Faszinierend am Ukraine-Krieg ist schon allein die Anzahl der führenden strategischen Denker, die seit Jahren vor einem solchen warnten, wenn wir so weitermachen würden wie bisher. Niemand hat auf sie gehört, und da sind wir jetzt. Kleine Zusammenstellung dieser Warnungen, von Kissinger bis Mearsheimer.

Westliche strategische Denker, die vor dem Ukraine-Konflikt gewarnt hatten (eine Zusammenstellung von @RnaudBertrand):

1. George Kennan, Amerikas Außenpolitik-Stratege, der Architekt der US-Strategie des Kalten Krieges. Schon 1998 warnte er, dass die NATO-Erweiterung ein „tragischer Fehler“ sei, der letztlich eine „böse Reaktion Russlands“ hervorrufen müsse.

2. Kissinger warnte 2014, dass „die Ukraine für Russland niemals nur ein fremdes Land sein kann“ und dass der Westen deshalb eine Politik der „Versöhnung“ betreiben muss. Er war auch der festen Überzeugung, dass „die Ukraine nicht der NATO beitreten sollte“

3. John Mearsheimer – der wohl führende geopolitische Gelehrte in den heutigen USA – im Jahr 2015: “ Der Westen führt die Ukraine auf den Weg des geringsten Widerstandes, und das Endergebnis ist, dass die Ukraine zerstört wird […] Was wir tun, fördert im Grunde dieses Ergebnis.“

4. Jack F. Matlock Jr., US-Botschafter in der Sowjetunion von 1987-1991, warnte 1997, dass die NATO-Erweiterung „der größte strategische Patzer ist und eine Kette von Ereignissen auslöst, die zur größten Sicherheitsbedrohung seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion führen könnte“.

5. Clintons Verteidigungsminister William Perry erklärte in seinen Memoiren, dass für ihn die NATO-Erweiterung die Ursache für „den Bruch in den Beziehungen zu Russland“ ist und dass er 1996 so sehr dagegen war, dass „ich aufgrund meiner Überzeugung erwog, zurückzutreten“.

6. Stephen Cohen, ein berühmter Russlandwissenschaftler, warnte 2014: „Wenn wir die NATO-Streitkräfte in Richtung der russischen Grenzen verlagern […], wird das die Situation offensichtlich militarisieren [und] Russland wird nicht zurückweichen, das ist existenziell.»

7. CIA-Direktor Bill Burns im Jahr 2008: „Der Beitritt der Ukraine zur NATO ist die klarste aller roten Linien für [Russland]“ und „Ich habe noch niemanden gefunden, der den Beitritt der Ukraine zur NATO für etwas anderes hielte als für eine direkte Herausforderung gegenüber den russischen Interessen“. (Als er dieses Memo schrieb, war er 2008 Botschafter in Moskau). Heute ist er Direktor der CIA. ‘08 Memo ‚Nyet Means Nyet: Russlands Ablehnung der NATO-Erweiterung‘.

8. Der russisch-amerikanische Journalist Vladimir Pozner erklärte 2018: Die NATO-Erweiterung in der Ukraine ist für die Russen inakzeptabel, und es muss einen Kompromiss geben, bei dem „die Ukraine garantiert nicht Mitglied der NATO wird.“

9. Malcolm Fraser, 22. Premierminister Australiens, warnte 2014, dass „der Vorstoß [der NATO] nach Osten eine Provokation, unklug und ein sehr deutliches Signal an Russland ist“. Er fügt hinzu, dass dies zu einem „schwierigen und außerordentlich gefährlichen Problem“ führt.

10. Paul Keating, ehemaliger australischer Premierminister, 1997: Die Ausweitung der NATO ist „ein Fehler, der am Ende den strategischen Fehleinschätzungen gleichkommen könnte, die Deutschland daran hinderten, seinen vollen Platz im internationalen System einzunehmen [Anfang des 20.Jahrhunderts]“.

11. Der ehemalige US-Verteidigungsminister Bob Gates in seinen Memoiren 2015: „Es war ein Fehler, so schnell zu handeln [die NATO zu erweitern]. […] Der Versuch, Georgien und die Ukraine in die NATO zu holen, war wirklich zu weit gegangen [und] eine besonders monumentale Provokation.»

12. Pat Buchanan schreibt in seinem 1999 erschienenen Buch „Eine Republik, nicht ein Imperium“: „Indem wir die NATO vor die Haustür Russlands gebracht haben, haben wir eine Konfrontation des einundzwanzigsten Jahrhunderts vorprogrammiert“.

13. 1997 schrieb eine Gruppe von Personen, darunter Robert McNamara, Bill Bradley und Gary Hart, einen Brief an Bill Clinton, in dem sie davor warnten, dass die von den USA angeführten Bemühungen um eine Erweiterung der NATO ein politischer Fehler von historischem Ausmaß seien und die Instabilität in Europa fördern würden. Heute ist dies eine Randposition von Verrätern.

14. Dmitriy Trenin äußerte die Befürchtung, dass die Ukraine langfristig angesichts der starken Emotionen und Neuralgien, die ihr Streben nach einer NATO-Mitgliedschaft auslöse, der potenziell destabilisierendste Faktor in den amerikanisch-russischen Beziehungen sei.

15. Sir Roderic Lyne, ehemaliger britischer Botschafter in Russland, warnte vor einem Jahr, dass „ein Beitritt der Ukraine zur NATO […] in jeder Hinsicht dumm ist“. Er fügt hinzu: „Wenn du einen Krieg mit Russland anfangen willst, ist das der beste Weg, das zu tun.

17. Schon im letzten Jahr warnte der berühmte Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Sachs in einer Kolumne in der Financial Times, dass „die NATO-Erweiterung völlig fehlgeleitet und riskant ist. Wahre Freunde der Ukraine und des Weltfriedens sollten einen Kompromiss der USA und der NATO mit Russland fordern.“

18. Fiona Hill: „Wir haben [George Bush] gewarnt, dass Herr Putin Schritte zur Annäherung der Ukraine und Georgiens an die NATO als Provokation ansehen würde, die wahrscheinlich eine präventive russische Militäraktion provozieren würde. Aber letztendlich wurden unsere Warnungen nicht beherzigt.“

19. Aleksandr Dugin hatte 1997 in seinem Buch “ Die Grundlagen der Geopolitik“ alles vorhergesagt, was Putin getan hat.

ALLE wussten, dass mit dem Versuch, die Ukraine in die NATO einzubinden, die rote Linie Russlands überschritten würde, aber jetzt möchte man Russland als Schurken hinstellen. Nachdem man alles getan hat, um die rote Linie zu überschreiten. Und das geschah erst, NACHDEM Biden an die Macht kam.

Übersetzung aus dem Englischen von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!