Die UNO hat erstmals bestätigt, dass es eine Hungersnot im Gazastreifen gibt. Diese muss um jeden Preis gestoppt werden. Deshalb fordert man ein Ende der Feindseligkeiten in der Region.

Von Alex Männer

Nach monatelanger Blockade des Gazastreifens durch die israelische Armee hat sich die Ernährungslage für die Bevölkerung der Enklave wesentlich verschlechtert. Dies geht aus einem Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hervor. In dem Bericht wird die Situation als katastrophal beschrieben und betrifft vor allem Kinder, von denen viele an schwerer Unterernährung leiden.

Zuvor hatte die internationale Initiative IPC, die für die Einstufung der Ernährungssicherheit weltweit zuständig ist, für einen Teil des Gazastreifens eine Hungersnot erklärt. Laut einer Mitteilung der Initiative erleben die Menschen in Gaza-Stadt derzeit eine Hungersnot der Stufe 5 gemäß der Skala der Ernährungssicherheit (IPC), womit die Kriterien für eine Hungersnot erfüllt seien.

FAO zufolge werde sich die Lage bis Ende September voraussichtlich auf die Provinzen Deir al-Balah und Khan Yunis ausweiten. Demnach würden mehr als 640.000 Menschen im Gazastreifen von katastrophaler Hungersnot betroffen sein, heißt es. Weitere 1,14 Millionen Menschen würden unter dem humanitären Notfall (Stufe 4 gemäß der Skala der Ernährungssicherheit) leiden.

Nach FAO-Angaben habe sich die Zahl der hungernden Familien im Gazastreifen im Juli verdoppelt. Fast die Hälfte der Bevölkerung muss täglich ohne Nahrung auskommen. Innerhalb eines Monats wurde bei 12.000 Kindern akute Unterernährung diagnostiziert. In den kommenden Wochen könnte sich die Hungersnot auf die Provinzen Deir el-Balah und Khan Yunis ausbreiten.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres sieht die Schuld dafür unter anderem bei Israel und spricht in diesem Zusammenhang sogar von Vorsatz. Als Besatzungsmacht habe Israel eindeutige Verpflichtungen, darunter die Pflicht, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten sicherzustellen. Was passiere, sei der „vorsätzliche Zusammenbruch der Systeme, die für das menschliche Überleben notwendig sind“. Es handle sich um eine von Menschen verursachte Katastrophe, sagte Guterres gegenüber Medien.

Auch UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk betonte, dass die Hungersnot in Gaza eine direkte Folge der Maßnahmen der israelischen Regierung sei. Todesfälle durch Hunger könnten ein Kriegsverbrechen darstellen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dagegen wies den UN-Bericht über eine Hungersnot in Teilen des Gazastreifens als „Lüge“ zurück. Er schrieb auf der Online-Plattform X, sein Land verfolge keine Politik des Aushungerns. Außerdem habe Israel seit Beginn des Krieges im Gazastreifen die Lieferung von zwei Millionen Tonnen Hilfsgütern ermöglicht, so Netanjahu. Allerdings seien viele Lastwagen auf dem Weg zu den Verteilzentren geplündert worden.

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