Gestern war Volkstrauertag. Seit 1952 gedenkt der Bundestag an die Opfer von Gewalt und Kriegen.

Im WDR, in der Morgenandacht zum Volkstrauertag, hat der evangelische Pfarrer stolz erklärt, er habe Wehrdienst geleistet und würde dies auch immer wieder tun.

In der Feierstunde hat der Aufrüstungsminister Boris Pistole erklärt, „der Frieden sei ein zerbrechliches Ding, um das zu schützen man kämpfen müsse.“ An welche Art von Kampf er dabei denkt, hat er in diesen Monaten keinen Zweifel gelassen.

Der Pfarrer in seiner Morgenandacht erzählte von dem Gebetbuch, dass die Soldaten im zweiten Weltkrieg in ihrem Tornister in die Nachbarländer trugen. Er habe es früher für absurd gehalten, ein Gebetbuch im Tornister eines Soldaten zu führen.

Jetzt aber sähe er es anders und zitierte aus diesem Gebetbuch: Darin bittet der Soldat keine unschuldigen, keine Verwundeten, keine Zivilpersonen zu ermorden, sondern nur den Feind! Außerdem sollte der Soldat für seine Regierung beten, auf das sie weise entscheiden möge. Dass der Feind damals ein Russe in Russland, ein Franzose in Frankreich oder ein Grieche in Griechenland war, hat der Pfarrer nicht hervorgehoben.

In George Orwells „Ministerium der Wahrheit“, 1984, wurde „Neusprech“, die neue Sprache und somit die neue Logik, entwickelt. Unter anderem heißt es darin: „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“.

Die Logik von Kriegsminister, Boris Pistole: „…kriegstauglich werden für den Frieden“ unterscheidet sich nur wenig davon.

Manchmal bedaure ich es, das ist keine allgemeine Wehrpflicht und also auch keine Prüfungskommission für Wehrdienstverweigerer mehr gibt. Damals war der Verweigerer noch gezwungen, sich mit dem Thema wirklich auseinander zu setzen. Wir kennen´s noch vom Hörensagen – die übliche Frage: „Sie gehen mit ihrer Freundin nachts im Park, dann kommen die Vergewaltiger und Sie, Sie haben eine Pistole dabei. Was machen Sie?“ „Auf die Knie fallen und beten,“ wäre dort die richtige Antwort gewesen. Nun, ich habe damals etwas anders darauf geantwortet: „Wären die Gewalttäter unbewaffnet, würde meine Pistole gewiss Eindruck machen. Was aber, wenn die Gewalttäter uns mit einer Pistole bedrohen würden? Müsste ich dann nicht wenigstens eine Kalaschnikow im Anschlag halten?“

Eine militärische Verteidigung hat doch nur dann Sinn, wenn ich stärker bin als meine möglichen Angreifer oder ich müsse doch wenigstens so stark und dominant sein, dass ein Angriff für den Angreifer extrem ruinös sein müsse. Ja, und da setzt die Legende von der „Kriegsfähigkeit für den Frieden“ an.

Ein absolut unwidersprochener Fakt ist, dass alle Grenzziehungen zwischen allen Staaten der Erde nicht natürlichen Ursprungs sind, auch nicht auf friedlichem Wege mit voller Zustimmung der Bevölkerung gezogen wurden. Im Gegenteil, meist sind die Grenzen extrem gewalttätig von dem jeweiligen Gewinner einer kriegerischen Auseinandersetzung gezogen worden. Das bedeutet, dass in jeder Nation böse Erinnerungen, Resentments gegen das Nachbarland oder Teile der eigenen Bevölkerung schlummern. Militärische Stärke kann also niemals ein Garant für den Frieden sein.

Die Geschichte hat gezeigt, dass ein militärisch dominanter Staat früher oder später diese Dominanz zur Sicherung der eigenen Interessen gegen andere ausnützt. Auch die Kriege der NATo haben deutlich gemacht, dass Verteidigung auch die Verteidigung der Interessen einschließt. Die, wegen ihrem Mangel an diplomatischem Geschick hochgelobte Außenministerin hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass deutsche Interessen auch im Ausland verteidigt würden.

Die aktuellen Geschehnisse im Gaza, sind ein Beweis dafür, dass eine starke Armee, eine dominante militärische Position, nicht davor schützt ein Massaker, wie das vom 7. Oktober, zu erleben. Und es beweist außerdem, dass die demokratische Struktur eines Landes nicht davor schützt, dass eine Armee dafür missbraucht wird, zigtausende von unschuldigen Menschen, tausende von Kindern zu ermorden und ein ganzes Volk aus seinem Land zu vertreiben.

Ein großes Maß an Autarkie ist die Voraussetzung für die Kriegsfähigkeit

Die Lieferprobleme mit China aufgrund von COVID waren eine willkommene Gelegenheit für die Außenministerin schon vor dem Einmarsch Russlands auf die Notwendigkeit der Autarkie hinzuweisen. Spätestens seit dem Boykott Russlands aufgrund des UkraineKrieges, war der Ruf nach Autarkie weit verbreitet. Man wolle sich nie wieder in Abhängigkeiten bringen. Die Abhängigkeit von Russland sei der Beweis dafür, wie gefährlich Abhängigkeiten vom Ausland seien.

Der frühzeitige Ruf nach Autarkie nährt meinen Verdacht, dass die „Zeitenwende“ in der Ampelkoalition bereits längst vor dem russischen Einmarsch eingeläutet war. Dazu hätte es nur einen Anruf aus Washington gebraucht.

Ein jeder Staat, der, sei es als Angreifer oder Verteidiger, einen Krieg erwartet, muss auf ein Höchstmaß an Autarkie setzen. Autarkie war die erste Kriegsvorbereitung Nazideutschlands!

Wer Krieg will muss auf Autarkie setzen – wer Frieden will, auf eine größtmögliche Abhängigkeit aller Staat voneinander.

Die Widersinnigkeit der Ampelargumentation ist erkennbar darin, dass sie einerseits das Mittel des Boykotts propagiert und andererseits aber auf Autarkie setzt.

Wer die Abhängigkeit anderer ausnutzen will, aber selbst auf Autarkie setzt, ist nicht wirklich friedensbewegt.

Alles nur Verteidigungskriege!

Glaubt man den Regierungen und Hofberichterstattern gab es niemals Angriffskriege. Auch den ersten Weltkrieg hatte doch die deutsche Regierung nicht gewollt. Aber man „musste doch“ dem Alliierten beistehen. Auch der zweite Krieg war nicht gewollt. Aber man „musste doch“ den deutschen Siedlern in den Nachbarländern beistehen, besetzte Gebiete befreien, an der polnischen Grenze „endlich zurückschießen“ und den Demütigungen der Sieger ein Ende setzen. Vietnam musste vor den Kommunisten geschützt werden, Serbien vor dem Islam und die Albaner vor den Serben. Amerika musste sich in Afghanistan vor den Terroristen schützen, Iran vor den Angriffen des Irak und umgekehrt. Auch Russland hat den Krieg nicht gewollt. Deshalb sagt man ja auch so gern, dass ein Krieg ausbricht, einfach so… wie ein Vulkan.

Und jedes Mal haben die Medien die Rechtfertigung dafür geliefert! Nur die verlorenen Kriege waren immer ungerecht.