Die Freedom Flotilla ist eine internationale Koalition aus ganz normalen Menschen, Aktivist:innen und humanitären Helfer:innen, die Druck auf die israelische Regierung ausüben will, um die verheerende Belagerung des palästinensischen Volkes zu beenden – eine Belagerung, die seit 1948 andauert und sich durch immer brutalere Übergriffe verschärft hat, bis hin zur Errichtung des Gazastreifens, des größten Freiluftgefängnis der Welt.

Mit dem massiven Rechtsruck der letzten zwanzig Jahre bis hin zur aktuellen Regierungskoalition, die von ultrakonservativen und islamfeindlichen Fraktionen kontrolliert wird, ist die Belagerung – laut dem israelischen Historiker Ilan Pappé die faule Frucht eines gegen das palästinensische Volk gerichteten Siedler-Kolonialismus – sogar zu einem Völkermord geworden: eine weltweit medial übertragene Vernichtung, bei der Bilder und Zahlen mit Fake News wetteifern, die die Realität der Tatsachen leugnen.

Zurück zur Freedom Flotilla und dem Fall des Schiffes Handala: Das Ziel ist, die illegale Blockade der humanitären Hilfe zu durchbrechen und in den einzigen Korridor, den Hafen von Gaza, einzufahren, der theoretisch keine „Erlaubnis” der israelischen Regierung braucht, da er ja palästinensisches Gebiet ist. Das wichtigste Ziel ist aber, eine Bresche in die gnadenlose Mauer der Gleichgültigkeit zu schlagen, einen Hoffnungsschimmer gegen den Völkermord und dabei haben uns wie immer die Kinder aus Sizilien und Apulien mit ihren Spielsachen für ihre kleinen Brüder und Schwestern in Gaza geholfen.

Obwohl Israel nicht das Recht hatte, das Schiff anzugreifen, die Crew zu entführen und dann festzuhalten und in das eigene Land zu bringen, hat es diesen Akt trotzdem begangen und damit einen nicht angekündigten Krieg begonnen: ein unprovozierter Angriff stellt nämlich ein Kriegsverbrechen (Art. 8 des Römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs). Wie Ann Wright, Mitglied des Lenkungsausschusses der Freedom Flotilla, erklärte, „geht es hier nicht um eine Frage der innerstaatlichen israelischen Gerichtsbarkeit. Es handelt sich um ausländische Staatsbürger, die in internationalen Gewässern nach internationalem Recht handeln. Ihre Inhaftierung ist willkürlich, illegal und muss beendet werden”.

In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 2025 griff die israelische Armee in internationalen Gewässern, 40 Seemeilen vor der Küste Gazas, an – ein weiteres von zahlreichen Verbrechen Israels, das unter völliger Missachtung des Völkerrechts begangen wurde. Die 21 Mitglieder der Freedom Flottilla wurden entführt und inhaftiert. Sie bekamen die Möglichkeit, sofort zurückgeschickt zu werden, wenn sie ein vorgefertigtes Dokument unterschreiben würden, aber einige von ihnen haben dies abgelehnt und werden weiterhin inhaftiert, bis ihr Verfahren zur Zwangsausweisung stattfindet, theoretisch nach 72 Stunden und nach einem Schnellverfahren mit der absurden Anklage der „illegalen Einwanderung”: Aufgrund dieser fantasievollen Anschuldigung hätte der Staat Israel niemals gegründet werden dürfen!

Antonio Mazzeo, einer der beiden Italiener, die sich entschieden hatten, sofort nach Italien zurückzukehren, beantwortete zunächst die typischen Fragen der Mainstream-Medien – etwa ‚Wie wurden Sie behandelt?‘, ‚Wo sind die anderen Besatzungsmitglieder?‘ oder ‚Wann werden sie freigelassen?‘. Dabei versuchte er stets, das Gespräch auf die tragische Lage in Gaza, die Massaker, den Völkermord und die Mitschuld der westlichen Regierungen zu lenken – allen voran auf Italien, das dem Duo USA-Israel besonders treu ergeben ist. Anschließend ging er auf einen der bewegendsten Aspekte der Mission ein.

Antonio, erzähl uns von den Spielsachen und warum du diese Geschenke mitbringst – ein Symbol für die Verbundenheit zwischen den Kindern von Syrakus und Gallipoli (der letzten Station vor der Abfahrt zur palästinensischen Küste) und ihren Geschwistern, die noch immer unter den Bomben in Gaza sterben.

Die Tatsache, dass das Schiff Handala heisst, eine Comicfigur, mit der ganze Generationen junger Palästinenser aufgewachsen sind, hatte eine besondere Bedeutung. Wir waren nicht eines der vielen humanitären Schiffe, die versucht haben, die Blockade zu durchbrechen, sondern ein Schiff, das vor allem für die Beziehung zu Kindern gedacht war. Das Schiff wurde „bereichert“, was zeigt, wie sehr dieses Signal verstanden wurde, als es in Syrakus und Gallipoli Halt machte und von Hunderten von Kindern besucht wurde. Sie wollten genau das Schiff Handala sehen, das ihren Freunden in Gaza Hilfe brachte! Alle hatten das Bedürfnis, etwas mitzubringen, in diesem Fall Puppen, Plüschtiere und Spielzeug.

Das Schönste und Bewegendste passierte am Morgen unserer Ankunft in Ashdod. Es dämmerte gerade, wir lagen alle auf dem Deck und ich bemerkte, dass jede:r von uns mit einem der Plüschtiere schlief, mit denen wir die letzten 10 Tage verbracht hatten. Wir sprechen dabei von Leuten zwischen 70 und 25 Jahren! Auch ich habe ein Souvenir von der Handala mitgenommen, eine dieser Puppen. Das ist vielleicht das Schönste, das schönste Zeichen, denn wahrscheinlich haben alle Kinder dieser Welt, auch die Kinder, denen Menschlichkeit verwehrt wird, die Kinder von Gaza, dem unmenschlichsten und entmenschlichendsten Ort, den es gibt, das gleiche Bedürfnis nach Schutz und Zärtlichkeit. Die Kinder hätten ein Schiff sehen können, das Hilfsgüter brachte, aber vor allem die Geschenke ihrer Cousins und Cousinen auf der anderen Seite des Mittelmeers. Das ist wirklich ein Zeichen der Hoffnung auch für unsere jungen Generationen.

Diese Situation, das Sterben durch Hunger und heute der Völkermord durch Hunger in Gaza, erinnert mich nur an ein anderes historisches Ereignis aus den frühen 1960er-Jahren, nach der Unabhängigkeit Nigerias: Damals starben in Biafra Tausende und Abertausende von Kindern, wie heute, aber mit dem Unterschied, dass seitdem 60 Jahre vergangen sind und sich diese Ereignisse immer noch wiederholen. Außerdem handelte es sich damals um eine Art Bürgerkrieg, der sich komplett innerhalb eines Staates abspielte, während wir heute einen Staat sehen, der einen anderen Staat besetzt und dessen Bevölkerung aushungert.

Antonio, ich möchte dir den Dank von Nancy Hamad übermitteln, einer Studentin der Wirtschaftswissenschaften in Gaza, mit der ich direkt in Kontakt stehe. Als ich ihr von dieser Initiative erzählte, bat sie mich, dir mitzuteilen, wie wichtig diese moralische Unterstützung für alle dort ist.

Vielen Dank euch allen!

Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!