Die staatliche Schule „Parque dos Sonhos“ (Park der Träume) in Bolsão 9 in Cubatão an der Küste von São Paulo, Brasilien, wurde von einer internationalen Jury aus Bildungsexperten mit dem Internationalen Preis für die beste Schule der Welt 2025 in der Kategorie „Überwindung von Widrigkeiten” ausgezeichnet.

Diese Auszeichnung würdigt nicht nur eine öffentliche Schule in der brasilianischen Peripherie, sondern symbolisiert auch die Stärke der humanistischen Volksbildung, inspiriert von den Lehren Paulo Freires und des argentinischen Philosophen Mario Rodríguez Cobos (Silo), dessen Vermächtnis zur Verteidigung der Gewaltfreiheit pädagogische Praktiken in verschiedenen Teilen der Welt inspiriert.

Eine Schule, die trotz widriger Umstände aufblüht

Die Schule „Parque dos Sonhos“ ist heute ein internationaler Maßstab für transformative Bildung, die auf den Säulen einer Kultur des Friedens, der Solidarität und der Schülerverantwortung basiert. Die Schule befindet sich in einer Region, die historisch von sozialer Ausgrenzung geprägt ist, und hat ihren Alltag in einen Ort des Dialogs, der Empathie und des kollektiven Handelns verwandelt.

Zu den Projekten, die für die Auszeichnung der Schule ausschlaggebend waren, gehörten:

  • Sport-, Kunst-, und Kulturprogramme mit aktiver Beteiligung der Schüler.
  • Eine „Gewaltfreiheit-Woche“ in Schulen, die jährlich am Geburtstag von Mahatma Gandhi begangen wird und Schüler, Familien und die lokale Gemeinschaft mobilisiert.
  • Die Pädagogik des Neuen Humanismus, eine Bewegung, die die ganzheitliche Entwicklung des Menschen wertschätzt und seine Würde, Freiheit und Fähigkeit zur Veränderung anerkennt.
  • Konfliktmediation und Initiativen zum aktiven Zuhören, die die Häufigkeit von Gewalt an Schulen in der Gemeinde deutlich senkten.

Die Schule zeichnete sich auch dadurch aus, dass sie formale Bildung mit außerschulischen Aktivitäten kombinierte, die das Selbstwertgefühl der Jugendlichen stärkten. Sport, insbesondere Skaten und Volleyball, wurde zu einer tragenden Säulen der Inklusion und des gesunden Zusammenlebens und brachte die Schüler näher an kollektive Praktiken heran, die Disziplin, Solidarität und gegenseitiges Vertrauen fördern. Diese Sportprojekte, die im Dialog mit der Gemeinde durchgeführt wurden, trugen direkt zu einem Gefühl der Zugehörigkeit bei und reduzierten die Schulabbrecherquote.

Eine weitere innovative Initiative ist die von den Schülern herausgegebene Schulzeitung, die zu einem Ort der freien und demokratischen Meinungsäußerung geworden ist. Darin berichten die Schüler von ihren Erfahrungen, prangern Ausgrenzung an und feiern Erfolge. So lernen sie schon früh den Wert verantwortungsvoller Kommunikation und Meinungsfreiheit als Instrumente für aktives bürgerschaftliches Engagement kennen.

Die humanistische Laufbahn von Direktor Régis Marques Ribeiro

An der Spitze der Einrichtung steht der Geschichtslehrer Régis Marques Ribeiro, ein beliebter Pädagoge, humanistischer Aktivist und Menschenrechtsverteidiger.

Mit einem Abschluss in Geschichte von der Unesp in Assis und einem Postgraduiertenabschluss in Erziehung zur Gewaltfreiheit widmet sich Régis seit 20 Jahren der öffentlichen Bildung.

Seine Karriere begann in der Studentenbewegung, wo er humanistische Vorbereitungskurse für die Universität mit ehrenamtlichen Lehrern in den Vororten von São Paulo und in der Stadt Assis koordinierte. Diese Erfahrungen waren grundlegend für Tausende junger Menschen, die als Erste in ihren Familien ein Studium abschlossen.

Diese Kurse, die mit dem Institut für Gewaltfreiheit verbunden sind, wurden zu einem wahren Laboratorium für humanistische Lehrmethoden, die auf Dialog und Zusammenarbeit basieren und im Gegensatz zum traditionellen Wettbewerbsmodell stehen.

Als Mitglied der Internationalen Humanistischen Bewegung ist Régis auch einer der Gründer von QuatroV, einem unabhängigen Medienunternehmen, das gegründet wurde, um sozialen Bewegungen, die in den traditionellen Medien keine Beachtung finden, eine Stimme zu geben. Er ist Mitautor des Handbuchs zur Verteidigung gegen Zensur in Schulen, einer Referenz für Pädagogen in Zeiten von Angriffen auf die Lehrfreiheit.

Seine Arbeit beschränkt sich nicht nur auf Brasilien. Nachdem er 2013 zur Einweihung des Studien- und Reflexionsparks Marracuene in Mosambik gereist war, führte Régis Feldforschungen in Johannesburg durch, wo er die Wege Nelson Mandelas im Kampf gegen die Apartheid untersuchte. Diese Erfahrungen bestärkten ihn in seiner Überzeugung, dass Bildung vor allem ein Akt der Befreiung ist.

Eine Auszeichnung, die über die Schule hinaus Wirkung zeigt

Die internationale Anerkennung des EE Parque dos Sonhos ist nicht nur ein Sieg für die Schulgemeinschaft von Cubatão, sondern auch ein Symbol der Hoffnung für öffentliche Schulen auf der ganzen Welt. In Zeiten sozialer und bildungspolitischer Krisen bestätigt die Auszeichnung, dass es möglich ist, Widrigkeiten zu überwinden, wenn Bildung auf Menschenwürde, Solidarität und Gewaltfreiheit basiert.

Die Auszeichnung würdigt auch die Bemühungen des gesamten Lehrerteams und der Schüler, die an die transformative Kraft der Bildung glauben. Gemeinsame Projekte in den Bereichen Sport, Schülerkommunikation und Gemeinschaftspraktiken sind ein konkreter Beweis dafür, dass eine öffentliche Schule, wenn sie von humanistischen Werten geleitet wird, das pulsierende Herzstück des sozialen Wandels sein kann.

„Wir glauben an eine Bildung, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch das Bewusstsein weckt, die Gemeinschaft stärkt und den Frieden fördert. Diese Auszeichnung gebührt allen Schülern, Lehrern und Familien, die jeden Tag zum Aufbau des Parque dos Sonhos beitragen. Sie ist auch eine Hommage an Silo, dessen humanistische Philosophie uns auf unserem Weg inspiriert.“ – Régis Marques Ribeiro, Direktor des EE Parque dos Sonhos.

Die Tür, die spricht: Graffiti in der Schule Parque dos Sonhos

Eines der auffälligsten Symbole für die Identität der staatlichen Schule Parque dos Sonhos ist die Graffiti-Galerie, die die Türen jedes Klassenzimmers schmücken. Diese Wandmalereien sind mehr als nur Kunst, sie sind eine tägliche Einladung zum Dialog zwischen Generationen und Kulturen. Jede Tür würdigt eine humanistische Persönlichkeit, einen sozialen Aktivisten oder einen Verfechter der Freiheit und schafft so einen Korridor der Inspiration für die Schüler:

  • Malala Yousafzai – Globales Symbol für den Kampf um das Recht von Mädchen auf Bildung.
  • Silo (Mario Rodríguez Cobos) – Argentinischer Philosoph, Begründer des Neuen Humanismus und Inspiration für die Pädagogik der Schule.
  • Marielle Franco – Soziologin, Stadträtin von Rio de Janeiro und Menschenrechtsaktivistin, durch politische Gewalt zum Schweigen gebracht.
  • Paulo Freire – Pädagoge und Förderer des brasilianischen Bildungswesens, bekannt für seine humanisierende Pädagogik und das Buch „Pädagogik der Unterdrückten“. Er setzte sich für eine kritische, dialogorientierte Bildung ein, deren Schwerpunkt auf der Selbstständigkeit der Schüler lag.
  • Leo Tolstoy – Schriftsteller und christlicher Pazifist, Autor von Werken wie „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“. In seinen späteren Jahren widmete er sich der Literatur, der Volksbildung und der Gewaltfreiheit.
  • José „Pepe” Mujica – Ehemaliger Präsident von Uruguay, weltweit bekannt für seine Bescheidenheit, Solidarität und partizipative Demokratie.
  • Mahatma Gandhi – Inspiration für gewaltfreien Widerstand gegen den britischen Kolonialismus und das indische Kastensystem.
  • Nelson Mandela – Führer des Kampfes gegen die Apartheid, Symbol für Versöhnung und Rassengerechtigkeit.
  • Martin Luther King Jr. – Stimme der Rassengleichheit und des Kampfes für Bürgerrechte in den Vereinigten Staaten.
  • Rosa Parks – Symbol des friedlichen Widerstands gegen Rassentrennung.
  • Carmen Hertz – Chilenische Anwältin und führende Persönlichkeit im Kampf für die Menschenrechte während und nach der Diktatur.
  • Milagro Sala – Argentinische Sozialaktivistin, Verteidigerin indigener Völker und Volksgenossenschaften.
  • Aung San Suu Kyi – Friedensnobelpreisträgerin und Symbol des demokratischen Widerstands in Myanmar.

Diese Graffiti-Wandbilder sind Teil einer Bildungsinitiative, die darauf abzielt, Schulflure in Orte der lebendigen Erinnerung zu verwandeln, an denen jeder Schüler täglich eingeladen ist, sich mit den Geschichten derer auseinanderzusetzen, die zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten für Würde, soziale Gerechtigkeit und Gewaltfreiheit gekämpft haben.

Ein gemeinsames Vermächtnis: Dank an Silo, Gandhi, und Martin Luther King Jr.

Die Auszeichnung, die EE Parque dos Sonhos erhalten hat, ist all jenen gewidmet, die Tag für Tag trotz aller Schwierigkeiten die Möglichkeit einer befreienden Bildung schaffen.

Vor allem aber ist es eine Geste tiefer Dankbarkeit gegenüber dem humanistischen Denker Silo, dem „Weisen der Anden“, dessen Vision einer gewaltfreien Welt weiterhin pädagogische und soziale Praktiken in verschiedenen Kulturen inspiriert.

Nach der Vorstellung des Neuen Humanismus ist ein Schüler weder eine Ameise noch ein einfaches Rädchen im Getriebe, das für die Arbeit geformt wurde. Im Gegenteil, jeder Schüler und jede Schülerin repräsentiert die Zukunft der Menschheit und trägt ein ganzes Universum in sich – bestehend aus Geschichten, Träumen und Liedern.

Es ist Aufgabe der Bildung, lebendige und einladende pädagogische Räume zu schaffen, in denen dieses Universum gedeihen kann, damit jeder Mensch seine tiefste Berufung verwirklichen kann.

Silo, Gandhi und Luther King lehrten, dass „die wahre Revolution, die des Bewusstseins ist“, und genau diese Überzeugung leitet die Arbeit der Schule in Cubatão. Vom Sport bis zur Schülerzeitung, vom regulären Unterricht bis zu Wochen der Reflexion über Frieden und aktive Gewaltfreiheit – jede Initiative versucht, das Prinzip zu verkörpern, dass Bildung nur dann vollständig ist, wenn sie die Würde des Menschen achtet, ganzheitlich auf den Intellekt, die Emotionen und die motorischen Fähigkeiten der Schüler einwirkt und ihre unendliche Fähigkeit zur Veränderung anerkennt.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anja Schlegel vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!