„Wenn jemand ein Problem erkannt hat und nichts zur Lösung beiträgt, ist er selbst ein Teil des Problems“. Indianische Weisheiten, ars Edition, München

Die Evolution setzt ihren Weg durch die Jahrhunderte fort. Begleitet vom denkenden und handelnden Menschen.

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Die Wirtschaftsordnung des Feudalismus war geprägt von der Alleinherrschaft und dem Alleinbesitz an Grund und Boden des Monarchen, im Gegensatz ursprünglichen Ordnungen der Menschen, wo der Bodenbesitz mit seinen Schätzen, Wäldern und Gewässern im Eigentum der Gemeinschaften lag. Die feudalen Wirtschaftsverhältnissen waren auf ein Lehnrechte und Regalien des Monarchen aufgebaut, verbunden mit der Gerichtsherrschaft und mit Steuer- und Dienstpflichten aller arbeitenden Bewohner. Gesellschaftliche Grundrechte nach heutigen Regeln waren stark eingeschränkt. Alle Rechte bestimmte der Monarch. Eine Leibeigenschaften waren in ländlichen Gebieten üblich. Die Herrschaftsstände von Kirche und Adel legten Pflichten vorrangig den Abhängigen auf. Bessere Lebensverhältnisse könnten nur im Paradies, jenseits der realen Welt erwartet werden, verkündeten sie. Ein schlechtes Leben sei Ergebnis eigener Sünden. So wurden die Herrschaftspflichten in verkürzter Form entledigt.

Die Landwirtschaft, die Arbeit der oftmals hungernden Bauern und Handwerker trugen alle Lasten der feudalen Gesellschaft. Bauernkriege auf allen Kontinenten waren die Folge. Die zivilen Mittel der Veränderungen über Vernunft und Moral bekamen keinen Handlungsraum. Die französische Königin antwortete auf den Hinweis, dass das Volk kein Brot habe, es hungere „dann soll es doch Kuchen essen“.

Die ehemaligen Kolonialstaaten Lateinamerikas, Afrikas, Asiens sind nach ihrer politischen Freiheit in finanzieller Abhängigkeit der Industrieländer USA und Europas verblieben. Es setzt Fragezeichen, warum die Erdölreichen Länder Nigeria, Venezuela, Irak, Libyen zu den armen Ländern gehören, kaum Verarbeitungsstufen und Tankerflotten haben. Warum die uranreichen Staaten Niger, Kongo, Namibia, Mauretanien zu den Ärmsten gehören. Da ist eine weitere Merkwürdigkeit: Ohne den Treibstoff Erdöl aus abhängigen Staaten bewegen sich keine Panzer, Flugzeuge, Militärkonvois. Ohne Kupfer aus Chile, Peru bewegt sich kein Motor. Ohne Uran aus Afrika kann Panzerstahl mit der angereicherten Munition kaum durchschlagen werden. Noch ist viel aus der Kolonialzeit aufzuarbeiten, bis das Lebensniveau weltweit evolutionär angeglichen ist.

Ein Grundmerkmal des nachkommenden Kapitalismus in Europa (nach Überwindung seiner Anfangsphase) ist die Dreiteilung der Macht (Parlament, Regierung und Justiz) begleitet von der repräsentativen Demokratie via Wahlrecht ab einem bestimmten Lebensalter. Die Interpretationshoheit der Dinge behält sich die Mehrheit der Politik vor, unterstützt von Medien. In der Wirtschaft besitzen die Kapitalmehrheitshalter die Entscheidungshoheit. Profit (sur plus bei Marx, Übergewinn in der Ampelregierung) und der Zuwachs an Geld ist ein prägendes Merkmal und wesentliches Triebmittel von Entwicklungen in dieser Ordnung. Die ungleiche Verteilung des geschaffenen Mehrwerts, Kriege um Rohstoff und Absatzmarkt haben obere Plätze im Ranking der Merkmale. Das Wirtschaftswachstum als Prämisse des Kapitals, wurde in den letzten Jahrzehnten zu einem systemischen Problem. Die ganze Gesellschaft wird von einer juristisch tief verwurzelten Bürokratie erfasst, die für Nachweise notwendig, aber auch die evolutionären Entwicklungen oftmals bremst. Das Rechtswesen erfüllt die Aufgabe, das Miteinander zu ordnen, Handlungsgrenzen zu setzen und die Sicherheit im Land zu gewährleisten. Prägende Machtverhältnisse werden vom Recht gemäß Verfassung gewährleistet.

Der Kapitalismus hat mit einer industriellen Revolution im 18. Jahrhundert und mit der Mobilisierung der Wissenschaften einen enormen Entwicklungsschub für das Leben der Menschen in Europa hervorgebracht. Den prägenden Charakter seines feudalistischen Vorgängers hat er außer Kraft gesetzt. Eine anfängliche Kolonialepoche über etwa 300 Jahre erhöhte seine Akkumulationskraft in Europa und den USA zu Lasten der beherrschten Länder. Das Wirtschaftswachstum erweist sich durch seine primäre Ausrichtung auf die Gewinnerzielung als ambivalent. Der tiefgreifende evolutionäre Entwicklungsschub aber in der Industrie, Landwirtschaft wurde hauptsächlich durch die Handarbeit von Männer und Frauen, sowie ihrer Denkleistungen und das Unternehmertun in der Wirtschaft erbracht.

Trotz ausreichender Akkumulationsquellen vermochte es die kapitalistische Ordnung nicht, in ihrer etwa 500-jährigen Entwicklungszeit, die Risiken für die globale Menschheit dauerhaft zu überwinden (Spaltung der Gesellschaft, Hunger, Flüchtlingsströme, Klima, Kriege). Der Evolution folgend, haben linke Parteien und Gewerkschaften Reformen zur Einschränkung von Teilrisiken erreicht, ohne die prägenden Elemente des Systems zu verändern.

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts haben Arbeiter- und Bauernrevolutionen in Russland, Mexiko und China Alternativen zur Verbesserung ihres Lebens gefordert. Revolten in Afrika strebten Veränderungen mit gleichen Zielen an. 1974 debattierten Entwicklungsländer in der UNO eine Neue Weltwirtschaftsordnung und die Festlegung der Rechte und Pflichten internationaler Konzerne. Sie scheiterten am Veto der USA und der Industrieländer Europas.

Die Evolution zur Verbesserung der Lebensgrundlagen wird weltweit von der Gewinnlogik abgebremst. Eine nicht überwundene Apartheitspolitik, die Armut der rohstoffreichen Entwicklungsländer der ganzen Welt setzt mahnende Fragezeichen.

Im Fundament des Kapitalismus haben sich viele Risse im Verlauf der Evolution gebildet. Die Banken als Stützpfeiler sind brüchig. Finanzkrisen, die ihre Ursachen im kontrollierten und zunehmend unkontrollierten Kreditsystem der Gewinnlogik haben, standen und stehen kurz vor dem Zusammenbruch („2008, 2023), der Neoliberalismus, der den Staatshaushalt der Gesellschaft für sich beansprucht, Übergewinne durch Verletzung der eigenen Gesetze (Steuerfluchten, Cum-cum-Geschäfte, Sondervermögen, Korruptionen) erzielt werden, künden ein Ende an.

Hinzukommt: Der US-Dollar als Stützpfeiler des Systems hat keine Golddeckung mehr. Das Volumen der Papierwährung steigt rapide. Entwertungsprozesse in Krisen und Inflationszeiten als Ursache für Konkurse im Mittelstand und Handwerk erreichen jährliche Zahlen um die 15.000 in Deutschland. Private Wertpapierhalter verlieren Vertrauen und ein Teil versucht mit Bitcoins und andere Geldschöpfungen das Dollarmonopol zu brechen. Wahlen werden mit unmoralischen Versprechungen gewonnen. Faschistische Plattformen des Systems versuchten und unternehmen erneut Anstrengungen Machtinstrumente in ihre Hand zu bekommen.

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