Nach dem Ableben von Papst Franziskus standen Kandidaten aus mehreren Kontinenten bereit. Gewählt wurde bekanntlich Kardinal Robert Francis Prevost, ein US-Amerikaner mit doppelter Staatsangehörigkeit der USA und Peru. Mit einem Zufallsgenerator?

Mitte des 20. Jahrhunderts trug Johannes Paul II. aus Polen die Insignien des Papstes. In dieser Zeit spitzte sich der Kalte Krieg zu. Die UdSSR wandelte sich in eine Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GUS. Den Gegenpol zur NATO, der Warschauer Pakt, hat Russland ersatzlos aufgelöst. Der nächste Papst kam aus Deutschland, der Neoliberalismus beherrschte die marktwirtschaftlichen Länder. Sein Nachfolger Franziskus stellte das Ruder des Kirchenschiffes wieder in Richtung katholischer Soziallehre, die Nähe zu der Charta der universellen Menschenrechte von 1947 aufweist. Er sagte öffentlich: „Der Tanz der Oberen um das Goldene Kalb tötet“.

Dem jetzt gewählten Leo XIV. steht ein schwieriges Pontifikat bevor. Erfahrungen mit Sozialverhältnissen sammelte er als Kardinal in Peru, einem Land voller natürlicher Ressourcen und zugleich von großer sozialer Ungleichheit geprägt – wie viele Staaten Lateinamerikas. Befreiungstheologen der katholischen Kirche setzten sich dort für die armen Schichten ein. Die Priester lasen nicht nur aus der Bibel, sondern auch aus dem Buch des realen Lebens. Erzbischof Óscar Romero und einige seiner Getreuen wurden für ihre Predigten ermordet.

Die beherrschenden politisch und wirtschaftlich Mächtigen aus den USA und Europa benötigten Kupfer, Erdöl für die Motore in Fahrzeugen, Flugzeugen, Kriegsschiffen etc. Rücksichtnahme auf die Lebenslagen der Bevölkerung stand hinter Gewinn und Rohstoffbedarf.

Für den neuen Papst war es daher logisch, in den ersten Äußerungen an die humanen Inhalte von Franziskus anzuknüpfen. Noch etwas stand für Leo XIV. im Raum des Geschehens. Die Hegemoniebestrebungen von Präsident Trump sind zu beachten. Die große Mehrheit der Katholiken der Welt lebt in Lateinamerika. So gewährte der Papst zeitnah eine Audienz für die in Rom anwesenden Regierungsvertreter. Der Vizepräsident der USA und sein Außenminister nahmen die Gelegenheit in Anspruch. Die Interessenslagen zwischen Papst und den USA konnten besprochen werden. Sicher auch die drohende Gefahr eines dritten Weltkrieges und dass sich das großartige Naturwerk Erde bedenklich erwärmt.

Die Erfahrungen besagen: Alles ist möglich, wenn Mächtige ohne demokratische humane Mitwirkung die Geschicke bestimmen.