Eine optimistische Antwort gibt der Autor des Buches mit dem obigen Titel. Eigene Sichten und Erfahrungen eines langen Arbeitslebens als Backmeister, Handelsattaché in Mexiko und Venezuela, Direktor der Plankommission der DDR, Mitarbeiter im Haushaltsausschuss der Volkskammer, Vorstand einer Wohngenossenschaft und Leiter des Schweizer Instituts für Betriebsökonomie werden im Werk verarbeitet.

Ja, eine gute Zukunft kann jenseits von Ungleichheit und ökologischer Unvernunft erwartet werden, wenn dies die Wähler wollen und die Parlamente die notwendigen Rahmengesetze auf dem Weg einer demokratischen Interaktion erlassen. Tatkraft allein reicht nicht aus. Das Wollen braucht Ziele für humanistische Veränderungen. Karl Marx hat Feuerbachs Thesen mit der Aussage bewertet:

„Die Philosophen haben die Welt verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an sie zu verändern“.

Nachzulesen im Eingangsbereich der Humboldt-Universität Berlin.

Toleranz, Bescheidenheit und Vernunft werden gefordert sein. Die EINE WELT liegt in unserer aller Hand. Die Gesetze der Natur kann der Mensch grundsätzlich nicht verändern, aber ihre Wirkung zum eigenen Schaden überfordern.

Dem Thema angemessen blickt der Autor auf die Geschichte des Überganges vom absolutistischen Feudalismus ab 1789 zur bürgerlichen republikanischen Demokratie, befeuert von den Visionen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Das deutsche Bürgertum übernimmt 120 Jahre später 1918 die Macht in Deutschland, geführt von der Sozialdemokratie. Die Gleichheit und Brüderlichkeit für den vierten Stand der Lohn- und Kopfarbeiter ist inzwischen beinahe von der politischen Agenda der Führungshierarchien verschwunden. Die nicht erfüllten Werte und Visionen der französischen Revolution wurden vom kommunistischen Manifest und in den Programmen der linken Parteien bewahrt. Zum Fazit des Autors gehört, dass es die kapitalistische Ordnung in etwa 230 Jahren nicht vermochte, soziale Gerechtigkeit herzustellen und Kriege zu vermeiden.

Treffend formuliert der Autor, dass es leicht ist, den Kapitalismus in all seinen Facetten zu kritisieren, unendlich schwerer aber plausible Alternativen zu entwickeln.

Seine Erkenntnisse weisen darauf hin, dass wichtige Werte des gesellschaftlichen Überbaus und der Wirtschaft bereits in alten Ordnungen entwickelt wurden und von Alternativen übernommen werden, falls sie deren Logik nicht widersprechen. Die Kredit- und Betriebswirtschaft, das Rechnungs- und Haushaltswesen, die Kostenrechnung der DDR nennt er als positive Beispiele der Weiterführung wirtschaftlich guter Erfahrungen der bürgerlichen Ordnung. Er sieht für die Zukunft ein Primat der Politik, eine gestärkte partizipative Demokratie und eine Wirtschaft mit drei Eigentumsformen: Die staatlich/kommunale, genossenschaftliche und private. Keine in einer beherrschenden Position. Wirtschaftsaufgabe wird es sein, weiterhin den materiellen, ideellen und finanziellen Bedarf des Landes allseitig zu befriedigen. Die erste Priorität wirtschaftlicher Tätigkeit wird es nicht sein, geldlichen Reichtum für wenige anzuhäufen. Wohl aber die Demokratie in ihren Strukturen zu entwickeln und Freiräume für das unternehmerische Handeln zum Wohle der Gemeinschaft geben. Die Vision eines würdigen Lebens und der Achtung der Menschenrechte steht im Raum der Zukunft.

Der Autor vergleicht mit vielen Details die Unterschiede zweier Wirtschaftsmodelle, die Arbeitsproduktivitäten und die treibenden Faktoren des künftigen Wachstums. Die Ökologie wird nicht vergessen.

„Hat die Welt eine Zukunft?“

Detaillierte Anregungen gibt er für den Wechsel des bestehenden Systems im Rahmen der Wahldemokratie. Er glaubt, dass die Möglichkeiten des Rechtswesens zur Wahrung der Gleichheit der Bürger noch nicht ausgeschöpft sind. Reformen und Transformationen sind gut, weil sie punktuell die Lebenslagen verbessern. Sie reichen zu anhaltenden neuen Qualitäten jedoch nicht aus. Jahrzehntelange Reformbemühungen haben die Schere der Lebensverhältnisse in Deutschland eher geöffnet. In den westlichen Industriestaaten sieht es nicht besser aus. Die Budgets für Militärausgaben und Verteidigung stehen immer an zweiter Stelle der Staatsausgaben und schränken die Möglichkeiten für Gesundheit, Bildung, Forschung und Kultur. Die Staatsverschuldungen verheißen keine würdige Zukunft für die Gemeinschaften der Länder.

In seinen Darstellungen überwiegt die Schilderung praktischer Abläufe. Theoretische Betrachtungen stehen in den Hintergrund.

Die Zukunft sieht der Autor mit 40 Blicken in wichtige gesellschaftliche Bereiche; innerhalb von Grenzen von Realitäten. Das Buch gibt den Lesern Anregungen für denkbare Zukunftsalternativen.

„Hat die Welt eine Zukunft?“, Günter Buhlke, November 2020, Verlag am Park, 194 S.