Dieser Artikel ist der zweite Teil einer dreiteiligen Serie, die den Themenbereichen gewidmet ist, die in den aktuellen Geschehnissen um Gewaltfreiheit eine Rolle spielen. Im Anschluss an den ersten Teil, der sich mit Ökofeminismus und Gewaltfreiheit befasst, folgt nun der zweite über Pazifismus und Gewaltfreiheit. Der dritte und letzte Teil wird sich mit Vegetarismus und Gewaltlosigkeit auseinandersetzen. Der untenstehende Text ist ein Beitrag, der auf dem Kolloquium Der Pazifismus im 21. Jahrhundert, organisiert vom Institut pour la Paix am 14. und 15. November 2024 in Dijon, gehalten wurde.

Wenn man sich mit den Zusammenhängen zwischen Pazifismus und Gewaltfreiheit auseinandersetzen möchte, muss man sich fragen, was sie unterscheidet und was sie einander näher bringt. Meine Äußerungen werden weder wertfrei noch zurückhaltend sein, zumal ich nach der Lesart der politischen Gewaltfreiheit spreche.

In diesem Beitrag werde ich zunächst klären, was Gewaltfreiheit zu zwei Begriffen aussagen kann, die im Mittelpunkt unserer Thematik stehen: Krieg und Frieden. Von diesen Grundlagen ausgehend scheint es mir möglich, eine Betrachtung über Pazifismus und Gewaltfreiheit zu formulieren.

In einer zweiten Stufe werde ich, immer noch unter dem Gesichtspunkt der Gewaltfreiheit, betonen, welches die Grenzen des traditionellen Pazifismus sind und warum er nicht immer in der Lage war, auf die Geschehnisse Einfluss zu nehmen.

Anschließend werde ich meine Argumentation ausweiten und erörtern, was ich als widersprüchliche Beziehungen zwischen Pazifismus und Gewaltfreiheit bezeichnen werde, indem ich zum einen die Positionierung einiger historischer Persönlichkeiten anführe und zum anderen verdeutliche, dass die Ablehnung des Krieges mit der Suche nach einer Alternative zum Krieg einhergehen muss.

Schließlich werde ich mit ein paar Optionen abschließen, um die beiden Begriffe einander anzunähern und zu untersuchen, was ein „gewaltfreier Pazifismus“ für unser Jahrhundert bedeuten könnte.

Über den Krieg und den Frieden

Erste Überlegung: Krieg ist nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, sondern ein Bruch mit den klassischen Mitteln der Politik, nämlich Dialog, Verhandlung und friedliche Bewältigung von Konflikten in der Gesellschaft. Die Politik in einer Demokratie steht sowohl hinsichtlich ihrer Mittel als auch ihrer Ziele im Gegensatz zum Einsatz von Gewalt, da Gewalt das Scheitern der Politik bedeutet. Das Ziel der Politik ist es, zur Befriedung des gesellschaftlichen Lebens beizutragen. Somit stehen die Gesetze des Krieges und die Gesetze der Politik im Widerspruch zueinander. Sobald der Krieg erklärt ist, wird die Politik unterbrochen und wir treten in die Herrschaft der instrumentellen Gewalt der Kriegsmittel ein.

Zweite Überlegung: Es gibt keinen „gerechten Krieg“. Der Grund, der einen Krieg rechtfertigt, kann gerecht sein, aber die Mittel des Krieges, nämlich Zerstörungen, Bombardierung der Zivilbevölkerung, der Einsatz mörderischer Waffen, die immer hochentwickelter und leistungsfähiger werden, all diese Mittel sind niemals gerecht, denn sie verbreiten Terror, Trostlosigkeit und Tod mit immer zahlreicheren Opfern. Das Konzept des „gerechten Krieges“ kann nur in einer Kultur der Gewalt seinen Platz haben, die der Meinung ist, dass alle Mittel richtig, legitim und notwendig sind, um ein Ziel zu erreichen, um eine Sache zu verteidigen, ob diese nun Vaterland, Demokratie oder sogar Frieden heißt. Krieg ist ein mörderischer Wahnsinn, ein ungeheures Unglück, eine unwiederbringliche Tragödie, die durch nichts zu rechtfertigen ist.

Dritte Überlegung: Krieg ist gleichbedeutend mit Entmenschlichung. Krieg bringt auch eine Form der Entmenschlichung der Soldaten mit sich, die angeworben, geschult und instrumentalisiert werden, um Taten zu begehen, die der Verstand in normalen Zeiten verurteilt. Man glaubt, man würde Krieg führen, um eine edle Sache zu verteidigen, aber tatsächlich tötet man, metzelt man nieder und am Ende gewöhnt man sich daran. Man steigt nicht unbeschadet aus der Gewalt aus, die man anderen während des Krieges zufügt. Wie viele aus dem Krieg zurückgekehrte Soldaten, die nun infolge posttraumatischer Symptome oder/und bleibender körperlicher Verletzungen nicht mehr in der Lage sind, ein normales Leben zu führen? Und wie viele davon begehen Selbstmord? Der Krieg ist unrechtmäßig, denn er ist mit der wahren Natur des Menschen unvereinbar. Er ist ein kollektiver Selbstmord.

Vierte Überlegung: Frieden ist nicht das Gegenteil von Krieg, er ist kein Zustand von „Nicht-Krieg.“ Frieden ist ein Abkommen zwischen zwei Parteien, die Feindseligkeiten einzustellen und die Bedingungen für ein gemeinsames friedliches Zusammenleben festzulegen. Grundsätzlich ist Frieden kein Zustand, sondern eine konstruktive Handlung, die dem menschlichen Willen untersteht. Der Frieden ist stets zerbrechlich und erfordert Wachsamkeit und entschlossenes Handeln, um Kriegsgefahren zu verhindern.

Fünfte Überlegung: Frieden braucht Gerechtigkeit. Das Ausbleiben von Krieg reicht nicht aus, um in Frieden zu leben. In einem totalitären Regime herrschen „Frieden“ und „Ordnung“, aber Unrecht und Unterdrückung sind die Regel. Was dem Frieden schadet, ist exakt das alles, was der Menschenwürde schadet. Kein Frieden ohne Gerechtigkeit. Die erste Aufgabe einer Friedenspolitik ist die Schaffung von Gerechtigkeit durch demokratische Institutionen, die Gleichberechtigung und die Achtung von Freiheiten sicherstellen.

Sechste Überlegung: Frieden bedeutet Kampf. Frieden in Gerechtigkeit und Freiheit ist zwar ein Menschenrecht, aber dennoch ein Recht, das es immer wieder neu zu erobern gilt, denn die Werte, die ihn stützen, sind zerbrechlich und werden durch Weltanschauungen der Gewalt, der Ausgrenzung, der Diskriminierung, die weiterhin florieren, in Frage gestellt. Der Kampf für Frieden ist ein ewiger Kampf.

Die Schwachstellen des traditionellen Pazifismus

Diese ersten Überlegungen und Definitionen zu Krieg und Frieden aus der Perspektive der Gewaltlosigkeit führen uns dazu, auf die Unzulänglichkeiten des „traditionellen“ Pazifismus hinzuweisen, sei er nun „absolut“ oder „bedingt“.

Wenn Verfechter des Pazifismus der Ansicht sind, dass der Krieg das größte aller Übel ist, laufen sie Gefahr, den Frieden, als das Ausbleiben von Krieg, als „absolut“ zu verstehen. Dabei könnten sie sich mit einem Frieden ohne Gerechtigkeit und Freiheit abfinden. Der absolute Pazifismus beschränkt sich also auf eine moralistische Haltung, indem er freilich zu Recht die Schrecken des Krieges anprangert, aber ohne Einfluss auf die Geschehnisse. Dadurch gibt er Anlass zur Kritik für diejenigen, die Pazifisten als gefährliche Utopisten betrachten, die Unterdrückung und Ungerechtigkeiten gutheißen.

Ein anderer Schwachpunkt des Pazifismus ist die Betrachtung, dass Streitkräfte und Waffen die primären Faktoren des Krieges sind, wobei man vergisst, dass es hauptsächlich nationalistische, religiöse, imperialistische und kapitalistische Ideologien sind, die der Ursprung des Krieges sind. Abrüstung ist wünschenswert, um Spannungen und Kriegsrisiken zu mindern, ist jedoch nicht ausreichend, um den Krieg aus der Geschichte zu beseitigen. Es ist wichtig, das Entstehen von Kriegen bei den Wurzeln zu packen.

Der „bedingte“ Pazifismus, der zwar den Krieg missbilligt, ist der Ansicht, dass es historische Fälle gibt, bei denen die Notwendigkeit eines Krieges geboten ist, um gegen einen Angriff von außen Widerstand zu leisten. Dieser Pazifismus steht der Doktrin des „gerechten Krieges“ nahe, im Namen der Verteidigung einer gerechten Sache. Die Verfechter dieses Pazifismus werden es dann schwer haben, begreiflich zu machen, dass das Zurückgreifen auf den Krieg das geringere Übel ist, wenn zuvor mit Nachdruck Argumente gegen das Übel des Krieges vorgebracht wurden.

Ob „absolut“ oder „bedingt“, der Pazifismus hat allzu häufig seinen Ursprung in einer idealistischen Sichtweise der Geschichte. Indem sie Recht, Dialog, Vertrauen, Freundschaft und Versöhnung zwischen den Völkern zur Lösung internationaler Konflikte lobt, scheint die pazifistische Denkweise die Kräfteverhältnisse, die die Konflikte bestimmen, zu übersehen.

Der große Schwachpunkt des Pazifismus besteht trotz seiner Verdienste und Vorzüge darin, dass er bei Konflikten keine Alternativen zur Verteidigung von Freiheit und Gerechtigkeit anbietet. Der traditionelle Pazifismus war demnach nicht in der Lage, einen tatsächlichen Einfluss auf die Geschehnisse zu haben. Und er fand sich in hohem Maße durch die vorherrschende Ideologie stigmatisiert, und nicht zuletzt durch Philosophen wie Simone Weil. Befürworter des Militarismus verwenden übrigens oft das Münchner Abkommen von 1938 als ultimative Beleidigung, um diejenigen zu verunglimpfen, die sich gegen eine militärische Eskalation aussprechen. Damit wird jede Debatte blockiert.

Das Spannungsverhältnis zwischen Pazifismus und Gewaltfreiheit

Ich komme jetzt auf das zu sprechen, was ich als widersprüchliche Beziehung zwischen Pazifismus und Gewaltfreiheit bezeichne, auch wenn die ersten Überlegungen bereits Zwischentöne und Unterschiede zwischen den beiden Begriffen erkennen lassen. Es ist eine Tatsache, dass Pazifismus und Gewaltfreiheit nicht oft gemeinsame Ziele verfolgt haben. Die Geschichte liefert uns einige Antworten.

Wenn wir dem Begründer der zeitgenössischen Gewaltfreiheit, Gandhi, zuhören, könnten wir ihn in die Kategorie der „bedingten Pazifisten“ einordnen. Wenn Gandhi schreibt, dass es ihm lieber wäre, Indien würde gegen das britische Empire zu den Waffen greifen, als tatenlos zuzusehen, wie sein Volk gedemütigt und gepeinigt wird, unterstützt er eine Form des „gerechten Krieges“. „Wenn es nur die Wahl zwischen Gewalt und Feigheit gäbe, sagt Gandhi noch einmal, ich würde zur Gewalt raten“. Allerdings vergisst man allzu oft die Fortsetzung seiner Überlegung: „Aber ich glaube trotzdem, dass Gewaltfreiheit über der Gewalt steht. Und der ganze Verdienst Gandhis bestand gerade darin, aufzuzeigen, dass es eine gewaltfreie Alternative zum bewaffneten Widerstand und zum Befreiungskrieg gibt.

Sicher ist, dass Gandhi jeglichen absoluten Pazifismus ablehnt. Er hat darüber hinaus an einigen bewaffneten Konflikten teilgenommen, ohne jedoch ein Kämpfer zu sein. Er bildete eine Einheit von Sanitätern, die die Briten im Burenkrieg (1899-1902) unterstützte; 1918 stand er England bei, indem er eine Rekrutierungskampagne für die indische Armee veranstaltete; am Ende verurteilte er sogar die Münchner Abkommen und den Rückgriff auf den Krieg im Namen des Prinzips der Gewaltfreiheit, tat aber alles, um zu vermeiden, dass er die britischen Kriegsanstrengungen gegen Hitler zwischen 1939 und 1942 störte.

Ein weiterer historischer Orientierungspunkt ist Romain Rolland. Wie Sie wissen, war er 1914 einer der eifrigsten Verfechter der Sache für den Frieden und wurde dadurch zu einer der bedeutenden pazifistischen Persönlichkeiten seiner Epoche. Als Romain Rolland 1924 begann, Gandhi zu hören und eine Biografie des indischen Führers veröffentlichte, bemühte er sich, Gewaltfreiheit vom Pazifismus zu unterscheiden. Zumindest möchte sich Romain Rolland von einem bestimmten Pazifismus abgrenzen, der die Realität von Konflikten nicht beachtet, was er den „passiven Pazifismus“ nennt, um die Stärke der gewaltfreien Aktion, die das genaue Gegenteil von Passivität ist, besser hervorzuheben.

Und dennoch befinden wir uns inmitten von Dilemmas, die die Aktivisten der Gewaltfreiheit in der Geschichte oft durchlebt haben, stellte Romain Rolland in den 1930er Jahren fest, dass Europa dieser neuen Form des Kampfes keine Aufmerksamkeit schenken wollte (und hierzu macht er seinen pazifistischen Freunden Vorwürfe). Er behauptet dann, dass Europa zu diesem Zeitpunkt mit der Notwendigkeit konfrontiert ist, alles zu tun, um den Faschismus und den Nationalsozialismus zu bekämpfen. Indem er Gandhis Gewaltfreiheit in hohem Ansehen behält, ist er ungern der Meinung, dass Europa keine andere Wahl als die Mittel der Gewalt und des Krieges hat, um gegen Imperialismus und Faschismus zu kämpfen.

Dieses Dilemma besteht auch heute noch. Wenn Staaten allein in die Mittel der bewaffneten Gewalt und des Krieges investieren, um die Nation vor einem Angriff von außen zu schützen, dann sind nur diese Mittel einsatzbereit, wenn der Angriff plötzlich eintritt. Sowohl der militante Pazifist als auch der gewaltfreie Aktivist sind dann einer extremen moralischen Anspannung ausgesetzt, die aus diesem Dilemma herrührt: entweder den Krieg zu unterstützen, um keine Ungerechtigkeit zu billigen, aber dabei zu riskieren, die eigenen pazifistischen oder gewaltfreien Werte und Überzeugungen zu verraten; oder den Krieg ablehnen, ohne die Möglichkeit zu haben, eine praktikable Alternative zur wirksamen Bekämpfung der Aggression zu unterstützen, und sich dadurch moralisch mitschuldig an einer offensichtlichen Ungerechtigkeit fühlen. In diesem Dilemma befinden wir uns derzeit, insbesondere im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine.

An den widersprüchlichen Beziehungen zwischen Gewaltfreiheit und Pazifismus gibt es eine grundlegende Kritik, die von den Befürwortern der Gewaltfreiheit gegenüber dem traditionellen Pazifismus geäußert wird. Diese Kritik lässt sich in einer Formel zusammenfassen: die Reden gegen den Krieg, die Reden für Abrüstung, so nötig sie sein mögen, sind unzureichend und wirkungslos, weil sie einen wesentlichen Punkt vernachlässigen, nämlich dass „der Krieg nicht nur eine Verurteilung verdient, sondern eine Alternative erfordert [1]” (Jean-Marie Muller). In gleichem Maße wie die Gewaltfreiheit, die Nein sagt zur Gewalt, gewaltfreie Handlungsstrategien anbietet und umsetzt, um Ungerechtigkeit und Unterdrückung zu bekämpfen, muss das Nein zum Krieg mit der Umsetzung „funktionaler Äquivalente des Krieges” einhergehen, die es den Völkern ermöglichen, sich gegen Unterdrückung zu wehren und den Nationen, sich gegen militärische Angriffe zu verteidigen.

Krieg erfordert eine Alternative

Die politische Philosophie der Gewaltfreiheit bewertet es tatsächlich als schlüssig und verantwortungsvoll, an einsatzbereite und glaubwürdige Alternativen zum klassischen Krieg zu denken und zu planen, um den Frieden in Gerechtigkeit zu wahren und voranzutreiben. Wie sehen diese Alternativen aus?

Die erste ist, was wir gewaltfreie Zivilverteidigung nennen. Der gewaltfreie Aktivist, der bestrebt ist, den Frieden mit gerechten Mitteln zu erhalten und aufzubauen, ist sich bewusst, dass er sich nicht vor seiner Verantwortung hinsichtlich der Verteidigung drücken kann. Seit den 1950er Jahren, und seit mehr als vierzig Jahren, haben zahlreiche Wissenschaftler, aber auch Aktivisten der Gewaltfreiheit, anhand von Fallstudien über zivilen Widerstand in der Geschichte, Forschungsarbeiten über eine alternative Verteidigungsform zur bewaffneten Verteidigung durchgeführt, die auf den Mitteln der gewaltfreien Maßnahme beruht. Die gewaltfreie, zivile Verteidigung ist eine Verteidigungspolitik, die Mittel des zivilen Widerstands einsetzt und je nach Bedarf anwendet, um einen möglichen Angreifer davon abzuhalten, seine militärischen, politischen, ideologischen und wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Diese Überlegung zu dieser Verteidigungsform, die seit Anfang der 1990er Jahre auf Eis lag, ist durch den Krieg in der Ukraine wieder aktuell geworden. Wir weisen darauf hin, dass sich in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren sehr viele Regierungen in Europa für gewaltfreie Zivilverteidigung interessierten, Studien in Auftrag gaben und die Einführung von Maßnahmen zur gewaltfreien Zivilverteidigung als Ergänzung zur militärischen Verteidigung in Erwägung zogen.

Die zweite Alternative nennt sich zivile Friedensintervention, die seit Beginn der 1990er Jahre entstanden ist. Gruppen unbewaffneter Zivilisten mischen sich in Konfliktländer ein, indem sie in der Regel im Rahmen eines internationalen Mandats Einsätze und Maßnahmen zur Beobachtung, zum Eingreifen, zur Vermittlung und zum Schutz durchführen, mit dem Ziel, den Dialog zwischen den Konfliktparteien zu fördern und den Frieden wieder herzustellen, zu schützen und zu erhalten. Ziviler Einsatz kann als eine Alternative zum militärischen Einsatz betrachtet werden; sie begünstigt die Herausbildung und Umsetzung politischer Lösungen bei Konflikten. Sie basiert auf der Entstehung von Teams aus Zivilisten innerhalb der Nichtregierungsorganisationen. Heute konzentriert sie sich vor allem auf den unbewaffneten Schutz von Zivilisten, die in ihren Ländern durch bewaffnete Konflikte bedroht sind, mit Unterstützung lokaler Friedensakteure.

Die Aufwertung und Förderung dieser Alternativen zu Krieg, bewaffneter Verteidigung und militärischer Intervention verleiht dem Kampf für den Frieden Glaubwürdigkeit und verdeutlicht, dass Gewalt und Krieg kein unabwendbares Schicksal sind. Sie betonen, dass es jetzt an der Zeit ist, in andere Mittel, in andere Methoden zu investieren, um auf fester Grundlage nachhaltig Frieden aufzubauen.

Auf dem Weg zu einem gewaltfreien Pazifismus?

Am Ende dieses Beitrags möchte ich mich mit den Gemeinsamkeiten zwischen Pazifismus und Gewaltfreiheit, sowie den Möglichkeiten einer Annäherung zwischen diesen beiden Begriffen befassen, was zu dem führen könnte, was man als „gewaltlosen Pazifismus“ oder „aktiven und gewaltlosen Pazifismus“ bezeichnen könnte.

Es gibt bereits Gemeinsamkeiten: die Anhänger des Pazifismus und der Gewaltfreiheit prangern Kriege an, kämpfen gegen Kriege, wenden sich gegen das Wettrüsten und den Waffenhandel, und befürworten eine friedliche Beilegung von Konflikten durch Dialog und Vermittlung.

Es gibt also eine gemeinsame Basis, die alle zum Dialog und zum Handeln bewegen sollte. Indem man sich mit den historischen Unzulänglichkeiten des Pazifismus auseinandersetzt, gleichzeitig aber seine ethische Dimension wertschätzt, die Beiträge der gewaltfreien Strategie zur Bekämpfung von Ungerechtigkeiten berücksichtigt und die zahlenmäßige Schwäche seiner Anhänger anerkennt, könnten beide Seiten den Weg eines konstruktiven Dialogs und einer ideologischen und praktischen Annäherung zwischen pazifistischen und gewaltfreien Bewegungen einschlagen.

Ein „aktiver und gewaltfreier Pazifismus“ könnte somit auf eindeutigen Grundlagen entstehen, von denen hier einige umrissen werden:

  • Widerstand gegen den Krieg, aber auch Kampf gegen die strukturellen und ideologischen Ursachen von Kriegen, und die Notwendigkeit, politische, wirtschaftliche und soziale Strukturen zu verändern, die Gewalt hervorbringen und die Ursachen für Kriege sind.
  • Anerkennung der Notwendigkeit von Konflikten und der Existenz von Machtverhältnissen auf internationaler Ebene, was voraussetzt, dass die Aufgabe der Bevölkerung und der Zivilgesellschaft bei Friedensmobilisierungen berücksichtigt werden muss.
  • Einsatz für Frieden, Abrüstung und Umrüstung durch gewaltfreie Aktionen, die auch Alternativen zu Krieg, bewaffneter Verteidigung und Militärinterventionen würdigen.
  • Kampf für die Senkung der Rüstungsausgaben, indem die Notwendigkeit einer schrittweisen Umstellung der Kriegsindustrie, von Investitionen in öffentliche Dienstleistungen (Bildung, Gesundheit) und von Investitionen in den Kampf gegen den Klimawandel und für den ökologischen Wandel hervorgehoben wird.
  • Unterstützung von Kriegsdienstverweigerern und Kriegsgegnern weltweit, denn sie sind „die Pioniere einer Welt ohne Krieg“ (Einstein).
  • Förderung einer Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit, insbesondere durch Bildung, basierend auf den UN-Resolutionen der letzten Jahrzehnte. Dieser letzte Punkt ist von wesentlicher Bedeutung, da er es ermöglicht, auch in den Institutionen die grundlegende Idee zu verbreiten, dass Frieden mit friedlichen Mitteln schon in jungen Jahren vorbereitet werden muss. Si vis pacem para pacem (Wenn du Frieden willst, bereite den Frieden vor).

Hier sind also einige Punkte, die es möglich machen, an einen neuen Pazifismus für das 21. Jahrhundert zu denken, einen „aktiven, gewaltfreien und positiven Pazifismus“, der in einer Zeit, die voller Bedrohungen für unsere gemeinsame Zukunft und unser Zusammenleben ist, eine breite Mobilisierung bewirken und vor allem wirksam sein kann.

Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!


[1] Jean-Marie Muller, Dictionnaire de la non-violence, Du Relié, 2005, S. 266.