„Der Weg in die Hölle ist bekanntlich immer mit guten Vorsätzen gepflastert“ (General Vad)

Brigadegeneral und Sicherheitsberater von Kanzlerin Angela Merkel, General Vad a.D., kritisiert die derzeitige deutsche Außenpolitik harsch. In dem u.a. Interview bei n-tv vom 04.03.2022 wendet er sich entschieden gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine: Solche Lieferungen seien potenziell ein „Weg in den Dritten Weltkrieg“.

Zur Anklage gegen Putin wegen völkerrechtswidrigen Vorgehens gibt er zu bedenken: „So völkerrechtswidrig und furchtbar der Ukraine-Krieg auch sei, er stehe doch in einer Kette vergleichbarer Kriege jüngeren Datums. Irak, Syrien, Libyen, Afghanistan – so neu ist das alles nicht“.

Zur Kritik an der Annexion der Krim durch Putin beklagt er einen einseitigen Blickwinkel: „Doch für die Amerikaner gilt bis heute die Monroe-Doktrin, die besagt, dass auf dem amerikanischen Kontinent keine Interventionen fremder Mächte geduldet werden. Und die Karibik ist sicherlich auch eine Einflusssphäre.“

Zu den wahrlich entsetzlichen zivilen Opfern sagt er am Beispiel des Irak-Krieges von 2003: In diesem Krieg – dem Irakkrieg von 2003 – und während der darauf folgenden Besetzung des Landes -seien Hunderttausende von Zivilisten getötet worden. „Damit verglichen, fällt Putin nicht aus dem Rahmen.“

Er fordert Diplomatie: „Wenn wir den Dritten Weltkrieg nicht wollen, müssen wir früher oder später aus dieser militärischen Eskalationslogik raus und Verhandlungen aufnehmen.“

Strategische Partnerschaft versus feministische Außenpolitik

Bemerkenswert ist, dass zahlreiche Generäle – Vad ist wahrlich nicht der einzige- schwerste Bedenken gegen die aktuelle deutsche Politik erheben – gegen deren Positionen. Obwohl sie ja wahrlich „vom Fach sind“ (für die Maßstäbe Deutschlands, nicht für meine) und viele Jahre die Sicherheitspolitik Deutschlands mitbestimmt haben (Stichwort: strategische Partnerschaft), werden ihre Positionen nicht gehört oder gar diskutiert. Die deutsche Außen- und Verteidigungspolitik, die stolz das Attribut „feministisch“ vorangestellt hat, ruft unisono „Waffen, Waffen, Waffen“. Mit der Zugabe „feministisch“ ist ja das Versprechen verbunden, Missstände jedweder Art, nicht nur auf Frauen bezogen aufzuspüren und im praktischen Handeln zu beseitigen. Vor allem beseitigt die feministische deutsche Politik aber erst einmal, und zwar fundamental, eine Diskussion mit den Positionen alternativ denkender Generäle. Diese bringen nun allerdings keine Quengeleien über Marginalien wie veraltete Taschenlampen in der Truppe ein und schütteln auch nur intern den Kopf über Ministerin Lamprecht, die sich beklagt, dass sie nun die Rangabzeichen der Soldaten lernen müsse. Nein, es geht um den Dritten Weltkrieg. Es geht um Überlegungen von höchster Besorgnis getragen, dass diese herrschende Politik geradewegs in den Abgrund führt, und das ist der Dritte Weltkrieg, so sinngemäß Vad.

Deutschland von Putin unterwandert

Aber wahrscheinlich löst sich alles ganz anders auf: Putin hat über viele Jahre schon Deutschland unterwandert, wie wir in den letzten Wochen lernen durften: Siehe Gerhard Schröder, auch Steinmeier, wenn auch die Ukraine nun etwas ausfällig geworden ist (Der Chefredakteur der NZZ hat sich allerdings kürzlich und gewissermaßen „zeitgemäß“ in einem Kommentar ganz auf die Seite der Ukraine geschlagen). Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ist schon gestellt. In der Bildzeitung wurde sie dieser Tage (13.04.2022) großseitig als Marionette – von Putin geführt – dargestellt. Auch Angela Merkel ist bereits in die Schusslinie geraten – da kommt bestimmt noch was. Und ist nicht General Vad Sicherheitsberater von Frau Merkel gewesen? Da haben wir schon ein Indiz.

Indizien allerdings sind Hinweise, aber nicht selbst beweiskräftig. Ich aber kann nun den ultimativen Beweis anführen. Man schaue mal, was General Vad im Interview sagt. Und nun vergleiche man das mal mit den Äußerungen von Ministerin Baerbock! So, was fällt auf? Der erzählt etwas völlig anderes.

Also sag ich doch, da haben wir es oder besser, da haben wir ihn. Diese satirische Einlage zum Schluss sei entschuldigt, leider ist es eine Realsatire.

Aber auch andere Generäle und hochrangige deutsche Diplomaten melden sich mit ähnlichen Einwänden wie Brigadegeneral Vad zu Wort. Es ist die Warnung vor dem Dritten Weltkrieg. Diese scheint allerdings an einer wertebasierten = feministischen deutschen Politik abzuprallen, die ja mit diesem Label versehen, von Haus aus das Monopol für das Gute und Gerechte gepachtet hat. Nicht einmal ein Austausch ist – ganz der Logik des feministischen Ansatzes folgend, dann darüber nötig. Monopol ist nun einmal Monopol. Es darf und muss sogleich gehandelt werden – und wie ist auch klar: Waffen, Waffen, Waffen.

Folgt man den hier angeführten Generälen, ist das der Weg in den Abgrund, dieses Mal allerdings mit edlem Label. Stopp: Bei genauerer Hinsicht und ein wenig Geschichtskenntnis wird man feststellen, das war schon immer so. Und so heißt – ein Waffengang wurde mit einem edlem Label versehen. Das ist also nicht das Alleinstellungsmerkmal, – allerdings und zugebenermaßen das Label „feministisch“ schon.

Auch andere Generäle schlagen Alarm

1. Harald Kujat

Er ist der General der Generäle Deutschlands a.D., General der Luftwaffe, Inspektor der Luftwaffe, Sicherheitsberater mehrerer Kanzler, langjähriger Vorsitzender des NATO-Russland- Rates:

Er sagt seit vielen Jahren, wir müssen sehen, dass auch Putin Sicherheitsinteressen hat. Kujat stand für das Modell „strategische Partnerschaft“ mit Russland und hat immer betont, dass es um einen Ausgleich unterschiedlicher Interessen gehe. Und Vieles mehr – einfach „Harald Kujat“ googlen.

2. Kai Achim Schönbach

Marinechef und Inspektor der Marine musste im Januar 2022 den Dienst quittieren.

Er hatte gesagt: „Was Russlands Präsident Wladimir Putin wirklich wolle, sei „Respekt auf Augenhöhe“, sagte der Vizeadmiral. „Es ist leicht, ihm den Respekt zu geben, den er will – und den er wahrscheinlich auch verdient.“ (Tagesschau 24, 23.1.12022)

Dazu Harald Kujat: „Die Kritik an der Art der Formulierungen Schönbachs sei gerade in einer „aufgeheizten Situation“ zwar verständlich. Im Kern habe dieser aber die amerikanische Position wiedergegeben und damit die des „engsten Verbündeten“ Deutschlands.

Mit Blick auf die derzeit angespannte Lage sagte Kujat: „Es muss doch unser Interesse sein, zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen, zu deeskalieren und auch zu einer Entspannung zu kommen mit Russland und natürlich immer unter Berücksichtigung auch der Sicherheitsinteressen der Ukraine. Das ist doch völlig klar.“ Es könne nicht sein, „dass wir immer nur von Krieg reden und nicht davon, wie ein Krieg verhindert werden kann.“ (tagesschau24, 23.01.2022).

3. Ex-Diplomaten und -Generale rufen zu „Neuanfang im Verhältnis zu Russland“ auf

In dem Aufruf vom 05.12.2021 heißt es u.a.:

  • „Ziel muss es sein, Russland und auch die NATO wieder aus einem konfrontativen Kurs herauszuführen“.
  • „Die NATO sollte aktiv auf Russland zugehen und auf eine Deeskalation der Situation hinwirken“.
  • „Es müssen mithin Win-win-Situationen geschaffen werden, die die derzeitige Blockade überwinden. Dazu gehört die Anerkennung der Sicherheitsinteressen beider Seiten“.

4. Aufrüsten, ja – aber gegen die Bellizisten

Tja, offenbar sind die Zeiten einer „strategischen Partnerschaft“ und eines „Interessensausgleiches“ mit Russland, wofür Harald Kujat und auch die anderen genannten hohen Militärs eingetreten sind, vorbei. Während der Ruf „Waffen, Waffen, Waffen“ vielstimmig und tagaus tagein ertönt, kommen die genannten Generäle nicht einmal als zu diskutierende Minderheitsmeinung vor – bestenfalls mal in einem Interview am Rande, welches auch kein Presseecho erhält.

Darüber kann der ukrainische Botschafter Melnyk, dem etwa dreimal soviel Raum in den Nachrichten eingeräumt wird wie dem Bundeskanzler, nicht klagen.

Ihre beinahe verzweifelten Warnrufe vor einem Marsch in den 3. Weltkrieg – bei weiterem Ausbleiben der Diplomatie und einer Dämonisierung Putins stattdessen – scheinen angesichts des aktuellen Kurses des Westens Warnrufe in die Wüste zu sein. Es ist nicht die Zeit von einer Ironie der Geschichte zu sprechen, dass es ausgerechnet die Generäle, zumeist auch noch die des Kalten Krieges sind, die händeringend dem scheinbar so notwendigen Bellizismus einen Emergency Exit gegenüberstellen oder besser dringend anraten. Die Argumentation und die Urheber dieser Argumentation, nämlich die genannten Generäle, sollte man für Diskussionen im je eigenen Umfeld „im Gepäck“ haben.

Der Originalartikel kann hier besucht werden