseinheit der nationalen Polizei, die Jugendlichen daran zu hindern, auf spanisches Territorium vorzudringen. Um die verzweifelten Bemühungen derer einzudämmen, die die Grenze überqueren wollten, kamen Mittel zur Niederschlagung von Aufständen sowie Tränengas zum Einsatz, um so die Migranten abzuschrecken. Auf marokkanischer Seite färbte sich der Himmel vom Einsatz der Rauchbomben grau, die von den Gendarmen abgefeuert wurden. Das dumpfe Geräusch von Steinen, die gegen die Absperrungen und Zäune prallten, erfüllte die von Chaos und Verzweiflung geprägte Szenerie.

Den befragten Quellen zufolge wurden bei den Zusammenstößen etwa zwanzig Migranten und drei marokkanische Gendarmen verletzt. Das Rote Kreuz hat außerdem zwei spanische Polizisten versorgt, die beim Zurückdrängen des versuchten Grenzübertritts verletzt worden waren.

Dieses neue Ereignis der humanitären Krise wirft ein Schlaglicht auf den anhaltenden Migrationsdruck an der südlichen EU-Außengrenze, einem neuralgischen Punkt auf der Migrationsroute nach Europa. Die marokkanischen Behörden haben gezeigt, dass sie mit den spanischen Kräften zusammenarbeiten.

Es ist für die spanische Regierung von entscheidender Bedeutung, die Migranten in den Wäldern außerhalb der Stadt zurückzuhalten. Europa finanziert Marokko dafür, den Gendarmen zu spielen. Wie schon im Mai 2021 wird die Situation offensichtlich, wenn Marokko die Einwanderung als politisches Mittel benutzt, um auf die Anerkennung der Westsahara zu drängen, insbesondere mit den beiden autonomen Städten.

Dieser Versuch der massenhaften Grenzüberschreitung ist einer von vielen Vorfällen in jüngster Zeit, die die anhaltenden Migrationsströme über die spanischen Grenzen nach Europa und die Komplexität des sicheren und humanitären Umgangs mit diesen Migrationsbewegungen verdeutlichen.

Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!