Am 16. September jährt sich zum 15. Mal der Todestag von Mario Luis Rodríguez Cobos, der unter dem Namen Silo bekannt wurde.

Hunderttausende Menschen lernten seine Lehren kennen und leisteten ihren Beitrag zu seinem großen und bedeutenden Projekt, die Erde menschlich zu machen. Dieses Ziel lebt bis heute weiter und wächst in den Herzen von Menschen aller Kulturen.

Die aktuellen Umstände mögen Aspekte aufweisen, die nichts mit der Humanisierung der Welt zu tun haben. Der Völkermord an den Palästinensern, die endlosen Kriege in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan und in der Ukraine sowie die bedrohliche militärische Präsenz der Vereinigten Staaten in der Karibik sind Beispiele dafür.

Die Anhäufung von Reichtum in den Händen von Finanzkonzernen, die mit ihrer wirtschaftlichen Macht Hunger und Armut für große Teile der Menschheit verursachen, die fortgesetzte Ausbeutung des Lebensraums, der irrationale Anstieg von Hassreden sowie die pandemische Zunahme von psychischen Gesundheitsproblemen sind Beweise für das Scheitern eines anachronistischen Systems, das der menschlichen Entwicklung nicht mehr dient.

Die politischen Modelle, die im Industriezeitalter als Rebellion gegen die veralteten Monarchien entstanden sind, sind heute eine entartete Karikatur der Demokratie. Heuchelei und Gleichgültigkeit grassieren im Bereich der internationalen Beziehungen und untergraben die Möglichkeit der Verständigung und Zusammenarbeit zwischen den Völkern.

Ist angesichts dieser Lage die mutige Forderung, die Welt zu humanisieren, zu einer offensichtlichen Naivität geworden? Ist der Vorschlag von Silo, sich zu einem solidarischen Menschen zu entwickeln, der sich der Kraft seiner Absichten bewusst ist, um äußere und innere Realitäten zu verändern, eine unerreichbare Chimäre?

Wer niedergeschlagen oder verwirrt die Geschichte durch die Brille einer bestimmten Situation betrachtet, glaubt das vielleicht und widmet sich dem Lecken der Wunden einer nicht existierenden Niederlage seiner besten Ideale und Bestrebungen.

Man kann jedoch auch einen anderen Blickwinkel einnehmen oder schlicht die Notwendigkeit betonen, die Perspektive zu wechseln, um die Sicht zu klären. Heute kann man erkennen, dass, wie Silo anlässlich des dreißigjährigen Jubiläums der Humanistischen Bewegung sagte, „eine neue Zivilisation entsteht, die erste planetarische Zivilisation in der Geschichte der Menschheit. Und daher werden die Krisen, die jetzt und in naher Zukunft noch auf uns zukommen, trotz ihres Unglücks dazu dienen, diese letzte Phase der menschlichen Vorgeschichte zu überwinden …”

Der humanistische Vordenker gab sich nicht mit übertrieben optimistischen Aussagen zufrieden, sondern er erkannte den unaufhaltsamen Prozess der Vernetzung der Völker, der weit über die Kleinlichkeit der kapitalistischen Globalisierung hinausgeht.

Der Mensch ist gewachsen, wiederholte Silo unzählige Male, und deshalb ist ihm sein bisheriges Gewand zu eng geworden. Dieses Gewand steht sinnbildlich für eine soziale Organisation und ein Wertesystem, die auf Gewalt basieren und sich auf Ausbeutung und Diskriminierung stützen. Es steht auch für eine mentale Landschaft, in der sich die eigene Psyche vom Rest des sozialen Gefüges abgekoppelt hat, indem sie nur sich selbst glaubt und eine hermetische Blase stärkt, die gegenüber dem, was anderen widerfährt, unempfindlich ist.

Das Wachstum der Spezies spiegelt sich in zahlreichen eindeutigen Indikatoren wider, insbesondere in Bezug auf die äußeren Lebensbedingungen. Dadurch wird die Notwendigkeit und Dringlichkeit eines neuen qualitativen Sprungs erkennbar, vergleichbar mit der Erzeugung von Feuer, dem Einritzen von Erinnerungen in Höhlenwände, der Weitergabe von Wissen durch das Alphabet und den Buchdruck sowie dem Flug ins All. All diese Veränderungen wurden jedes Mal von einer Rebellion des Geistes begleitet, diesem unbeugsamen und unvergänglichen Motor gigantischer Heldentaten.

Welcher Sprung entspricht dieser Zeit? Welcher Ruf drängt aus den Tiefen unseres Seins? Welche Horizonte fordert der menschliche Geist, um seinen ewigen Weg fortzusetzen und die Hindernisse und Widerstände der Gegenwart zu überwinden?

Zweifellos ist es ein Sinn im Leben, der den Menschen in seiner schöpferischen und transformierenden Fähigkeit anerkennt. Ein Sinn, der das unbegrenzte Wachstum der Freiheit aller Menschen auf der Erde fördert – ein Wachstum, das selbst durch die Absurdität des Todes nicht erschöpft wird. Ein Sinn, der es ermöglicht, das Irdische und das Ewige, das Alltägliche und das Heilige zu vereinen. Ein Sinn, in dem der Glaube Begleiter von Vernunft und Wissenschaft ist. Ein Sinn, der die Vielfalt als Reichtum im Rahmen der Konvergenz hin zu einer universellen menschlichen Nation schätzt.

Unbestreitbarer Ausdruck dieses Sinns sind seit jeher die Vorschläge, die den Siloismus in seiner Entwicklung geprägt haben. Es sind Ideen und Handlungen, die über vorübergehenden Erfolg oder Misserfolg hinausgehen. Sie beruhen auf der Betrachtung des Menschen als zentralen Wert, der Förderung von Chancengleichheit für alle, der Anerkennung von Vielfalt und dem Widerspruch gegen jegliche Form von Diskriminierung. Sie fördern die Gedankenfreiheit und bekämpfen jede Form von Gewalt. Diese Ideen und die Verpflichtung, einen Lebensstil und eine Art der Beziehung zu entwickeln, die durch den Satz „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest!” gekennzeichnet sind, bilden den Keim für die Welt der Zukunft.

Um seinen ersehnten Utopien näherzukommen, hat sich der Siloismus mit transformativen Konzepten im Bereich des sozialen und politischen Handelns ausgestattet, zahlreiche Organisationen gegründet und Grundlagen sowie Praktiken für den persönlichen Wandel entwickelt. Diese begleiten das revolutionäre Verhalten und Engagement und verleihen ihm Konsistenz. Zwei zentrale Elemente bilden die Grundlage dieser Arbeiten: Einerseits die Gewissheit, dass der Mensch seine eigene Natur verändern kann, und andererseits die Bestätigung der engen Verbindung zwischen dem Inneren des Menschen und seinem sozialen Umfeld.

Der große Beitrag des Universalistischen Humanismus in diesem historischen Moment ist die gleichzeitige und komplementäre Auseinandersetzung mit beiden Aspekten der würdigsten aller Ursachen, deren Mission es ist, Schmerz und Leid zu überwinden.

Während der Neue Humanismus und Silos Botschaft heute ihren unaufhaltsamen Vormarsch in alle Kulturen der Erde fortsetzen, bekräftigen wir, dass es keine äußere Veränderung in der Welt geben wird, wenn wir uns nicht bemühen, sie mit inneren Veränderungen zu begleiten. Und mit gleicher Gewissheit verkünden wir: Es wird keine innere Veränderung geben, wenn wir uns nicht bemühen, die äußeren Umstände zu verändern, in denen wir leben.

Die Unermesslichkeit der dreifachen Revolution – sozial, kulturell und psychisch –, die Silo vorschlägt, lässt sich nicht in einem kurzen Artikel zusammenfassen, der sich auf einige wenige Eindrücke seines großartigen Werks beschränkt. Dieser Beitrag erfüllt lediglich das bescheidene Ziel, von der bewegenden Erfahrung zu berichten, an diesem revolutionären humanistischen Prozess teilzunehmen.

Auf diese Weise gedenken wir mit tiefer und aufrichtiger Dankbarkeit Silos freiem Flug in die Unsterblichkeit und feiern mit großer Freude das Vermächtnis eines Vorreiters. Für alle: Frieden, Kraft und Freude!

Die Übersetzung aus dem Spanischen wurde von Kornelia Henrichmann vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!