Der WikiLeaks-Gründer Julian Assange hat Papst Franziskus bei dessen Trauerfeier seine tiefe Achtung und Dankbarkeit erwiesen. In einer bewegenden und kraftvollen Geste zeigte sich Assange auf dem Petersplatz – als freier Mensch, der dem Pontifex für sein jahrelanges Engagement in seiner Sache Respekt zollte.

Seine Anwesenheit wurde zunächst als Nachricht bekannt, und nur einen Augenblick später trat er am Braccio di Carlo Magno – auf der linken Seite der Basilika, vom Vatikanplatz aus gesehen – in Erscheinung. Es ging dabei nicht um eine sensationsheischende Berichterstattung, sondern um eine einfache Feststellung: Julian Assange war tatsächlich da. Zurückhaltend, respektvoll, feinfühlig und schüchtern – begleitet von seinen Kindern und seiner Ehefrau, ohne jede Suche nach öffentlicher Aufmerksamkeit.

Ganz diskret tauchte er plötzlich an einem der Pressepunkte rund um den Petersdom auf. Sein erster Gedanke war, seine Dankbarkeit auszudrücken: „Ein Dank an Papst Franziskus – es war richtig, heute hier zu sein.“ Man darf nicht vergessen, dass Papst Franziskus einer der führenden Politiker der Welt war, der sich am meisten für seine Sache einsetzt. 2023 hatte der Papst Assanges Ehefrau Stella im Vatikan empfangen, nachdem sie ihm während Julians Haft geschrieben hatte. Franziskus hatte sogar Julian Assange politisches Asyl angeboten.

Vor dem Petersdom nutzte Assange die Gelegenheit, um auch allen anderen zu danken, die seine Sache unterstützt haben: der #NoBavaglio-Bewegung, unabhängigen Journalist:innen, Menschenrechtsaktivist:innen, Amnesty International, engagierten Bürger:innen sowie Organisationen wie der italienischen Journalist:innengewerkschaft Fnsi, dem italienischen Presserat, Articolo 21 und Free Assange Italia. Er bekräftigte eindrücklich: „Ich kenne euch. Ich weiß es.“ Worte, die beeindrucken und einen fast betäubt zurücklassen vor Glück und Müdigkeit eines langen Tages.

Bei seiner Verabschiedung wollte er all jenen, die für seine Freiheit gekämpft haben, ein Versprechen geben: „Wir werden weiterhin gemeinsam die Freiheit der Presse, die Freiheit aller verteidigen“. Ein Händedruck, der so gut ist wie all die Stifte, Tastaturen, Fotoapparate und Videokameras, die nie aufhören, die Wahrheit zu sagen und den Letzten, den Wehrlosen, eine Stimme zu geben.

Die Begegnung mit Julian Assange an diesem traurigen Tag war ein Moment von großer Bedeutung. Das Leben ist unvorhersehbar – genauso wie dieser Tag, an dem man sich plötzlich vor einem freien Mann wiederfand, auch dank des Engagements von Papst Franziskus, jenes Papstes den die Kardinäle „fast vom Ende der Welt“ herholten.

Es wird noch Zeit geben, über vieles zu sprechen. Doch heute zählt nur eines: Julian Assange war da. Und der Kampf für die Pressefreiheit geht weiter.

Seine Freiheit, errungen nach Jahren des Ringens, ist ein Signal an alle, die sich weiterhin für das Recht auf freie Meinungsäußerung einsetzen. Seine Worte und seine Anwesenheit bekräftigen ein Versprechen, das weiterlebt.

Übersetzung aus dem Italienischen von Reto Thumiger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige! 

Der Originalartikel kann hier besucht werden