Die Menschen sind sozial, gut und fähig, ohne Waffen und Kriege zusammenzuleben

O tempora, o mores!

Die lateinische Redensart “O (was für) Zeiten, o (was für) Sitten!” beklagt auch heute noch den Wandel der Zeiten und den Verfall der Sitten. 

Von Dr. Rudolf Hänsel

Derjenige, der über den rasanten Wandel der politischen Großwetterlage, über die Annäherung ehemals verfeindeter Staaten im Nahen Osten und in Afrika sowie die weltweite Machtübernahme der WHO ausführlich und wahrheitsgemäß aufgeklärt werden will und Näheres über den Verfall der Sitten im Westen und die Legalisierung von Drogen wissen möchte, der wende sich an international zugängliche alternative Medien wie „Global Research“. Er ist damit gut beraten. 

Deshalb sollen die folgenden Gedanken vor allem der Versuch sein, die Frage zu beantworten, welche Möglichkeiten wache Bürger (noch) haben, dieser beunruhigenden Entwicklung Einhalt zu gebieten und entschieden gegenzusteuern.

Eine Möglichkeit besteht meines Erachtens darin, dass wir Bürger den Humanismus erproben und den Beweis erbringen, dass die Menschheit sozial ist, gut und fähig, ohne Waffen und Kriege zusammenzuleben. 

Humanismus erproben

Der Humanismus geht als philosophische Strömung und menschliche Lebenspraxis von dem optimistischen Menschenbild aus, dass die Menschheit zu einer positiven Entwicklung und zur Verbesserung der menschlichen Existenz fähig ist. Wesentliche Bedingungen hierfür sind die Achtung der menschlichen Würde jedes Individuums, die Freiheit im Denken und Handeln, die freie Meinungsäußerung und die Abwesenheit von Gewalt und Zwang. Ein positives gesellschaftliches Umfeld und Bildung fördern das humanistische Ideal freier Persönlichkeitsentfaltung (1).

Obwohl die zivilisatorische Entwicklung der Menschheit über die Jahrtausende hinweg stetig fortgeschritten ist, scheinen wir uns hinsichtlich der Bändigung der Gewalt noch gänzlich an den Anfängen der Humanisierung zu befinden. Doch da die Gewalttätigkeit nicht Ausdruck der menschlichen Natur ist, sondern Produkt geschichtlicher und kultureller Bedingungen, ist es möglich, der Gewalt Herr zu werden und sie aus den Beziehungen der Einzelnen und der Gemeinschaften auszuschalten. 

Vor allem Kinder können sich unter Gewalt und Zwang nicht zu gesunden, aufrechten Persönlichkeiten entwickeln. Deshalb sollte die Erziehung in Elternhaus und Schule auf jegliche Gewaltanwendung und Angst auslösendes Autoritätsgebaren verzichten und sich mit wahrem Verständnis dem kindlichen Seelenleben zuwenden.

Das menschliche Gefühlsleben ist jedoch nicht allein als Ergebnis der Eltern-Kind-Beziehung zu verstehen. Entscheidend sind auch die in einer Kultur vorherrschenden Werte und die mit ihnen korrespondierenden Gefühle, als deren Vermittler Eltern, Lehrer und Erzieher täglich an das Kind herantreten. Ein positives gesellschaftliches Umfeld kann nur dann entstehen, wenn wir Bürger uns für eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung sowie für eine Erziehung zu Gemeinsinn und Frieden engagieren.

Von Bedeutung ist auch die Frage der Bildung. Sie sollte dem Menschen vorrangig vermitteln, wie er seine Probleme lösen soll und kann. Zu den wichtigsten Problemen zählen sein Lebensgefühl, seine Meinung über sich selbst, seinen Partner, seine Haltung gegenüber den Kindern, seine Meinung über den Nachbarn, die Gemeinde und den Staat. Wenn das gelingt, wird er eine realistischere Sichtweise über sich selbst und auch den Anderen bekommen (2). 

Beweis erbringen, dass Menschen sozial sind 

Der Begriff „sozial“ bedeutet umgangssprachlich die positive Beziehung einer Person zu einer anderen oder auch mehreren anderen Personen, was heißt, ein Gefühl für die Allgemeinheit, ein Gemeinschaftsgefühl zu besitzen. Das schließt die Fähigkeiten ein, sich für andere zu interessieren, sich in sie einzufühlen, ihnen zu helfen, den Schwächeren zu schützen und dabei eventuell eigene Interessen zurückzustellen (3).

Bereits vor über 100 Jahren schrieb der russische Politikwissenschaftler, Human-Geograph und Philosoph Fürst Peter Kropotkin (1842-1921) in seinem Buch „Die gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“, dass in Natur und Gesellschaft keineswegs nur ein Kampf ums Überleben, ein Kampf aller gegen alle (Sozialdarwinismus) stattfindet, sondern dass auch das Prinzip der „gegenseitigen Hilfe“ vorherrscht. Diejenigen Lebewesen, die dieses Prinzip umsetzen, würden erfolgreicher überleben. 

Kropotkin beobachtete sowohl die Natur als auch die Naturwesen und bezog seine Erkenntnisse auf den Menschen. Die naturwissenschaftliche Tiefen-Psychologie basiert auf diesen Erkenntnissen. Demnach ist der Mensch ein naturgegeben soziales Wesen, das auf die Gemeinschaft seiner Mitmenschen ausgerichtet ist und eine Neigung zum Guten besitzt (4).

Aus der Einsicht um das Zusammengehörigkeitsgefühl aller, die Menschenantlitz tragen, erwuchsen die Lehrern der sittlichen Führer der Menschheit, die Weisheit des Laotse, das Gebot der Nächstenliebe und die unzähligen Formen des gesellschaftlichen Lebens und Verhaltens. Die Mahnrufe des menschlichen Gemeinschaftsgefühls können nie ausgemerzt werden, denn das Geschenk der Evolution besteht im sittlichen Bewusstsein des Einzelnen, in der Einsicht in die Verantwortung aller gegenüber allen. 

Ein praktisches Beispiel aus der Schule soll die soziale Natur des Menschen bestätigen. Es wird Lehrer wie Eltern, die wegen der mangelhaften Unterrichtung und Betreuung ihrer Kinder seit langem mit dem gegenwärtigen Schulsystem hadern, gleichermaßen interessieren und bewegen.

Es ist die Geschichte eines Lehrer-Kollegen, dem es mit einem gut überlegten Handgriff gelang, sich mit einem irritierten Jungen, der im Unterricht sogar die Beine auf die Schulbank legte, zu versöhnen. Er schloss Frieden mit ihm und beendete den Kriegszustand, der die ganze Klasse beeinflusste.

Als er begann, selbst zu unterrichten, fühlte er sich eher als Dompteur einer unwilligen Horde als ein geachteter Pädagoge. Aber Druck und Gewalt – so sein Vorsatz – sollten im Unterricht nicht die Oberhand gewinnen und er wollte verstehen, warum er auf das störende Verhalten von Schülern so stark reagieren würde. In der Klasse saß nämlich ein lebendiges Bürschchen von 13 Jahren, der das Gespräch mit dem Nachbarn viel interessanter fand als den Unterricht. 

Da er sich mit seinen persönlichen Sorgen und Nöten von den Lehrern nicht verstanden fühlte, konnte er sich auch nicht auf den Unterricht konzentrieren. Die Eltern waren getrennt und der ältere Bruder besuchte im Gegensatz zu ihm das Gymnasium.

Wenn sich der Kollege ärgerte und Konsequenzen androhte, nahm das Störverhalten des Schülers zu. Nur allmählich ist dem Kollegen bewusst geworden, dass er vom Schüler in einen Machtkampf um die Oberhand in der Klasse hineingezogen worden ist. Deshalb begegnete er ihm mit Groll, Unwillen und beleidigter Mine. Der Schüler reagierte darauf mit neuen Provokationen und legte schließlich seine Beine auf die Schulbank. 

Obwohl der Kollege den starken Wunsch verspürte, seinen Willen durchzusetzen und ihn zum Gehorsam zu zwingen, ging er nach der Mittagspause klopfenden Herzens auf den Schüler zu und machte einen Versöhnungsversuch. Er sagte zu ihm: „Ich kann zwar dein Verhalten, das du in der letzten Stunde gezeigt hast, nicht akzeptieren, aber vielleicht liegt es auch ein wenig an mir. Ich hoffe, wir finden zusammen einen Weg, uns zu einigen.“

Diese Versöhnung war nur möglich, weil dem Kollegen die schwierige familiäre Situation des Schülers und der Kriegszustand in der Klasse bewusst geworden ist. Indem er sich gefühlsmäßig in die Situation des Schülers hineinversetzte, entschied er sich für einen anderen Weg als den der Gewalt. Er machte Frieden mit dem Kind und beendete den Kriegszustand.

Die Wirkung war unglaublich. Der Schüler folgte nun völlig erstaunt und aufmerksam dem Unterricht und verteidigte schließlich den Lehrer-Kollegen vor der gesamten Klasse, weil andere Schüler ihn kritisierten. Er kam in eine andere Stimmung, weil er sich vom Lehrer verstanden gefühlt hat. 

Die gesamte Episode beweist nicht nur, dass der Mensch sozial ist, sie weist für alle Erzieher auch den Weg zu einer friedlichen Welt.

Der Mensch ist gut, aber irritiert

Wenn wir uns in der Welt umsehen, stellen wir fest, dass die Menschen zwar gut sind, jedoch psychisch irritiert. Kein Mensch kann seine Probleme in der Ehe, mit den Kindern oder im gesellschaftlichen Leben lösen. Wir schlagen die Kinder und führen mörderische Kriege. Doch all dies ist auf eine unsachgemäße Erziehung zurückzuführen. Deshalb muss allen Menschen psychologisches Wissen vermittelt werden, damit sie ihre persönlichen Probleme lösen können und beginnen, die Welt in eine friedliche Bahn zu lenken.

Der Mensch ist nicht von vornherein bestimmt, Wolf oder Lamm zu sein. Seine Freiheit besteht darin, dass er sich selber zu dem machen kann, was er in Zukunft sein soll. Wenn der Mensch das Böse tut, so hat er sich zuvor dafür entschieden; er hat es zuvor gewollt. Der Ursprung des Bösen liegt nicht in der menschlichen Natur.

Beweis erbringen, dass Menschen fähig sind, ohne Waffen und Kriege zusammenzuleben.

Das verallgemeinerte „Bild“ vom „Kampf ums Dasein“ soll rechtfertigen, dass der Krieg in der Welt nicht überwunden ist – und nicht überwunden werden kann. Diese Auffassung vom „homo homini lupus“ (Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf) ist aber grundfalsch. Sie beruht auf einer Oberflächlichkeit, die bei genauerem Hinsehen sofort offenkundig wird.

Eine unvoreingenommene Betrachtung historischer Kriege lehrt uns, dass die Willkür der herrschenden Klassen eine der ersten Kriegsursachen ist. Streitigkeiten unter Königen, Eroberungslust eines Herrschers oder seiner Kriegerkaste, das heißt, die Machtgier der Mächtigen hat die Völker in die Kriege geführt, in denen sie für die Interessen ihrer Potentaten verbluteten. Der Konkurrenzkampf zwischen den Religionen, von denen jede sich im Besitz der absoluten Wahrheit wähnte, gab weiteren Anlass zu kriegerischen Verwicklungen, in welchen die Menschen für die Macht ihrer Kirche starben.

Die Neuzeit, die den Vorrang der Wirtschaft gegenüber den anderen Bereichen des öffentlichen Lebens realisierte, schuf dann den Typus des Wirtschaftskrieges, in dem die Herren des Handels und der Industrie die Völker zu einem Ringen um Rohstoffquellen und Absatzmärkte antreten ließen. In fast allen Kriegen der letzten Jahrhunderte spielt der ökonomische Faktor eine dominierende Rolle, wenngleich er sich mitunter hinter anderen Motivationen verbirgt.

Die Ursachen der Kriege waren also mannigfaltig, aber jeder Krieg ist im Interesse einer kleinen Oberschicht geführt worden, der allein der Sieg und der damit verbundene Gewinn an Land und Reichtümern zugutekam. Die Völker selbst, die für ihre weltlichen oder geistlichen Herrscher in den Kampf zogen, durften nur wenig oder gar nicht an der Nutznießung ihrer Eroberung teilhaben. Sie sind nicht gefragt worden, ob sie in den Krieg ziehen wollen oder nicht; gezwungenermaßen nahmen sie die Waffe in die Hand.  

Es ist deshalb nicht recht, die „Völker“ für ihre Kriege verantwortlich zu machen; es waren immer nur ihre herrschenden Schichten, die sich befehdeten und versuchten, sich wechselseitig zu unterjochen. Darum ist es falsch, den Krieg auf die menschliche Natur zurückzuführen. Die Natur des Menschen ist friedlich. 

Ein Großteil der Menschen liebt es, seiner Arbeit nachzugehen, den Acker zu bestellen und mit den Nachbarn in Freundschaft zu leben. Der Gesichtskreis der meisten Menschen reicht nicht so weit, um nach anderen Ländern oder gar Kontinenten aufzubrechen und dorthin die verheerende Flamme des Krieges zu tragen. Nur die Machtgier derer, die innerhalb der Völker als Obrigkeit fungieren und durch ihre soziale Stellung vom Geist der Gewalt durchdrungen sind, treibt immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen die Völker zugunsten ihrer Herren und Ausbeuter verbluten.

 

Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Schul-Rektor, Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe. Nach seinen Universitätsstudien wurde er wissenschaftlicher Lehrer in der Erwachsenenbildung. Als Pensionär arbeitete er als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werteerziehung sowie eine Erziehung zu Gemeinsinn und Frieden. Für seine Verdienste um Serbien bekam er 2021 von den Universitäten Belgrad und Novi Sad den Republik-Preis „Kapitän Misa Anastasijevic“ verliehen.

Er schreibt regelmäßig für Global Research, wo der Artikel erstmals erschien. 

Quellenangaben

[1] https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/296380/humanismus/

[2] https://www.globalresearch.ca/humanity-must-adopt-results-psychological-research-order-create-life-worthy-human-beings/5815983

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Sozial

[4] https://www.globalresearch.ca/assoziieren-wir-uns-mit-den-mitmenschen-um-als-spezies-mensch-zu-ueberleben/5747340

Der Originalartikel kann hier besucht werden