Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Studie sind der Fleischkonsum und die intensive Landwirtschaft die weltweit größten Naturzerstörer. Nie sei der Verlust von Lebensräumen und biologischer Vielfalt so dramatisch gewesen wie in den vergangenen 50 Jahren, warnen die Autoren. Ihre Forderung: Die Menschheit müsse ihre Ernährung auf pflanzliche statt auf tierische Eiweißträger umstellen.

Die am 3. Februar veröffentlichte Studie Food System Impacts on Biodiversity Loss des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Denkfabrik Chatham House kommt zu dem Ergebnis, dass die Ursache für Naturzerstörung und Artensterben vor allem die intensive Landwirtschaft ist. Diese zerstöre mit ihrem massiven Einsatz von Pestiziden und dem Anbau von Monokulturen unwiederbringlich die Böden. Dies führe wiederum dazu, dass noch mehr natürliche Landflächen in Ackerflächen umwidmet werden, was wiederum einen weiteren Verlust von Lebensräumen und Biodiversität bedinge. Die Leidtragenden dieses Teufelskreises seien nicht nur die zur Fleischproduktion gehaltenen Tiere, sondern auch wildlebende Vögel, Säugetiere, Insekten und Mikroorganismen. Beispiel Regelwald: Die intensive Rinderhaltung in Südamerika führt zum Abholzen von Regenwald, dem Ökosystem mit der größten Artenvielfalt. Viele Tier- und Pflanzenarten gehen damit unwiederbringlich verloren.

Existentiell: Wechsel hin zu einer klimafreundlichen Ernährung

Neben dem dramatischen Artensterben und dem damit verknüpften Verlust an Biodiversität komme die Tatsache hinzu, dass diese Art der Nahrungsmittelherstellung den Klimawandel anheize. Aktuell stammten rund 30 Prozent der von Menschen gemachten Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft. Für die Produktion von Fleisch würden zudem große Mengen fossiler Energie, Dünger und Wasser benötigt. Um diesen globalen Bedrohungen zu begegnen rät der Bericht dazu, den Fleischkonsum massiv zu reduzieren. Ohne ein Umsteuern, so die Warnung der Autoren, werde sich der Verlust von Biodiversität beschleunigen. Bei weiterer Zerstörung der Ökosysteme sei letztendlich sogar die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung in Gefahr. Die Lösung der Autoren: Die Menschheit müsse sich auf pflanzliche statt auf tierische Eiweißträger umstellen. Zudem müssten die Landflächen besser geschützt und die Landwirtschaft insgesamt umweltfreundlicher werden.

Nötig: Gesamtstrategie für eine Agrar- und Ernährungswende

Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Forderungen des Tierrechtsverbandes. Um die überfällige Agrar- und Ernährungswende voranzubringen, fordert der Bundesverband Menschen für Tierrechte eine Gesamtstrategie für eine Agrar- und Ernährungswende. Christina Ledermann, Vorsitzende von Menschen für Tierrechte appelliert:

„Der neue UN-Bericht zeigt uns überdeutlich die Dringlichkeit eines Paradigmenwechsels. Unsere Gesundheit und unser Umgang mit Tieren und Ökosystemen sind eng miteinander verknüpft. Es ist nicht nur das skandalöse Tierleid, das Artensterben und der Klimawandel, sondern auch die Bedeutung der industriellen Tierhaltung als Brutstätte für Zoonosen. Corona hält uns gerade mit aller Brutalität vor Augen, wie überfällig und existentiell diese Wende ist. Wir müssen uns schnellstens von unserem immensen Konsum tierischer Produkte verabschieden und unsere Landwirtschaft und Ernährungsgewohnheiten endlich auf pflanzliche Eiweißträger umstellen. Jetzt zeigt sich, dass eine pflanzenbasierte Ernährung nicht nur eine Spinnerei ist. Die Zukunft der Ernährung ist pflanzlich, oder es gibt keine Zukunft“,

Die Zukunft der Ernährung ist pflanzlich

Um eine Agrarwende einzuleiten, fordert der Tierrechtsverband eine Reform der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Sinne von mehr Tier-, Klima- und Artenschutz. Der Green Deal mit der Biodiversitätsstrategie und der EU-Agrarstrategie “Vom Hof auf den Tisch“ hätten das Potenzial für einen Systemwechsel in der Landwirtschaft. Zudem fordert der Verband im Rahmen einer Gesamtstrategie eine drastische Reduktion der Tierbestände, eine flächengebundene Tierhaltung sowie eine Klima-Abgabe auf tierische Produkte. Wichtig seien außerdem Anbauförderungen von Konsum-Leguminosen wie Soja, Lupine und Erbsen und Umstellungs- und Ausstiegsförderungen für Landwirte, die auf die Produktion pflanzlicher Eiweißträger umstellen wollten.

 

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