Die Kampagne “Hungern bis ihr ehrlich seid” gab gestern auf einer Pressekonferenz Einblicke in den Verlauf des Hungerstreiks. Das Protestbündnis fordert von Kanzler Scholz Ehrlichkeit zur Drastik der Bedrohung durch die Klimakatastrophe und den jetzt zu ergreifenden Schritten, um die schlimmsten Folgen abzumildern.

Wolfgang Metzeler-Kick aus München befindet sich bereits seit vier Wochen im Hungerstreik. Richard Cluse aus Potsdam schloss sich am 25.  März dem Hungerstreik an. Die beiden hungern öffentlich im Klimacamp im Spreebogenpark in Berlin, in Sichtweite zum Bundeskanzler:innenamt.

Eine Gruppe von medizinisch tätigen Menschen begleitet die Hungerstreikenden und versucht, in ihrer Freizeit einen täglichen medizinischen Support zu gewährleisten. Die Sprecherin des medizinischen Support-Teams, Dr. Susanne Koch, äußerte am Freitag, dass vor allem der gesundheitliche Zustand von Herrn Metzeler-Kick der Gruppe Sorgen bereite. Seine Verfassung sei als kritisch zu bewerten, da aufgrund der schon jetzt bestehenden Hungerphase von 30 Tagen, der gesundheitliche Zustand jederzeit kippen könnte. Eine zeitnahe Kontaktaufnahme von Seiten des Bundeskanzleramtes mit den Hungerstreikenden wäre aus Sicht der medizinischen Support Gruppe daher sehr wünschenswert. “Generell wollen politisch motivierte Hungerstreikende und so auch Herr Metzeler und Herr Cluse im Rahmen ihres Hungerstreiks nicht sterben”, so Koch weiter, sondern sie gingen diese gesundheitlichen Risiken ganz bewusst ein, um Aufmerksamkeit zu erreichen und politische Forderungen durchzusetzen: “Wir haben jetzt schon zu viel CO2 in der Luft! CO2-Entnahme und Endlagerung ist jetzt schon in gigantischem Ausmaß nötig – und die krachende Zielverfehlung der Bundesregierung macht diese Katastrophe nur noch schlimmer!”, sagt Metzeler-Kick, “Ich hungere für die Ehrlichkeit und ich bin bereit zu sterben, damit die Wahrheit endlich ans Licht kommt.”
Das Umweltbundesamt und der Sachverständigenrat für Umweltfragen bestätigen die Forderungen nach einer CO2-Reduktion. Laut einer Veröffentlichung vom 25. März ist das CO2-Budget Deutschlands bereits seit Anfang 2023 aufgebraucht. [1]

Die Kampagne erhält bereits breiten Rückhalt aus der Wissenschaft.
Sowohl das Klima-Netzwerk Scientists for Future als auch der renommierte Klimawissenschaftler Prof. Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, bestätigten die Forderungen der Gruppe. [2] Wie Nana-Maria Grüning, Molekularbiologin und Mitglied von Scientist Rebellion am Freitag verkündete, solidarisiert sich nun auch das international aktive Bündnis mit einer eindrücklichen Aktion mit den
Hungerstreikenden: Scientist Rebellion kündigte an, dass mehr als 15 Wissenschaftler:innen der Gruppe für jeweils 1-2 Tage solidarisch fasten werden. Einige der Wissenschaftler:innen werden sich während dieser Zeit den Hungerstreikenden vor Ort im Camp im Spreebogenpark anschließen. Zum Anliegen der Kampagne äußerte Grüning: “Ehrlichkeit von Seiten der Politik sollte selbstverständlich sein und es ist traurig, dass sich Menschen genötigt fühlen, in den unbefristeten Hungerstreik zu treten, nur für eine ehrliche Regierungserklärung des Kanzlers.”

Mit der Kampagne will das Aktionsbündnis erreichen, dass Bundeskanzler Scholz die Dramatik der Klimakatastrophe anerkennt. Die Bundesregierung dürfe nicht weiter die Augen vor der Realität verschließen, sondern müsse den Menschen die Dringlichkeit der Klimakatastrophe und die fatalen Folgen für die menschliche Zivilisation ehrlich erklären. Sie fordern vom Klimakanzler Scholz eine Regierungserklärung mit vier Punkten:
Das Überleben der Menschheit ist durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet.
Der CO2-Gehalt in der Luft ist viel zu hoch (0,42‰). Der Weltklimarat zeigt einen Weg (SSP1-1.9 “1,5°-Pfad”), mit dem die Menschheit die beste Überlebenschance hat.
Dieser Pfad hat einen Zielwert von 0,35‰ (bis zum Jahr 2150). Das bedeutet, es sind bereits jetzt hunderte Gigatonnen zu viel CO2 in der Luft.
Wir müssen jetzt, wenn auch mit Jahren Verspätung, radikal umsteuern.
Die Kampagne veranstaltet ein Klimacamp, das seit dem 25. März im Spreebogenpark in Berlin in unmittelbarer Nähe zum Bundeskanzleramtes stattfindet. Dort wird mit einem täglichen Programm zu verschiedenen klimarelevanten Themen und zur Kampagne informiert. In Austauschräumen gibt es für Bürger:innen die Möglichkeit, über die Themen zu diskutieren.