In den letzten Tagen hat Pressenza ein neues Buch über gewaltfreien Journalismus in den Vereinigten Staaten vorgestellt. Dieses Buch soll die ersten zwölf Jahre kollektiver Bemühungen von Freiwilligen aus den Bereichen Journalismus und Kommunikation widerspiegeln.

Vortrag von Fernando Garcia

Liebe Freunde,

es ist mir eine Ehre, heute hier zu sein, um Euch dieses bemerkenswerte Buch über Journalismus und Gewaltlosigkeit vorzustellen, das von Pressenza herausgegeben wurde.

Ich glaube, die Bedeutung dieses Buches kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn es bietet eine neue Perspektive auf die Rolle, welche die Medien bei der Förderung von Frieden und sozialer Gerechtigkeit spielen. Ich möchte der Direktorin von Pressenza, Pia Figueroa, und dem Organisator dieser Veranstaltung, David Anderson, meinen Dank dafür aussprechen, dass sie mir die Gelegenheit gegeben haben, heute zu Euch zu sprechen.

Als Journalismus-Professor kann ich bestätigen, wie wichtig diese Art von Büchern für künftige Generationen von Journalist:innen ist.

Der Journalismus steht im digitalen Zeitalter vor noch nie dagewesenen Herausforderungen, darunter die Verbreitung von Fake News, Desinformation und Propaganda. Für Journalist:innen ist es wichtiger denn je, sich von Prinzipien, Werkzeugen, Perspektiven und einem Engagement für Gewaltfreiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit leiten zu lassen.

In diesem Sinne bin ich der Meinung, dass dieses Buch eine wertvolle Ressource für Journalismusstudierende sein könnte, da es einen umfassenden und aufschlussreichen Ansatz für die Beziehung zwischen Journalismus, Gewaltfreiheit und sozialem Wandel bietet. Die Herausgebenden haben eine vielfältige Gruppe von Autor:innen zusammengebracht, die durch Artikel verschiedener Mitarbeiter:innen der Nachrichtenagentur Pressenza unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen zu diesen Themen bieten.


Talk World Radio: Warum wir gewaltfreien Journalismus brauchen


Das Buch zielt darauf ab, die Praxis und das Verständnis von Gewaltfreiheit im Journalismus durch eine Reihe von Kapiteln zu erleichtern. Diese Kapitel umfassen: a) ein Verständnis für eine humanere Sichtweise der Kommunikation, b) einen Vorschlag für die Grundsätze des gewaltfreien Journalismus, c) Instrumente zur Spezifizierung dieser Praxis, d) die Bedeutung eines gewaltfreien Ansatzes und e) methodische Hinweise, die darauf ausgerichtet sind, die Vermittlung dieser Art von besonderer journalistischer Praxis zu erleichtern.

Dieses Buch richtet sich also nicht nur an diejenigen, die sich der Praxis eines ethischen und kritischen Journalismus mit sozialem Sinn widmen wollen, sondern auch an diejenigen, die es als ethische Verpflichtung ansehen, diesen zu lehren, was es zu einem ganzheitlichen Werk macht.

In diesem Sinne regen die Beiträge nicht nur zum Nachdenken an, sondern sind vor allem auch praktisch. Wie angedeutet, bieten sie Journalist:innen eine Anleitung, wie sie über Themen im Zusammenhang mit Konflikten, Gewalt oder sozialer Gerechtigkeit auf eine Weise berichten können, die Gewaltlosigkeit und Empathie fördert, aber auch die Bedeutung von Medienkompetenz und verantwortungsvollem Journalismus in einer Zeit der Informationsflut hervorhebt.

Ich möchte betonen: Die Bedeutung der Wahrheit im Journalismus kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. In einer Welt, in der Fake News, Korruption, Populismus, Bigotterie sowie wirtschaftliche, religiöse und rassistische Gewalt allzu weit verbreitet sind, ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich Journalist:innen an einen hohen Standard der Genauigkeit, Ehrlichkeit und Integrität halten. „Die Wahrheit muss der höchste Wert der Kommunikation sein“. Das bedeutet, dass Journalist:innen unermüdlich nach der Wahrheit suchen müssen, auch wenn sie schwierig oder unpopulär ist. Sie müssen bereit sein, schwierige Fragen zu stellen, gründlich zu recherchieren und ehrlich zu berichten, auch wenn dies das vorherrschende Narrativ in Frage stellt oder die Interessen der Machthaber:innen untergräbt. Auf diese Weise können Journalist:innen eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung von Korruption spielen, falsche Darstellungen in Frage stellen und die Mächtigen zur Verantwortung ziehen. Indem sie über unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen berichten, wie in diesem Buch und den Artikeln von Pressenza, können Journalisten dazu beitragen, Gräben zu überbrücken und mehr Verständnis und Mitgefühl zu fördern. Sie können dazu beitragen, den Kräften der Polarisierung, des Hasses und der Gewalt entgegenzuwirken, die unsere Gesellschaften allzu oft auseinanderzureißen drohen. Letztlich ist das Streben nach Wahrheit im Journalismus nicht nur eine berufliche Verpflichtung, sondern ein moralisches Gebot. Es ist unerlässlich für den Aufbau einer gerechteren, friedlicheren und ausgewogeneren Welt.

Da die Welt weiterhin mit Themen wie Armut, Ungleichheit und Klimawandel zu kämpfen hat, ist es klar, dass wir neue Lösungen und neue Denkweisen brauchen. Dieses Buch bietet eine kraftvolle Vision, wie Gewaltlosigkeit und Mitgefühl als Werkzeuge für den sozialen Wandel eingesetzt werden können. Es zeigt uns, dass wir in unseren eigenen Gemeinschaften und darüber hinaus zu Akteur:innen des Wandels werden und die Welt verändern können.

Einer der Kapitäne der Gewaltlosigkeit, Lew Tolstoi, schrieb einmal:

„Jeder denkt daran, die Welt zu verändern, aber niemand denkt daran, sich selbst zu verändern.“


Talkshow mit Pía Figueroa und Tony Robinson, Interview von David Swanson


Dieses Buch lädt uns dazu ein, über unsere eigene Rolle als Medienkonsument:innen und -produzent:innen nachzudenken. Es fordert uns auf, die Art und Weise, wie wir Nachrichten konsumieren und produzieren, zu überdenken und uns für eine friedlichere und gerechtere Welt einzusetzen.

Abschließend möchte ich Journalismusstudierenden und Fachleuten gleichermaßen ans Herz legen, dieses Buch, das dank Pressenza nun in englischer Sprache erschienen ist, zu lesen und ihm offen gegenüber zu stehen. Ich hoffe, dass dieses Buch neue Generationen von Journalist:innen inspirieren kann, die sich für gewaltfreie Kommunikation und sozialen Wandel einsetzen.

Darüber hinaus möchte ich den Herausgeber:innen und Mitwirkenden an diesem Buch für ihre harte Arbeit und ihr Engagement danken. Ich möchte auch Pressenza für das Engagement zur Förderung von Gewaltlosigkeit und sozialer Gerechtigkeit durch Beispiele und Artikel danken. Dieses Buch ist ein Zeugnis für die Kraft und Bedeutung der Zusammenarbeit für ein gemeinsames Ziel. Lassen wir uns alle inspirieren und arbeiten wir alle zusammen, um eine friedlichere und gerechtere Welt zu schaffen. Ich danke Euch.

Die erste Veranstaltung fand am 6. Mai anlässlich der Eröffnung des  Studien- und Reflexionspark Hudson Valley statt.

David Andersson und Pía Figueroa (Bild von Javier Javier Castaño)

(Bild von Jean Marc Grambert)

Die zweite Veranstaltung fand am Montag, den 8. Mai, im Büro der Rosa Luxemburg Stiftung New York statt.

David Andersson, Mariana Fernandez and Pía Figueroa (Foto von Roberto Blueh)

Die 3. Präsentation erfolgte von World Beyond War im Busboys & Poets in Washington D.C. am Dienstag, den 9. Mai.

Pía Figueroa, Medea Benjamin, David Andersson und David Swanson (Foto von Yolanda Andersson)

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!