Seit den frühen Morgenstunden am gestrigen Tag sitzen 53 Flüchtende auf einem Versorgungsschiff der Gasplattform Miskar vor der tunesischen Küste fest. Die deutsche Organisation CompassCollective ist vor Ort und bietet seit 24 Stunden Hilfe an. Die tunesischen Behörden verweigern die weitere Koordinierung der Rettungsmaßnahmen, nachdem die Gruppe von 53 Geflüchteten sich weigerte, das tunesische Navy Vessel 509 zu betreten.
Am 6.11. flüchteten sich die Menschen von ihrem seeuntüchtigen Schlauchboot auf die „Maridive 208“, einem nahe der Gasinsel Miskar ankernden Versorgungsschiff. Der Kapitän forderte die tunesische Koordinierungsstelle für Seenotrettung (MRCC) auf, tätig zu werden. Diese wiesen ihn an, die TROTAMAR III, die sich gerade in der Nähe befand, zu kontaktieren. Seitdem bietet die Besatzung des Segelbootes an, die 53 Menschen von der Maridive zu evakuieren und in Sicherheit zu bringen.
Das MRCC Tunis sandte gestern ein Navyschnellboot, um die Menschen nach Tunesien zurückzubringen. Dies wäre ein illegaler Pullback, wenn er gegen den Willen der Betroffenen erfolgen würde. Tatsächlich weigerten sich die Geflüchteten, das tunesische Boot zu betreten. Seitdem hat das MRCC Tunis jegliche Koordinierung weiterer Rettungsmaßnahme abgelehnt und gestern der Einsatzbegleitung telefonisch erklärt: „We do not have any instructions concerning this case.“
Nun liegt die Verantwortung bei dem Betreiber der Bohrinsel. Miskar ist eine gasfördernde Plattform 120 Kilometer offshore. Betreiber ist vermutlich Amilcar Petroleum Operations.
Anstatt jetzt endlich die Menschen an das europäische rettungserfahrene Segelboot zu übergeben, verweigert der Betreiber die Herausgabe der Menschen. So werden 53 Menschen zum Spielball im Niemandsland zwischen den Machtinteressen eines Staates der laut Pro Asyl ein „Freiluftgefängnis für Schutzsuchende“ ist (https://www.proasyl.de/news/tunesien-ist-ein-freiluftgefaengnis-fuer-schutzsuchende/ -abgerufen,7.11.2025, 09.26Uhr) und dem Untätigwerden der Petroleumindustrie.
Die TROTAMAR III ist ein 13 Meter langes Segelboot mit wechselnden Crews aus Aktivist:innen. Seit dem Einsatzbeginn im August 2023 haben die Crews insgesamt 2595 Menschen in Seenot unterstützt und ihre Rettung durch Alarmierung der Rettungsleitstelle in Rom veranlasst. 472 Menschen wurden direkt auf die TROTAMAR III gerettet.
Der Skipper und Einsatzleiter auf der TROTAMAR III Matthias Wiedenlübbert: „So lange die Menschen hier auf ihrem Weg nach Europa festgehalten werden, bleibt die Zivile Seenotrettungsflotte in Alarmbereitschaft. Wir fordern die sofortige Ausschiffung der Menschen auf die TROTAMAR III, um einen sicheren Hafen anzulaufen, der auch die Wahrung der Menschenrechte sicherstellen kann.“









