„Die wahre amerikanische Tradition ist nicht Krieg – es ist der Widerstand der Menschen dagegen.“
Am 16. Juni berichtete Rolling Stone über die jüngsten „No Kings“-Demonstrationen, die etwas Tiefgreifendes über amerikanische Werte offenbarten. In dem Artikel wurde darauf hingewiesen, dass die Proteste am Samstag Millionen Menschen auf die Straße lockten, um sich gegen die zunehmend autokratische Regierungsführung zu wehren. Die ACLU erklärte, dass sich über fünf Millionen Menschen zu 2.000 Demonstrationen versammelt hatten – eine Reaktion, die organisiert wurde, um dem entgegenzuwirken, was Kritiker als Trumps „diktatorische“ Militärparade zu seinem eigenen Geburtstag bezeichneten.
Während politische Führer:innen militärische Spektakel inszenieren, gehen Millionen gewöhnlicher Amerikaner:innen auf die Straße, um friedlich zu protestieren. Dieses Muster zeigt, wo das Herz der Nation tatsächlich liegt.
Trump gewann bedeutende Unterstützung, indem er das Engagement der USA in ausländischen Kriegen – insbesondere in der Ukraine und Palästina – kritisierte und einen schnellen Frieden versprach. Doch seine Handlungen haben den Konflikt eher verschärft als gelöst. Seine derzeitige militärische Haltung spiegelt genau die Politik wider, die er einst verurteilt hatte, und verstärkt damit ein bekanntes Muster in der amerikanischen Politik: Wahlversprechen für Frieden, gefolgt von militärischen Eskalationen, sobald man an der Macht ist.
Seit Jahrhunderten sind Millionen von Menschen in die Vereinigten Staaten eingewandert, oft auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und wirtschaftlicher Not. Damit haben sie dazu beigetragen, eine der kulturell vielfältigsten Gesellschaften der Welt aufzubauen – ein lebendes Experiment dafür, wie eine zukünftige menschliche Gemeinschaft aussehen könnte. Der Widerstand gegen ICE-Razzien und Einwanderungskontrollen, wie sie kürzlich in Los Angeles zu beobachten waren, darf nicht als isoliertes Ereignis verstanden werden, sondern als Teil einer umfassenderen Verteidigung dieser sich entwickelnden multikulturellen Identität.
Diese Immigrant:innen sind nicht nach Amerika gekommen, um Waffen zu bauen oder Kriege zu führen. Sie kamen auf der Suche nach dem Versprechen eines friedlichen Zusammenlebens – ein Versprechen, das vor allem wegen militarisierter Institutionen, die den Gemeinden, die sie am dringendsten benötigen, Ressourcen entziehen, unerfüllt bleibt.
Es ist nicht die Wahlurne, die uns im Stich gelassen hat, sondern die unkontrollierte Militärmacht. Von Vietnam bis zum Irak, von Gaza bis zum Iran und jetzt in ganz Europa – wer trägt die Verantwortung für das Blutvergießen? Der Expansionismus der NATO, die militärischen Konflikte zwischen Russland und der Ukraine und die unerbittlichen Interventionen der USA haben alle zu einem Klima globaler Instabilität beigetragen.
Wie Martin Luther King Jr. in seiner Rede „Beyond Vietnam“ von 1967 warnte, ist das Problem nicht nur einzelne Kriege – es ist das Militärsystem, das sie ermöglicht und aufrechterhält. King verstand, dass Militarismus die Demokratie von innen heraus korrumpiert und Ressourcen, die für das Wohlergehen der Menschen bestimmt sind, in Instrumente der Zerstörung verwandelt.
Universitäten und religiöse Institutionen legitimieren dieses System allzu oft. Anstatt uns zum Frieden zu führen, segnen sie militärische Unternehmungen, heiligen Gewalt und bieten intellektuelle und spirituelle Rechtfertigung für Zerstörung. Diese Institutionen, die eigentlich moralische Klarheit und spirituelles Erwachen fördern sollten, sind stattdessen zu Komplizen bei der Normalisierung von Gewalt geworden. Es ist zutiefst beunruhigend, dass so viele gebildete Menschen die Maschinerie des organisierten Tötens nicht nur unterstützen, sondern sogar mitgestalten.
Um es klar zu sagen: Kein:e Immigrant:in und kein:e Arbeiter:in baut die Bomben, die auf den Iran abgeworfen werden. Kein armes Viertel schöpft Milliarden an Steuergeldern ab, wie es der militärisch-industrielle Komplex tut. Der wahre demokratische Kampf in den Vereinigten Staaten war schon immer gegen diese Kriegsmaschinerie und die Interessen der Elite, denen sie dient.
Das amerikanische Volk zeigt immer wieder den Wunsch, in Frieden und Sicherheit zu leben. Aber dieser Wunsch wird von denen manipuliert, die von fortwährenden Konflikten profitieren – Interessen, die Trump durch seine militärischen Geburtstags-Spektakel, seine Säbelrasselei gegenüber dem Iran und Israel und seine nostalgischen Appelle an den Nationalismus vertritt.
Sagen wir mal, es gäbe keine Armeen. Dann müssten wir unsere Konflikte mit Diplomatie und Kreativität lösen. Das ist kein naiver Idealismus, sondern praktische Weisheit. Die Ressourcen, die derzeit für Massenvernichtungswaffen aufgewendet werden, könnten Bildung, Gesundheitswesen, Infrastruktur und Umweltschutz verändern.
Eine solche Transformation würde nicht nur den Abbau militärischer Ausrüstung erfordern, sondern auch die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die von andauernden Konflikten abhängig sind. Es würde bedeuten, Zusammenarbeit statt Konkurrenz, Dialog statt Dominanz und gemeinsamen Wohlstand statt Nullsummen-Denken zu wählen.
Die Geschichte zeigt uns, dass Führer:innen, die sich auf militärische Gewalt und spaltende Rhetorik verlassen, letztendlich an politischem Einfluss verlieren. Frühere Regierungen sind aufgrund rücksichtsloser Politik, Missmanagement von Krisen und spaltender Haltungen, die eher zerbrechen als heilen, gestürzt worden. Sie verlieren nicht, weil die Öffentlichkeit vergisst, sondern weil sie sich erinnert – und weil sie weiterhin gewaltfreien Widerstand der Unterwerfung unter autoritäre Macht vorzieht.
Die Millionen Menschen, die friedlich auf die Straße gegangen sind, repräsentieren die wahre Tradition Amerikas. Sie verkörpern die tiefsten Werte des Landes: Vielfalt, Demokratie und der unerschütterliche Glaube, dass Konflikte ohne Gewalt gelöst werden müssen.
Am Ende siegt immer die Gewaltlosigkeit.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!