Nach vierzig aufeinanderfolgenden Tagen mit Mahnwachen in verschiedenen Gemeinden des Veltlins und des Valchiavenna zur Unterstützung von Gaza, der Global Sumud Flotilla (GSF) und der Freedom Flotilla haben sich die Aktivist:innen am Samstag, in Ponte in Valtellina getroffen, um einen Abschnitt abzuschließen und einen neuen einzuleiten. Anstelle der „Segel für Gaza“ mit dem Symbol der GSF, die an den Segelclub zurückgegeben wurden, der sie zur Verfügung gestellt hatte, werden die Mahnwachen künftig einmal pro Woche – wechselnd an verschiedenen Wochentagen – stattfinden, um dauerhaft präsent zu bleiben. Sie werden dabei von einem Olivenbaum begleitet, dem Symbol für Frieden und Fürsorge.


Jetzt ist es aber Zeit für eine Bilanz und ein Dankeschön, und so haben Vertretende der Mahnwachen von Bormio, Tirano, Ponte, Morbegno, Chiesa Valmalenco, Chiavenna und Sondrio das Wort ergriffen und ein Gedicht im Namen der Gruppe von Talamona vorgelesen. Alle waren sich einig, wie befriedigend sie die Momente des Austauschs, der Zusammengehörigkeit, Kreativität und Geselligkeit, die dieser anspruchsvolle tägliche Termin ermöglichte, erlebt hatten. Dort konnten sich Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedener Herkunft treffen – oft mit einer überraschend hohen Beteiligung – und aus dem Gefühl der Ohnmacht heraustreten, das durch die Gräueltaten in Gaza ausgelöst wurde. Sie würdigten die Global Sumud Flotilla dafür, dass sie vieler Menschen Gewissen bewegt und geweckt und die Taten einzelner Personen und ganzer Gruppen aufgewertet hat. Jetzt müssen wir weiter das Augenmerk auf Palästina richten und an die großen Proteste von Ende September und Anfang Oktober anknüpfen, bei denen Italien für einmal anderen Ländern ein Beispiel war.
Franco Biscotti, Bürgermeister von Ponte in Valtellina, hielt eine kurze Rede und drückte darin aus, wie froh er ist, dass seine Gemeinde für diesen symbolischen Etappenstopp ausgewählt wurde, der durch das Geschenk eines Olivenbaums – ein heiliger Baum für die Palästinenser:innen – besiegelt wurde.
Die Familie von Suh Bargauan, der mit der Global Sumud Flotilla mitgesegelt ist, bedankte sich bei allen für die Unterstützung, und Suh selbst ergriff dann das Wort und erinnerte an die Welle der Empörung und der Hoffnung, die so viele Menschen auf der Suche nach Orientierung vereint hat. Er stellte die Widerstandsbewegung, die sich um Beziehungen, Gemeinschaften und Fürsorge herum organisiert, einem System gegenüber, das auf Profit und Angst basiert. Der vom Bürgermeister gespendete Olivenbaum wurde schließlich, umringt von Kindern, in einer intensiven und bewegenden, weltlichen Zeremonie eingepflanzt.


Nach einer gemütlichen Pause mit salzigen und süßen Leckereien, die die Teilnehmenden mitgebracht hatten, ging es im nahen gelegenen Theater weiter mit einem spannenden Einblick in die Verflechtung der Interessen, Investitionen und Geschäfte, die Israel mit der Europäischen Union verbinden. Francesca Bellini von Altreconomia hat die Inhalte ihres Artikels vom letzten Juli aufgegriffen, und zu ihren Erklärungen hat sich Jasper van Teeffelen, ein junger niederländischer Forscher vom unabhängigen Zentrum Somo, zugeschaltet, übersetzt von Rosanna von Assopace Palestina. Dabei wurde deutlich, dass Europa der weltweit größte Investor in Israel und der Hauptempfänger israelischer Investitionen ist, wobei die Niederlande, bekannt als Steueroase, allein für zwei Drittel der israelischen Investitionen in der Europäischen Union verantwortlich sind – deutlich mehr als Deutschland und die Vereinigten Staaten. Es ist daher kein Wunder, dass bei Sanktionen gegen Russland und Israel mit zweierlei Maß gemessen wird. Die Zurückhaltung Europas, die Handelsbeziehungen zu Israel abzubrechen und ein Waffenembargo zu beschließen, hat also nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Gründe – ein zutiefst empörendes Szenario.
Aber die Journalistin und der Forscher betonten auch, wie stark das Bewusstsein der Öffentlichkeit wächst, je mehr diese schreckliche Realität ans Licht kommt. Sie riefen dazu auf, den Druck auf die Regierungen, die sich mitschuldig am Völkermord machen, aufrechtzuerhalten und weiterhin diejenigen anzuprangern, die davon profitieren.
Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!









