Am Oranienplatz versammelte sich der traditionelle Ostermarsch. Jene Menschen, die den Krieg und die Gewalt ablehnen. Jene, die seit Jahren, Jahrzehnten gegen Aufrüstung, gegen Waffenexport generell und insbesondere in Konfliktgebiete, gegen das nordatlantische Militärbündnis, gegen Kriegstreiberei ankämpfen, vor einem Atomkrieg warnen und sich aktiv für Friedenpolitik statt Regime-Change-Politik einsetzten, die anklagen, wenn die Bevölkerungen ganzer Länder über Jahrzehnte mittels Wirtschaftssanktionen und -blockaden ausgehungert werden.

Waffen schaffen keinen Frieden. Waffenlieferungen somit auch nicht, insbesondere Waffenlieferungen an ein Bürgerkriegsland, das seit acht Jahren Krieg mit zwei Provinzen und einer Bevölkerungsgruppe führt und jetzt vom großen Nachbar angegriffen wird.

Auch Milliarden in die Rüstungsspirale zu investieren, während sich Atommächte gegenüberstehen und absichtlich oder versehentlich die Menschheit mehrfach auslöschen könnten, ist mehr als absurd. Mittel, die dringend benötigt würden, um die existenziellen Bedrohungen der Menschheit abzuwenden.

Rüstungsunternehmen mit Milliarden zu füttern, die in Konfliktgebiete oft an beide Seiten, an Diktaturen, verbrecherische Regierungen liefern, bis letztes Jahr übrigens auch noch an Russland.

Es traf sich am Samstag die Friedensbewegung, mehrere Hundert Pazifist:innen die sich über die Bedeutung dieser Begriffe im Klaren sind.

Eine andere Demonstration mit rund 250 Personen führte unter den Linden an der russischen Botschaft vorbei. Die ukrainische Flagge dominiert. Solidarität wird mit dem Symbol eines Nationalstaates ausgedrückt und die Unterstützung für die ukrainische Regierung und für die Bevölkerung in der Ukraine verschwimmt, als wenn es ein und dasselbe wäre. Es ist eine wütende Demonstration, die nach Waffen verlangt und sich Vergeltung für den Angriffskrieg wünscht.

Was wir erleben, ist der Kampf um geopolitische Einflusszonen. Es handelt sich um Eliten, die ihre Macht ausweiten oder erhalten wollen, sowohl im Osten als auch im Westen. Wirtschaftliche und politische Akteure. Es sind keine einfachen Schwarz-Weiß-Konstellationen sondern komplexe, mit lokalen, nationalen, regionalen und weltweiten Akteur:innen. Es ist ein Kampf, der von einem verschwindend kleinen Teil der Menschen geführt wird und sie haben ausnahmslos nie die Interessen der Menschen oder der Menschheit als Ganzes im Auge. Das ist es, was uns Menschen im Osten und Westen, im globalen Süden und Norden verbindet. Dort sollte unsere Solidarität und unser Engagement liegen.

Wenn Du zu denjenigen gehörst, die jetzt nach Waffen rufen, denke bitte daran, wer sie führen und wer durch sie zu Tode kommen könnte. Die Geister, die ich rief…

„Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, Kriege abzuschaffen, nicht nur, sie zu begrenzen. Kein nationales Interesse lässt sich heute noch von der Gesamtverantwortung für den Frieden trennen. Jede Außenpolitik muss dieser Einsicht dienen. Als Mittel einer europäischen und weltweiten Sicherheitspolitik hat sie Spannungen abzubauen und die Kommunikation über die Grenzen hinweg zu fördern“.

Willy Brandt

Fotos von Reto Thumiger, Pressenza