Am 6. August, genau vor achtzig Jahren, im Jahr 1945, warfen die Vereinigten Staaten von Amerika die Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima ab. Sie legte die Stadt in Schutt und Asche und verwandelte einen Großteil ihrer Einwohner in Staub.

Offensichtlich noch nicht zufrieden mit dieser Aktion, befahl US-Präsident Truman den Abwurf einer weiteren Atombombe, die am 9. August die Stadt Nagasaki zerstörte.
Gedenken ist wichtig: Letztes Jahr teilte der Bürgermeister von Nagasaki dem israelischen Botschafter mit, dass seine Teilnahme an der Gedenkfeier aus Respekt vor den Opfern in Gaza nicht erwünscht sei.

Die Botschafter der meisten westlichen Länder, die sich mitschuldig am laufenden Genozid gemacht haben, verurteilten natürlich die unangemessenen und unüberlegten Worte des Bürgermeisters und blieben der Feier fern, allen voran der US-Botschafter, gefolgt von den Handlangern der Vasallenstaaten.
„Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.“ Das ist die Paraphrase eines Sprichworts aus der jüdischen Mischna.

Wie viel ist also ein Menschenleben wert? So viel wie die ganze Welt. Was ist das Leben eines Kindes wert? Diese Frage sollte man den Eltern stellen, die das Glück oder das Unglück hatten, einen Angriff zu überleben, der von irgendwo und von irgendwem ausgegangen ist. Vor einem Bildschirm, der Mord und Massaker entfremdet und entmenschlicht.

Das wollte ich anhand der vorliegenden Daten klarstellen: Kiew ist weder massiven Angriffen noch Flächenbombardements ausgesetzt, wie von verschiedenen Medien behauptet wird. Von einem rein rationalen Standpunkt aus betrachtet, ist es eine glatte Lüge, ukrainische Großstädte wie Lemberg, Kiew und Odessa als durch massive russische Angriffe halb zerstört zu beschreiben – ganz zu schweigen von Flächenbombardements.

Dies könnte sogar ein fataler Fehler sein, da dadurch Vergeltungsmaßnahmen gerechtfertigt würden, Verhandlungen unmöglich gemacht würden und die absurde Entscheidung einer beispiellosen europäischen Aufrüstung begünstigt würde, die durch einen in Wirklichkeit nicht existierenden Feind gerechtfertigt würde.

Rational gesehen habe ich Recht: Der Tod von 31 Menschen am 31. Juli berechtigt nicht dazu, von massiven Angriffen auf Kiew zu sprechen. Aber Rationalität ist die eine Sache, Emotionalität die andere. Die Nüchternheit der Zahlen kann die Gesichter, Geschichten und für immer zerstörten Leben nicht ersetzen.

Bevor ich meinen Artikel schrieb, wollte ich daher den Ort des Massakers vom 31. Juli 2025 besuchen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Yurii Sheliazenko gab mir den

Namen des Bezirks und die Adresse des Büros, das den überlebenden Opfern des Angriffs hilft. Opfer, weil sie Angehörige verloren haben, weil sie mehr oder weniger schwer verletzt sind oder weil sie alles verloren haben, einschließlich ihrer beschädigten oder zerstörten Häuser und ihrer verbrannten Autos.
Wir sprechen also von etwa tausend Menschen aus einem Arbeiterviertel am äußersten Rand des riesigen Kiews.

Da ich im Hilfszentrum Soldaten und Polizisten sehe, frage ich lieber eine junge Frau in einem Café. Sie ist sehr freundlich, wie alle Menschen, denen ich bisher begegnet bin, und fragt die Gäste. So habe ich nun eine genaue Adresse auf Google Maps auf meinem Handy. Die Adresse ist „nur” 8 Kilometer entfernt.

„Was soll’s?”, denke ich mir und mache mich auf den Weg. Nach einer Stunde werde ich schlauer und nehme eine Straßenbahn, die in die richtige Richtung fährt. So gelange ich an den Ort, der von der Rakete getroffen wurde.

Ich sehe große Sozialwohnungsblöcke, wie sie in allen Vororten der Welt zu finden sind. Hier sind die Spuren des Krieges deutlich zu sehen: zerbrochene Fensterscheiben, eingestürzte Dächer, verkohlte Autos, die noch immer herumstehen.

Und schließlich das Kriegsverbrechen, der Horror, die Hölle: ein vollständig zerstörtes Gebäude, das nicht durch eine Drohne, sondern durch eine russische Rakete getroffen wurde. Dabei wurden 31 Menschen getötet, darunter sechs Kinder.

Es war herzzerreißend, die halb zerstörte Rutsche des bescheidenen Kinderspielplatzes zu sehen, der aus zwei kleinen Rutschen und zwei Schaukeln bestand. Mitfühlende Hände haben Puppen und Spielzeug, das sie in den Trümmern gefunden hatten, aufgestellt und daneben kleine Lichter platziert. Die vorbeikommenden Menschen haben den fassungslosen und bewegten Blick eines Überlebenden.

Ich setze mich hin und versuche, auf meinem Handy zu schreiben, aber mir kommen die Tränen … Ich bin Grundschullehrer und entsetzt: Sechs Kinder sind dort gestorben, zusammen mit 25 weiteren Menschen, und Hunderte wurden verletzt.

Ich fühle mich auch schuldig: Wie konnte ich nur denken: „Nur 31 Tote”? Zwar gaben mir die nackten Zahlen Recht, doch jedes Leben ist eine ganze Welt, die stirbt, ein Stern, der erlischt …

Der endlose Horror des Genozids in Gaza begräbt unsere Menschlichkeit. Angesichts der Tausenden von Kindern, die in Gaza getötet wurden – sowohl der bestätigten Todesfälle als auch der kleinen Körper, die für immer unter den Trümmern begraben sind –, dachte ich zunächst: Was sind da schon die sechs Kinder, die am 31. Juli in Kiew getötet wurden?

Die Zahlen aus Gaza sind so enorm, dass unser Gehirn sie gar nicht richtig verarbeiten kann. Jedes einzelne Leben ist heilig. Als Atheist sage ich: Es ist die ganze Welt, die stirbt.

Wer auf der einen oder anderen Seite des Dnjepr jetzt Dutzende von Zivilisten tötet, denkt genauso wie diejenigen, die in Gaza über hunderttausend Menschen getötet haben. Und genauso wie diejenigen, die vor achtzig Jahren den Abwurf dieser beiden verfluchten Atombomben angeordnet haben. Sie sind verbrecherische Mörder und regieren im Namen von uns den größten Teil der westlichen Länder.

Wir müssen uns so schnell wie möglich mit Gewaltfreiheit von ihnen befreien, was Aktion und Mut bedeutet und nicht Passivität und Feigheit. Und vor allem „ohne unsere Warmherzigkeit zu verlieren”.

Fotos von . Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Kornelia Henrichmann vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!