Vor einigen Tagen waren wir mit unserem Freund Rafa de la Rubia (Förderer und Initiator der Weltmärsche für Frieden und Gewaltlosigkeit) bei einem Kaffee im Rincon de le Vitoria. Ich fand das Gespräch so interessant, dass ich mich entschied, einige Notizen zu machen und sie zu teilen.

Von Maria José Gallardo

Rafa, erzähle uns ein wenig darüber, worum es bei den Weltmärschen für Frieden und Gewaltlosigkeit geht.

Wie es der Name sagt, handelt es sich um einen Marsch, der von einer Basisgruppe organisiert wird und rund um die Welt geht, um die gefährliche globale Lage anzuprangern. Die Menschen heißen die Basisgruppe an verschiedenen Orten mit Aktivitäten willkommen, von den kleinsten bis zu den komplexesten. Damit wollen wir Synergien bilden, die mit der Förderung von Frieden und Gewaltlosigkeit zu tun haben.

Woher kommt das Bedürfnis oder der Impuls, sie voranzutreiben?

Es gibt einen Moment, in dem das Bedürfnis entsteht, etwas tun zu müssen. Dies ist sehr schlecht und ich beginne, mir darüber Sorgen zu machen. Also steige ich in ein Taxi und erzähle dem Taxifahrer mein Anliegen: das ist sehr schlimm und wir müssten alle auf die Straße gehen, und laufen, und laufen… wir machen einen Aufruf an die Machthaber, damit sie ihr Verhalten, ihre Dynamik ändern und lieber der Bevölkerung zuhören. Wenn wir alle hinausgehen, würden wir das erreichen. Diese anscheinend sehr spontane Idee beginnt sich, ein wenig mehr zu verarbeiten und man berät sich mit einigen Fachleuten. Diese sachverständige Personen haben uns gefragt, welches große Unternehmen diese Aktion unterstützt. Und wir sagten ihnen, keines, und nicht nur das, wir werden keinem Unternehmen erlauben, für uns zu werben, wir werden keinen einzigen Zentimeter unseres Hemdes verkaufen. Sie prophezeiten uns, dass es ein Misserfolg werden würde.

Wie finanziert ihr euch?

Wie ich bereits früher erwähnt habe, akzeptieren wir kein Sponsoring. Deshalb finanziert jede teilnehmende Person die Fahrt selbst, entweder aus der eigenen Tasche oder mit Hilfe von Aktivitäten in den Stadtbezirken, durch Tombolas, durch den helfenden Freundeskreis… Spenden können auch auf der Website des Weltmarsches für Frieden und Gewaltlosigkeit von 10 EUR bis maximal 5000 EUR getätigt werden.

Wie viele Weltmärsche für Frieden und Gewaltlosigkeit habt ihr bisher durchgeführt?

Es fanden zwei Märsche statt. Der erste startete 2009 in Wellington (Neuseeland), dauerte 93 Tage und wir reisten durch 97 Länder und fünf Kontinente, und ging 2010 in Punta de Vacas (Argentinien) zu Ende. Mit dem 2. Weltmarsch brachen wir in 2019 von Madrid aus auf und beendeten ihn 150 Tage später in 2020 in Madrid.

Welche Unterschiede hast du zwischen dem ersten und zweiten Marsch festgestellt?

Zwischen dem ersten und dem zweiten sind 10 Jahre vergangen, und ja, man erkennt einen Unterschied. Auf dem ersten Weltmarsch wurden wir von zehn Regierungspräsidenten empfangen, während des zweiten Marsches wurden wir von niemandem empfangen, weder von Ministern noch von Regierungsvertretern.

Im Allgemeinen gab es „kleinere“ Veranstaltungen, aber das hat uns die Möglichkeit gegeben, mit der sozialen Basis in Verbindung zu treten, während bei einer großen Veranstaltung alles sehr gut und sehr schön ist, aber man kommt nicht mit der echten Problematik in Kontakt.

Was wir wahrnahmen, ist, dass die Menschen aufgebracht sind und die Konflikte zunehmen. Die gesellschaftliche Reaktion nimmt ebenfalls zu. Die Menschen fangen an, sich zu organisieren, um diesen Irrsinn des Systems zu beheben, der sich mit der Zeit immer mehr verschärft.

Die globale Situation ist verrückt, und jetzt haben sie uns in Europa wieder einmal in einen Krieg hineingestürzt, den wir nicht möchten.

Eine Handvoll Herren trifft sich auf einer Farm in den USA, die Stiefel auf dem Tisch, und ziehen uns in einen Krieg, den wir Europäer nicht wollen, mit einer Konfrontationsdynamik, die wir nicht verstehen, die die letzten Atemzüge eines Systems sind, das nicht mehr zweckmäßig ist.

Eines der Dinge, die wir nach zwei Weltmärschen herausgefunden haben, ist, dass sich die Menschen eine Universalisierung, eine Globalisierung und eine Zusammenarbeit wünschen. Die Menschen wollen keine Auseinandersetzungen, das ist das Empfinden der ganzen Bevölkerung in der Mehrzahl der Länder, die wir besucht haben. Es gibt eine Minderheit, die aus Krieg, Waffen und all dem ein Geschäft macht… Sie sind diejenigen, die Konflikte wollen, um weiterhin davon zu profitieren.

Wann findet der 3.Weltmarsch für Frieden und Gewaltlosigkeit statt?

Wir werden ihn im nächsten Jahr 2024 durchführen, wissen aber noch nicht, von welchem Ort er starten wird, weil es verschiedene Städte gibt, die sich dafür bewerben. Interessierte können sich über die Website des Weltmarsches für Frieden und Gewaltlosigkeit informieren oder sich gerne an die Redaktion der Tageszeitung in Malaga wenden unter hola@ciudadjardin.eu.

Wir wollen eine Erinnerung und eine Dynamik zurücklassen, bei der sich alle fünf Jahre eine Gruppe von Menschen auf den Weg macht und den Planeten bereist mit dem Ziel, klar und hoffentlich immer lauter zu sagen „dass die Lösung darin besteht, dass wir lernen, mit allen Bürger:innen des Planeten zusammen zu leben, ohne dass jemand ausgeschlossen wird und dass sich kein Volk über ein anderes stellt“ wie es bisher geschehen ist.

Wir erleben die letzten Züge eines Imperialismus, der bisher funktioniert hat, aber inzwischen nicht mehr funktioniert, und diese Sensibilität ist nicht mehr vorhanden. Bei dieser Gelegenheit weisen wir darauf hin, dass das Basisteam die nächsten Generationen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren repräsentiert.

Nehmen wir an, Rafa, ich bin eine Hausfrau mittleren Alters, mit einem kulturellen Grundwissen, ich wohne in Malaga, in einem Stadtviertel… wie könnte ich teilnehmen, was könnte ich tun, wie könnte ich zu diesem Marsch beitragen?

Du könntest zum Beispiel beginnen, einmal im Monat durch deinen Ortsteil zu marschieren, und alle Nachbarn zum Mitmachen einladen. Dein Ziel könnte sein, die Nachbarn kennenzulernen, gewalttätige Vorfälle und Probleme im Wohnviertel zu melden, und auch eingewanderte Personen, die dort lebten, zu berücksichtigen…

Es könnte auch eine alleinerziehende Mutter sein, die einen Marsch organisiert, mit dem Interesse, mehr Alleinerziehende zusammenzubringen, und die schwierigen und brutalen Situationen, in denen sie sich befinden, anzuprangern.

Es könnte den Fall geben, dass ein Herr, der lange Zeit arbeitslos ist, beschließt, mit anderen arbeitslosen Menschen einen Spaziergang in seinem Viertel zu machen.

Durch das Anprangern ihrer Lage könnten dort Genossenschaften und verschiedene Arten von Aktivitäten entstehen, um diese Problematik zu beheben.

Wir schätzen den Demonstrationseffekt. Ein Demonstrationseffekt ist etwas, worauf ich Wert lege, vor allem für mich selbst, also muss er sinnvoll sein.

Wenn ich alles dokumentiere und auf die Website des Marsches ins Netz hochlade, ist es sehr wahrscheinlich. dass es in einem anderen Stadtviertel, in einem anderen Land andere Menschen inspiriert und sie es kopieren… und dort wird ein Netzwerk entstehen… Die Welt muss heutzutage mehr denn je vernetzt sein. Es passieren unvorstellbare Dinge.

In lateinamerikanischen Ländern haben wir festgestellt, in denen ein Liter Wasser teurer ist als ein Liter Benzin, dass Wasser, Flüsse privatisiert werden. In Europa ist das unvorstellbar.

Soziale Kontakte knüpfen, in Verbindung treten, den Kopf öffnen… und natürlich denkt man (in Lateinamerika), dass dies das Normalste der Welt ist, dass dies überall auf dem Planeten geschieht…

Das System funktioniert, indem es darauf besteht, dass es besser ist allein zu sein, dass sie die Dinge für dich lösen werden, und sie sie dann nichts für dich lösen. So haben die Menschen genug Probleme, einige davon wirtschaftlicher Art, ohne ihre Familie ernähren zu können, andere davon pädagogischer Art, ohne zu wissen, was sie mit ihren Kindern machen sollen… und die Menschen lassen sich scheiden, isolieren sich….

Schön Rafa, und wie viele Märsche noch?

Ich möchte den dritten und den vierten machen. Den fünften vielleicht im Rollstuhl (lacht). Hoffen wir, dass es eine neue Generation gibt, die sich mit der Durchführung beschäftigt.

Vielen Dank, Rafa, es war mir eine Freude, mit dir hier zu sein, und ich hoffe, dass viele Menschen dies lesen und sich davon inspirieren lassen.

Die Übersetzung aus dem Spanischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!