Indem Emmanuel Macron den Bau eines neuen Flugzeugträgers im Namen der „Macht” rechtfertigte, kündigte er nicht nur ein Militärprogramm an, sondern bekräftigte auch eine Weltanschauung, nach der der Platz eines Landes in der internationalen Ordnung an seinem militärischen Arsenal und seiner Zerstörungskraft gemessen wird.
Diese Vorstellung sollte als das bezeichnet werden, was sie ist: eine Ideologie militarisierter Macht, die tief in der Geschichte kriegerischer Staaten verwurzelt ist, aber für die heutigen Realitäten zunehmend unangemessen ist.
Der Flugzeugträger ist das Fetischobjekt dieser Ideologie. Er dient weder der Verteidigung eines Territoriums noch dem Schutz der Bevölkerung. Er ist dafür konzipiert, weitreichende Schläge zu führen, schnell einzugreifen und durch die Androhung oder Anwendung von Waffengewalt Druck auszuüben. Er verkörpert eine alte politische Doktrin, die auf Abschreckung durch die Androhung von Zerstörung basiert. Wenn er als Garant für internationale Glaubwürdigkeit angeführt wird, bedeutet das, dass Krieg nach wie vor als ultimatives Ziel der Politik betrachtet wird und die Anhäufung von Waffen als Maßstab für die internationale Anerkennung eines Landes dient. Diese Besessenheit von militärischer Macht offenbart einen tief verwurzelten strategischen Machismo, der den politischen Wert eines Staates weiterhin an seiner Zerstörungskraft misst – als wäre bewaffnete Gewalt der ultimative Beweis für die Männlichkeit eines Staates.
Diese Logik der „Macht” hat jedoch ihre Grenzen aufgezeigt. Sie hat weder die Zunahme bewaffneter Konflikte verhindert, noch hat sie internationale Stabilität garantiert. Im Gegenteil: Sie schürt das Wettrüsten, strategische Eskalationen und diplomatische Blockaden. Da jeder Staat danach strebt, „mächtig zu bleiben”, tragen alle zu einer instabileren und gefährlicheren Welt bei. Um es klar zu sagen: Militärische Macht schafft keine Sicherheit, sondern führt zu systemischer Unsicherheit.
Auf haushaltspolitischer Ebene führt diese Ideologie zu einer massiven Umleitung von Ressourcen. Die Milliarden, die in einen Flugzeugträger investiert werden, fehlen an anderer Stelle dringend: für Konfliktprävention, Klimaanpassung, die Steigerung der Widerstandsfähigkeit von Gebieten, öffentliche Dienstleistungen und internationale Solidarität. Hinter der martialischen Rhetorik, der der Präsident aus Mangel an einer anderen Präsenz auf der internationalen Bühne nachgibt, verbirgt sich die Entscheidung, lieber in zerstörerische Fähigkeiten als in Schutzmaßnahmen zu investieren.
Zu dieser strategischen Rechtfertigung kommt ein wirtschaftliches Alibi hinzu: Laut Emmanuel Macron wäre dieser Flugzeugträger gut für die Wirtschaft. Damit greift er einen alten Mythos des Militarismus auf, nämlich den einer „Kriegswirtschaft”, die als Wachstumsmotor dargestellt wird. In Wirklichkeit werden durch die Militärausgaben jedoch Milliarden an öffentlichen Geldern zugunsten eines konzentrierten, undurchsichtigen und wenig nachhaltige Arbeitsplätze schaffenden militärisch-industriellen Komplexes umgeleitet. Die Darstellung von Rüstung als Wirtschaftsmotor läuft somit auf eine Normalisierung einer militarisierten Wirtschaft hinaus, in der die Vorbereitung auf den Krieg zu einem akzeptablen Ziel der Wirtschaftspolitik wird.
Diese Entscheidung bindet das Land jedoch für mehrere Generationen, ohne dass es dafür ein ausdrückliches demokratisches Mandat gibt. Der Bau des neuen Flugzeugträgers war weder Gegenstand einer parlamentarischen Debatte noch einer öffentlichen Beratung, geschweige denn wurde die Zustimmung der Bürger eingeholt. Sie wurde an der Spitze der Exekutive in einem präsidentiellen Rahmen getroffen, in dem die Militärstrategie als reservierter Bereich behandelt wird, der der üblichen demokratischen Kontrolle entzogen ist. Diese Vereinnahmung der Debatte ist bezeichnend: Je militarisierter eine Entscheidung ist, desto eher entzieht sie sich der Kontrolle durch Bürger und Parlament – als ob die Streitkräfte eher Schweigen als Zustimmung erforderten.
Aus ökologischer Sicht ist diese Flucht nach vorn noch weniger zu rechtfertigen. Militarismus ist eines der großen Tabuthemen der Klimakrise. Schwerindustrie, kolossaler Energieverbrauch, massive Emissionen, Versiegelung der Umwelt: All das widerspricht den ohnehin schon kaum eingehaltenen Klimaschutzverpflichtungen. Doch die Militärmacht maßt sich ein ökologisches Sonderrecht an, als ob das Überleben des Planeten im Namen einer ebenso illusorischen wie zerstörerischen militärischen Souveränität aufs Spiel gesetzt werden könnte.
Schließlich trägt dieses Programm, weit davon entfernt, die kollektive Sicherheit zu stärken, objektiv dazu bei, das Kriegsrisiko zu erhöhen – insbesondere in Europa. Vor dem Hintergrund einer beschleunigten Militarisierung der internationalen Beziehungen fördert die Hinzufügung eines neuen Instruments zur Projektion militärischer Macht eher eine Eskalations- als eine Deeskalationslogik. Jede Demonstration militärischer Macht erfordert eine Reaktion und jede Eskalation schränkt den diplomatischen Spielraum ein. Die als Abschreckung präsentierte Militärmacht wird in Wirklichkeit zu einem zusätzlichen Faktor der Instabilität und zieht Europa in eine Spirale hinein, in der Sicherheit gegen andere und nicht mit ihnen gedacht wird.
Strategisch gesehen ist der Flugzeugträger ein Anachronismus. Er ist angesichts neuer Technologien verwundbar, von einer komplexen Logistikkette abhängig und hybriden Konflikten ausgesetzt. Somit verkörpert er einen Krieg der Vergangenheit in einer Welt sozialer, klimatischer und informationeller Bedrohungen. In diese Richtung weiterzumachen, bedeutet, doktrinäre Trägheit mit einem trügerischen Anschein strategischer Klarheit zu überdecken.
Diese Entscheidung offenbart vor allem die Unfähigkeit, Sicherheit anders zu denken. Militärische Macht wird weiterhin als Fähigkeit definiert, zu bedrohen und zu dominieren, statt als Fähigkeit, gemeinsam zu verhindern, zu beruhigen und Widerstand zu leisten, ohne zu zerstören. Dabei ist ein anderes Verständnis von Macht möglich und notwendig.
Die wahre Macht des 21. Jahrhunderts liegt nicht in Kriegsflotten und immer ausgefeilteren, zerstörerischeren Waffen, sondern in der Solidität der Gesellschaften, ihrem Zusammenhalt und ihrer Fähigkeit, Krisen zu bewältigen, ohne in Gewalt und Spaltung zu versinken. Diese friedliche Macht wird durch Diplomatie, internationales Recht und Zusammenarbeit aufgebaut, aber auch durch die Entwicklung ziviler Fähigkeiten zu gewaltfreiem Widerstand, kollektivem Ungehorsam und sozialer Verteidigung, um jedem Versuch der Destabilisierung und Machtübernahme entgegenzuwirken. Es handelt sich um eine zivile Macht, die schützt und Widerstand leistet, ohne das zu zerstören, was sie zu verteidigen vorgibt.
Die Ablehnung dieses Flugzeugträgers bedeutet also nicht, sich für Ohnmacht zu entscheiden. Vielmehr bedeutet sie, eine archaische und tödliche Macht abzulehnen, um ihr eine anspruchsvollere politische Macht entgegenzusetzen: die Macht von Gesellschaften, die sich ohne Krieg verteidigen können, die für ihre Sicherheit nicht auf Militarisierung angewiesen sind und die endlich die Illusion durchbrechen, dass Frieden aus der permanenten Bedrohung durch Waffen entsteht.
Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Kornelia Henrichmann vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!









