Heute, am 13. September, machen zahlreiche Tierschutzverbände weltweit auf die verheerenden Zustände bei Transporten von lebenden Tieren aufmerksam. Unter dem Motto „Stop Live Transport“ sollen Verbraucher informiert werden, wie die Fleischindustrie mit fühlenden Lebewesen umgeht und welche Höllenqualen sie erleiden müssen, bevor sie auch auf unseren Tellern landen.

Die Politik bleibt, wie immer, untätig. Dabei sind die Missstände und die damit verbundene Nichtbeachtung von Gesetzen schon seit langem bekannt. So hatte zum Beispiel der Tierschutzbund Zürich bereits 2015 schwere Verstöße gegen die EU-Tierschutztransportverordnung nachweisen können.

Auch im Sommer 2017 hat sich daran nichts geändert. Die Tierschutzorganisation Compassion in World Farming, die in mehreren europäischen Ländern sowie China und den USA aktiv ist, hat Zustände immensen Tierleids an der bulgarischen Grenze zur Türkei dokumentiert. Dabei wurden folgende Verstöße gegen die EU-Verordnung über den Schutz von Tieren beim Transport und damit zusammenhängenden Vorgängen festgestellt:

– Die maximale Transportdauer wurde um ein Vielfaches überschritten
– Die Decken waren zu niedrig, was bei den Tieren Platzangst und Panik verursacht
– Die maximale Temperatur in den Transportwägen von 30 Grad Celsius wurde überschritten
– Kein ausreichend Trinkwasser zur Verfügung
– Verletzungen durch scharfe Gegenstände in den Wägen
– Kein ausreichender Platz, Tiere verletzen sich gegenseitig
– Nicht vorhandene Hygiene: Urin und Fäkalien nicht entfernt
– Kranke und schwache Tiere, die nicht transportfähig sind
– Tote Tiere in den Wägen
– Unzureichende Begleitdokumente
(Quelle: Compassion in World Farming)

Im Namen des globalen Freihandels wird über alles Leid hinweg gesehen, fast nie haben die Verantwortlichen mit Konsequenzen zu rechnen. Hier die schwindelerregenden Zahlen der Transporte, Geflügel und andere Tiere nicht mitgezählt:

– Transporte von lebenden Rindern: 3,98 Millionen (Europa), 10,4 Millionen (weltweit)
– Transporte von lebenden Schafen: 3,3 Millionen (Europa), 15,7 Millionen (weltweit)
– Transporte von lebenden Schweinen: 29 Millionen (Europa), 37 Millionen (weltweit)
(Quelle: Stop Live Transports)

Die Tiere, die den Transport in den mittleren Osten, nach Nordafrika und die Türkei überlebt haben, erwartet dort ein noch grausameres Schicksal: in diesen Ländern sind Richtlinien zum Schutz der Tiere praktisch nicht existent, sie werden bewusst gequält, misshandelt und bei vollem Bewusstsein geschächtet oder geschlachtet. Auch dieses Problem ist seit langen bekannt, wird aber immer noch nicht ausreichend thematisiert. Wer den Nerv dazu hat, findet mehr Infos hier (Achtung: verstörende Bilder).

Einmal abgesehen von der Tatsache, dass die Massentierhaltung mit ihren Begleiterscheinungen laut mehreren Studien mit bis zu 40% zum Klimawandel beiträgt, Grundwasser und Böden auf Jahrzehnte verseucht, Lebensräume weltweit zerstört sowie die Menschheit in ein post-antibiotisches Zeitalter führt, und zumal wir alle gesünder wären, wenn wir weniger Fleisch konsumieren würden, muss es doch möglich sein, zumindest in Europa bestehende Richtlinien einzuhalten. Wie immer muss dazu aber genügend öffentlicher Druck entstehen. Der heutige Aktionstag möchte versuchen, dazu etwas beizutragen.

Auf einer Weltkarte sind alle Tierschutzorganisationen, die bei dem „Stop Live Transport“-Aktionstag mitmachen, verzeichnet. In Deutschland sind es PROVIEH Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V. und VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz.

(Fotos von Compassion in World Farming / stoplivetransport.org)

 

Mehr Infos zum Thema:

Provieh e.V.: https://provieh.de/tiertransporte-0

Vier Pfoten: http://www.vier-pfoten.de/themen/nutztiere/tiertransporte

Albert Schweitzer Stiftung: https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/tiertransporte-der-lange-weg-zum-schlachthof

Verein gegen Tierfabriken: https://www.vgt.at/projekte/tiertransporte/index.php

PETA Deutschland: http://www.peta.de/tiertransporte#.WbkuK4zJxPY

Deutscher Tierschutzbund: https://www.tierschutzbund.de/news-storage/landwirtschaft/171116-europaeische-tiertransport-kampagne.html

Menschen für Tierrechte: http://www.tierrechte.de/themen/industrielle-tierhaltung/tiertransporte

Weitere internationale Initiativen:

Animal’s Angels: 8hours-Kampagne

Europäischen Dachorganisation Eurogroup for Animals: #StoptheTrucks