Ein Kino-Dokumentarfilm über die ereignisreiche Zeit nach dem Sieg der sandinistischen Revolution in Nicaragua und das Engagement tausender westdeutscher UnterstützerInnen, die in den 1980er Jahren nach Nicaragua reisen.

Was ist 45 Jahre später aus ihren Träumen, Wünschen und Hoffnungen geworden? Am 19. Juli 1979 stürzt die sandinistische Volksrevolution in Nicaragua den brutalen Diktator Somoza und bringt die Welt zum Träumen. Junge RevolutionärInnen übernehmen die Regierungsgeschäfte, und Daniel Ortega wird Präsident von Nicaragua libre. Der Aufbau einer neuen sozialen und gerechten Gesellschaft in Zeiten des Kalten Krieges scheint möglich.Zehntausende aus der ganzen Welt reisen in das kleine mittelamerikanische Land, um die junge Revolution zu unterstützen. Allein aus dem damaligen West-Deutschland machen sich über 15.000 UnterstützerInnen auf den Weg nach Nicaragua. Liberale, Grüne, GewerkschafterInnen, SozialdemokratInnen, Linke und Kirchenvertreter ernten Kaffee und Baumwolle, bauen Schulen, Kindergärten und Krankenstationen.Der Kauf von „Nica-Kaffee“ wird zum Symbol der internationalen Solidarität mit dem Land. Die von den USA verhängte Wirtschaftsblockade und der von der CIA unterstützte Contra-Krieg gegen das sandinistische Nicaragua zerstören zahlreiche Errungenschaften der Revolution. Schulen und Krankenhäuser werden von der Contra niedergebrannt, Strassen vermint und Zehntausende verlieren ihr Leben.Im Laufe der Zeit entwickeln sich die anfänglich basisdemokratischen Entscheidungsstrukturen der ehemaligen Guerillaorganisation und nun regierenden FSLN hin zu einem Regime mit zentralistisch gesteuerter, hierarchischer Führung. Und dann geschieht das Unfassbare: Im April 2018 protestieren Studierende gegen den einstigen Revolutionshelden und heutigen Präsidenten Daniel Ortega. Über 400 Menschen werden von Paramilitärs erschossen. Hunderte werden verletzt, Tausende fliehen ins Ausland. Das Land versinkt in einem Blutbad. Und bald geraten auch die internationalen UnterstützeInnen ins Visier von Ortega.

Im Laufe der Zeit entwickeln sich die anfänglich basisdemokratischen Entscheidungsstrukturen der ehemaligen Guerillaorganisation und nun regierenden FSLN hin zu einem Regime mit zentralistisch gesteuerter, hierarchischer Führung. Und dann geschieht das Unfassbare: Im April 2018 protestieren Studierende gegen den einstigen Revolutionshelden und heutigen Präsidenten Daniel Ortega. Über 400 Menschen werden von Paramilitärs erschossen. Hunderte werden verletzt, Tausende fliehen ins Ausland. Das Land versinkt in einem Blutbad. Und bald geraten auch die internationalen UnterstützeInnen ins Visier von Ortega.Jahrzehntelang sammelten sie Geld für Projekte in Nicaragua. Heute bangen sie um ihr Leben und verlassen fluchtartig das Land. Diejenigen, die noch bleiben, trauen sich nicht mehr, ihre Stimme gegen den einstigen Revolutionshelden zu erheben. In Nicaragua ist es still geworden. Die Revolution vor 45 Jahren scheint vergessen, aber der Widerstand wächst im In- und Ausland.

In den 80ern unterstützt die Regisseurin Petra Hoffmann als Brigadistin den Aufbau in Nicaragua während der Revolution. Mit einem sehr persönlichen Blick schaut sie auf ein Land, das unter dem einstigen Rebellenführer Daniel Ortega erneut zu einer Diktatur verkümmert ist, und fragt bei den einstigen RevolutionärInnen und den deutschen UnterstützerInnen nach, was aus ihren Wünschen und Träumen geworden ist. Der Film “Nicaragua – Ein Traum von Revolution“ von Petra Hoffmann begibt sich auf die Suche nach den Träumen der Menschen, die in den 1980er Jahren nach Nicaragua gereist sind, um die sandinistische Revolution zu unterstützen. Er erkundet, was sie dazu bewogen hat, in dieses ferne Land zu gehen, wie sie Solidarität gelebt haben. Darüber hinaus wirft die Regisseurin einen Blick darauf, wie sich ehemalige AktivistInnen und RebellInnen in der heutigen Ära Nicaraguas unter der Tyrannei von Ortega positionieren.

Ein zentrales Thema des Films ist die Definition von Solidarität in der heutigen Zeit und wie die neuen AkteurInnen des Widerstands gegen die Ortega-Diktatur agieren. Der Film reflektiert die zeitgeschichtlichen Ereignisse und bezieht Protagonisten aus Deutschland und Nicaragua mit ein. Der Film beleuchtet auf eindringliche Weise die Geschichte Nicaraguas, die Träume und Realitäten der Revolution sowie die aktuellen Herausforderungen, denen das Land und seine BewohnerInnen gegenüberstehen. Mithilfe umfangreichen Archivmaterials und den persönlichen Geschichten und Erfahrungen der Regisseurin und der Protagonisten entsteht ein facettenreiches Bild, das zur Diskussion und Reflexion über Solidarität, Widerstand und die Suche nach Gerechtigkeit anregt.

Pm

Ein Traum von Revolution

Deutschland 2024 – 95 min.
Regie: Petra Hoffmann
Drehbuch: Petra Hoffmann
Produktion: Bettina Morlock
Musik: Luis Enrique Mejía Godoy, Olguita Acuña, Andrés Somarriba
Kamera: Börres Weiffenbach, Patrick Waldmann
Schnitt: Hoang Quynh Nguyen, BFS

Der Originalartikel kann hier besucht werden