Der Präsident der Republik präsentiert seinen „freiwilligen nationalen Militärdienst“ als eine Maßnahme des gesunden Menschenverstands. Da die Welt gefährlich sei, müsse man die Jugend darauf vorbereiten, Waffen zu tragen. So lautet die Schlussfolgerung. Das ist die geforderte „Verantwortung“. Aber hinter dieser Fassade des „Realismus“ verbirgt sich eine einfache Wahrheit: Dieser Dienst bereitet nicht auf den Frieden vor. Er bereitet auf den Krieg vor. Vor allem verankert er ihn in den Köpfen. Und genau deshalb muss man ihn ablehnen.
Wir brauchen den Mut, zu sagen, was dieser Dienst wirklich bedeutet: lernen, mit Waffen umzugehen, zu kämpfen und zu töten. Unabhängig von sprachlichen Beschönigungsmaßnahmen bildet der Militärdienst zum Einsatz tödlicher Gewalt aus. Wollen wir das wirklich 18-Jährigen auftragen? Ist das wirklich der Weg, wie man die Zivilgesellschaft aufbaut?
Mit der Wiedereinführung einer militärischen Regelung, auch wenn sie freiwillig ist, bringt der Staat eine alte Gleichung wieder auf den Tisch: guter Bürger = potenzieller Soldat. Der Staat stellt sich so die Jugend als mobilisierbares Reservoir vor. Eine autoritäre und anachronistische Sichtweise, die die staatsbürgerliche Bildung auf das Erlernen von Gehorsam und bewaffneter Gewalt reduziert.
Der Militärdienst wird mit der Bedrohung gerechtfertigt. Die Botschaft ist klar: Die Welt ist gefährlich, also müssen wir uns bewaffnen.
Aber wenn die Angst zum Schwerpunkt einer öffentlichen Politik wird, verengt sich das Feld der Möglichkeiten. Sie sperrt die Gesellschaft in genau der Logik ein, die sie zu bekämpfen glaubt. Je mehr man den Krieg vorbereitet, desto vorstellbarer wird der Krieg. Je mehr man die Gemüter an das Worst-Case-Szenario gewöhnt, desto mehr drängt es sich zum realen Horizont auf. Nie ist der Frieden aus der Angst herausgekommen. Niemals.
Es wird von Engagement, Durchmischung, Über-sich-selbst-Hinauswachsen gesprochen. Man verspricht uns eine zusammengewachsenere und verantwortungsvollere Jugend. Aber von welcher Verantwortung spricht man, wenn die zentrale Erfahrung die Unterwerfung unter die Hierarchie, der reflexartige Gehorsam, das Marschieren und das Erlernen des Griffs zur Waffe ist? Dies den „Dienst an der Nation“ zu nennen, ist widersinnig.
Die Nation braucht eine erfinderische, kritische, solidarische Jugend, die kooperieren, aufbauen und wiederherstellen kann. Dazu ist sie bereits in der Lage. Keine in der militärischen Disziplin geformte Jugend, wo der kritische Geist hinter dem Reflex des Ausführens zurücktritt. Ein staatsbürgerschaftliches Engagement, das durch Gehorsam erlernt wird, ist nicht mehr staatsbürgerschaftliches Engagement. Es ist Unterwerfung.
Täuschen wir uns nicht, dieser Militärdienst ist keine isolierte Maßnahme. Er fügt sich in einen klaren Kurs ein. Seit zwei Jahren spricht die Exekutive von „Kriegswirtschaft“, erhöht massiv die Militärbudgets und normalisiert die Präsenz des Militärs im zivilen Raum. Der Militärdienst ist die logische Fortsetzung. Es geht darum, einen Nährboden für mobilisierbare Jugendliche zu schaffen, die Armee als moralisches Vorbild dauerhaft zu installieren, dem Militär die Rolle des sozialen Kitts zu übertragen und vor allem die Bevölkerung an die Idee zu gewöhnen, dass der Krieg unvermeidbar ist. Es ist eine Flucht nach vorne, die die Gesellschaft von den lebenswichtigen Notsituationen ablenkt: Ökologie, soziale Gerechtigkeit, Bildung, Gesundheit, Demokratie. Während wir die Jugend bewaffnen, entwaffnen wir alles, was das Wesentliche eines Zusammenlebens ist.
Es gibt nie eine einzige Antwort auf eine Bedrohung. Die Geschichte hat bewiesen, dass sich ein Land anders verteidigen kann als mit Waffen nämlich durch Nicht-Kooperation und massenhaftem zivilen Ungehorsam, durch widerstandsfähige Institutionen, durch soziale Mobilisierung, durch Solidaritätsnetzwerke, die ein Territorium für einen Besatzer unregierbar machen können. Das ist die Logik der gewaltfreien Zivilverteidigung. Sie leugnet nicht die Bedrohung, sie verweigert nur, dass die einzig mögliche Antwort militärisch sein sollte. Sie setzt auf die Gesellschaft, nicht auf das Waffenarsenal. Auf Kooperation, nicht auf bewaffneten Gehorsam.
Dieser freiwillige Militärdienst ist in Wirklichkeit eine Entscheidung der Gesellschaft. Er sagt uns, welche Zukunft man sich für die Jugend vorstellt. Es ist eine Zukunft in der Militäruniform, eine Zukunft, in der die erste Ausübung der Staatsbürgerschaft darin besteht, die sogenannte legitime Gewalt zu erlernen. Wir können einen anderen Weg wählen und in einen anderen Horizont investieren.
Der Friede fällt niemals vom Himmel. Er geht nicht aus Angst, Waffen oder militärischer Ausbildung hervor. Er wird aus einer Gesellschaft geboren, die in Gerechtigkeit, Bildung, Zusammenarbeit und kollektive Widerstandsfähigkeit investiert. Die Verweigerung des Militärdienstes bedeutet nicht, die Bedrohungen zu leugnen, sondern den kriegerischen Fatalismus abzulehnen. Die Verweigerung bekräftigt, dass die Sicherheit eines Landes durch die Stärke seiner Zivilgesellschaft aufgebaut wird und nicht durch die Folgsamkeit seiner bewaffneten Jugend. Das ist eine klare politische Handlung: In dieser unruhigen Welt entscheiden wir uns dafür, Frieden statt Krieg vorzubereiten. Mit den Mitteln des Friedens den Frieden vorbereiten. Denn das ist die einzige Konsequenz, die es wert ist.
Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Christine Richter vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!
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