Die Tier- und Pflanzenwelt, die ganze biologische Umwelt entwickelt sich in Kreisläufen vom Wachsen, Blühen und Absterben. Auch die Sterne im Sonnensystem bewegen sich in umlaufenden physikalischen Bahnen. Beide bewegen sich nach eigenen Regeln.

Die in groben Zügen überschaubare Welt der Wirtschaft wächst gleichfalls in multiplen Kreisläufen. Sie beginnen mit der Investitionstätigkeit, via einer Finanzierung (meist per Krediten) und enden nach dem Verkauf der erzeugten Güter, d.h. mit der Tilgung des vorgeschossenen Kreditgeldes. Dazwischen liegt der Verbrauch, die Phase Befriedigung des Bedarfs der Bevölkerung und der Gesellschaft (Nahrung, Bildung, Gesundheit, Wissenschaft, Kultur, Verwaltung etc.). Der betriebswirtschaftliche Zyklus ist erfolgreich, wenn am Ende nach Abzug aller Kosten (Rohstoff, Lohn, Verwaltung, Zinsen u.s.w.) und der Steuer an den Staat ein Wertzuwachs erzielt wurde. Eine Sichtweise, die alle Unternehmer bei Einhaltung der humanen Moralnormen beherrschen sollten.

Die Wirtschaft hat als Bereich in der menschlichen Gesellschaft seit jeher und grundsätzlich den Auftrag, die Versorgung sicherzustellen. So haben es die Alten gesehen, sowie die Wissenschaftler, wie Quesnay, Rousseau, Marx u.v.a. festgestellt.

Kreisläufe reproduzieren sich fortwährend und existieren notwendiger Weise in beiden gegenwärtig bekannten Gesellschaftssystemen des Kapitalismus und des Sozialismus.

Die Evolution entwickelte seit Urzeiten die notwendigen Elemente des wirtschaftlichen Kreislaufes, wie Geld, Kredit, Vertragsrechte, Betriebswirtschaft, Planung etc. auch Pflichten an die Staatsverwaltung (Steuern, Verhaltensnormen). Die Elemente sind Bestandteile in allen Gesellschaftsordnungen. Der internationale Handel vollzog sich entsprechend der jeweiligen Situation über verfügbare Rohstoffe und des Produktionsvermögens der Länder in langfristig gewachsenen Größenordnungen. Internationale Abkommen und die Regeln des Welthandelsabkommens (WTO) sorgen für verlässliche juristische Rahmenbedingungen des Warenaustausches. Gültig auch zwischen Ländern unterschiedlicher Ordnungen.

Gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse entwickeln sich die Kreisläufe vorwärts. Nicht wie auf einer schrägen Basislage immer nach oben, sondern entsprechend den jeweils realen Gegebenheiten meist nach vorn. Kriege zerstören Kreisläufe der Wirtschaft. Handlungen von Regierungen beschleunigen sie mit Fördermitteln, Subventionen, Steuersätzen, Gesetzen oder bremsen sie, beispielsweise auch mit Sanktionen im internationalen Handel. Das Wissen und das Organisationstalent im Mittelstand, den Genossenschaften, sowie den Großunternehmen des privaten und staatlichen Sektors sind neben dem vielen Ideen der Treibstoff, der die Kreisläufe in einer Vorwärtsbewegung halten.

  • Kreisläufe der Wirtschaft des kapitalistischen Systems haben den Versorgungsauftrag an zweiter Stelle gesetzt. An erster Stelle steht der Zuwachs an Kapital und die Herausnahme von Geldmitteln aus dem Kreislauf zur egoistischen Verfügung. Das Wachstum der Wirtschaft soll die Gewinnlogik aufrechterhalten, obwohl unkontrolliertes Wachstum sich für die Natur als destruktiv erweist. Die Gleichheit (egalité) wurde bisher nicht hergestellt, wohl aber die Freiheit (liberté) für die wirtschaftliche Entscheidungsebene. Die Solidarität (fraternité) ist in Vergessenheit geraten.
  • Kreisläufe der sozialistischen Ordnung setzen den Versorgungsauftrag an die erste Stelle zur Befriedigung des materiellen Grundbedarfes. Ein weiteres Ziel ist die Gleichberechtigung bei der Verteilung des Wertzuwachses. Die Vermeidung der Arbeitslosigkeit ist ein Großziel geworden. Das Arbeitsvermögen der menschlichen Spezies ist eines der wenigen Mittel des Menschen, um sein Überleben zu gestalten. Abgesehen von seinem Denkvermögen entnimmt er den Rest seit jeher der Natur (A. Einstein).

Kriege sind ambivalent. Sie zerstören nationale Kreisläufe. Schaffen aber Geschäftsmöglichkeiten in der Waffenproduktion und beim Wiederaufbau vernichteter Güter. Ambivalent können auch Regierungsentscheidungen via Fördermittel, Subventionen oder Veränderungen der Besteuerungssätze wirken.

Als Strafaktion auf die militärischen Angriffe Russlands in der Ukraine verhängten Länder der G7 im Februar 2022 Sanktionen, die die Inbetriebnahme der Erdgas-Leitung Nordstream 2 stoppte und den Geldtransfers über das System Swift verhindern soll. Der große Bereich der Energieversorgung ist durch die Sanktionen gleichfalls für die G7 Länder Europas selbst in Gefahr. Die USA könnten fernab Nutznießer der Sanktionen werden.

Versuche mit Boykotten und Sanktionen die Kreisläufe der Vertragspartner zu stören und sie damit zu schwächen, sind nicht neu in der Geschichte. Napoleon I verhängte 1806 eine Kontinentalsperre gegen England und 1949 verbot die Doktrin des US-Präsidenten Truman die Lieferung von etwa 3.000 strategisch relevanter Erzeugnisse an die Länder des sozialistischen Lagers (COCOM-Liste). Der Nutzen beider Aktionen für die Verursacher war überschaubar. Schäden sind bei den Betroffenen sehr wohl eingetreten. Die Bevölkerung Kubas und Venezuelas leiden darunter.

2022 werden die Sanktionen westlicher Länder Russland empfindlich treffen. Die militärischen Handlungen Russlands müssen aber wegen der möglichen Gefahr eines atomar geführten Krieges und den Einsatz von chemischen und biologischen Waffen gestoppt werden. Es geht bei der Auseinandersetzung in der Ukraine vorrangig um eine Systemauseinandersetzung, nicht um Rohstoffe. Einmischungen und Eskalationen von dritten Seiten erhöhen die potentielle Gefahr eines 3. heißen Weltkrieges. Nicht akzeptabel ist die Tötung von Zivilisten.

Die Gefahr, dass rückwirkend auch die europäischen Länder der G7 von bestimmten Sanktionen Schäden erleiden, ist real aus der Situation des gewachsenen Energiemarktes in Europa gegeben. Der Handel mit Energierohstoffen ist kein Feld für taktische Pokerspiele der Strategen beider Seiten. Die Auseinandersetzungen der G7 mit dem Iran, Irak, Libyen, Venezuela sprechen eine deutliche Sprache, wie weit Interessenslagen führen können.

Der Ukrainekonflikt bringt die Kreisläufe der Wirtschaften vieler Länder in Schieflage. Ein nächster 3. Weltkrieg droht der Menschheit. Die Politiker haben schon ausreichende Probleme, die Folgen der Klimaveränderung abzuwehren.

Die lange Geschichte der Menschheit belegt, dass der Mensch bisher immer in der Lage war, Situationen einer ernsten Bedrohung zu überwinden. Politik-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler und Humanisten stehen alle in der Pflicht, Unheil abzuwehren. Die Welt der Menschen braucht eine Zukunft. Die Erdkugel selbst hat schon Katastrophen aus dem Weltall überstanden.