Die 80 Millionen reichsten Menschen* verursachen gleich viele Treibhausgase wie vier Milliarden ärmere. Es braucht faire Steuern.

Susanne Aigner  für die Online-Zeitung INFOsperber

Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursachte 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die fünf Milliarden Menschen, die die ärmeren zwei Drittel ausmachen. Genauer gesagt, verursacht ein Milliardär durch gesteigerten Konsum, häufigere Flugreisen, Luxusvillen, Megajachten und Privatjets so viel Treibhausgase wie eine Million Menschen zusammen. Zu diesem Schluss kommt der von der Entwicklungsorganisation Oxfam vorgestellte Bericht «Climate Equality: A Planet for the 99 Percent».

Allein in Deutschland verursachte das reichste eine Prozent der Einwohner insgesamt 83 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr. Das ist fünfzehn Mal mehr als die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung, auf die nur 5,4 Tonnen CO2–Emissionen pro Kopf und Jahr entfällt.

Zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung gehörten im Jahr 2019 Personen mit einem Jahreseinkommen von mehr als 140’000 Dollar, in Deutschland betraf dies Personen mit einem Jahreseinkommen von mehr als 256’000 Euro (280’000 Dollar).

Je reicher ein Mensch ist, umso klimaschädlicher sein Verhalten

Bereits vor einem Jahr rechnete Oxfam aus, dass nur 125 Milliardäre jährlich 393 Millionen Tonnen an Treibhausgasen emittieren – so viel wie alle Einwohner Frankreichs. Ein entsprechender Bericht wurde anlässlich der UN-Weltklimakonferenz COP 27 in Scharm El-Scheich veröffentlicht. Jeder von ihnen ist im Schnitt für so viele Emissionen verantwortlich wie eine Million Menschen aus den ärmeren 90 Prozent der Weltbevölkerung. In der Summe seien die untersuchten Milliardäre sogar für Investitionsemissionen verantwortlich, die dem Treibhausgas-Fussabdruck ganzer Länder entsprechen, kritisierte Manuel Schmitt.

Allein die Emissionen, die durch die Nutzung von Privatjets, Superjachten und Luxusvillen anfallen, betragen das Tausendfache der weltweiten pro-Kopf-Emissionen. Hinzu kommen Emissionen, die Milliardäre durch Investitionen mitverursachen, erklärt der Referent für Soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. Welche Rolle die extreme soziale Ungleichheit spielt, insbesondere die Verantwortung der Superreichen für die Klimakrise, das werde in der Politik kaum berücksichtigt. Das müsse sich ändern.

Klimaschädliche Unternehmen und Superreiche müssen besteuert werden

Oxfam fordert Steuern auf Vermögen und Einkommen der Superreichen, aber auch auf Konzerne. Dies würde den finanziellen Spielraum für den Übergang zu den erneuerbaren Energien erheblich vergrössern. Darüber hinaus müssten Investitionen so reguliert werden, dass sich Geldanlagen, die den Planeten zerstören, nicht mehr lohnen. Unternehmen müssten transparenter werden. Sie sollen Rechenschaft darüber ablegen, wie sie ihre Emissionen reduzieren wollen.

Konkret fordert Oxfam:

  • Eine Vermögenssteuer für die reichsten Menschen plus ein Aufschlag auf Vermögen, welches in klimaschädliche Industrien investiert wurde.
  • Konzerne aus dem fossilen Energiesektor sollen eine Übergewinnsteuer zahlen.
  • Unternehmen sollen Aktionspläne mit kurz- und mittelfristigen Zielen vorlegen, aus denen hervorgeht, wie sie bis 2050 Klimaneutralität erreichen.
  • Unternehmen sollen Strategien vorlegen, wie sie ihre Gemeinwohlpflichten umsetzen wollen.
  • Ausschüttungen an Aktionäre sollen gedeckelt werden.

Regierungen müssten stärker die Rolle von Konzernen, Superreichen und ihre Investitionen in den Blick nehmen, wenn sie über Klimaschutz verhandeln, fordert Oxfam. Die Milliardäre könnten die Emissionsintensität ihrer Investitionen auf einen Viertel reduzieren, wenn sie ihre Vermögen in Fonds mit strengeren Umwelt- und Sozialstandards verlagern würden. Letztlich müsse das gegenwärtige Wirtschaftssystem mit Fixierung auf Gewinnstreben, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und konsumorientierter Lifestyles überwunden werden, schreibt Oxfam.

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