Nach drei Jahren, zwei Monaten und fünf Tagen Haft, die Julian Assange im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh verbracht hat, und sechs Jahren, neun Monaten und 23 Tagen, die er als Gejagter in der ecuadorianischen Botschaft in London verbracht hat, hat die britische Innenministerin Priti Patel eine beschämende und gefährliche Entscheidung getroffen und dem Auslieferungsantrag der USA zugestimmt.

Assange läuft daher Gefahr, sein Leben in einem US-Gefängnis zu beenden, wo er eine ungewöhnliche Strafe (bis zu 175 Jahre Haft) für Spionagevergehen verbüßen muss, die nach einem unfairen Verfahren und nach einer Zeit der Isolationshaft verhängt wird.

Diese Geschichte der politischen und juristischen Verfolgung birgt ein großes Paradoxon: Diejenigen, die Kriegsverbrechen begangen haben, laufen weiterhin frei herum und schreiben vielleicht Memoiren, in denen sie sich ihrer Verbrechen rühmen. Diejenigen, die sie anprangerten und Informationen von allgemeinem Interesse veröffentlichten, laufen Gefahr, als Einzige dafür zu bezahlen.

Interne Rechtsbehelfe und Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof werden selbstverständlich fortgesetzt. Es ist heute noch nicht vorbei. Aber heute soll dieses Datum, der 17. Juni 2022, im Kalender als gefährlicher Tag markiert werden: der Tag, an dem die britische Regierung erklärte, dass investigativer Journalismus ein Verbrechen sei, der Tag, an dem der Präzedenzfall geschaffen wurde, dass eine Regierung, die gegen die Pressefreiheit ist, auf dem Territorium anderer Staaten nach „feindlichen Journalisten“ suchen kann, um sie auszuliefern.

Übersetzung aus dem Italienischen von Reto Thumiger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!

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