Als erstes möchte ich meinem Lehrer Nioussire Kalala Omoutunde, verstorben am 15. November 2022, die Ehre erweisen: Ohne Sie hätte ich die Kama (Afrika) nicht wiederentdeckt. Sie hinterlassen uns ein riesiges Erbe.

Die Wurzeln von Timbuktu

Die Anfänge von Timbuktu erzählen uns von der Legende des Ouagadou und von einer Einheitlichkeit, die auf das Ägypten der Pharaonen zurückgeht. Die Soninke, Songhai und Malinke verkehrten als Bruderschaften oder Familien miteinander, die durch den Handel mit Gold, Elfenbein und Metallen vernetzt waren. Der Name Timbuktu besitzt zwei Definitionen: Für die Tuareg bedeutet er Brunnen und ebenso Frau, aber einer anderen Quelle zufolge lautet er Stadt, lange vor der Ankunft anderer Völker. Nach den Angaben des malischen Insiders Amadou Hampaté Ba liegt der Ursprung von Timbuktu in der sudanesischen Architektur.

Nach dem Untergang des Ouagadou-Reiches, das in Europa und Arabien als Ghana-Reich bekannt war, sollte ein weiteres großes Ereignis eine wichtige Rolle spielen: der Sieg von Kaiser Sundiata Keita über Sumanguru Kante mit der Gründung des Mali-Reiches auf einem Territorium, größer als die Europäische Union, und der Abfassung der Charta von Manden, die auf für die Zeit fortschrittlichen und auch heute noch bahnbrechenden Ideen beruht.

Die Stadt lockte später hauptsächlich über den Handel andere Völker an, insbesondere die Tuareg und die islamische Welt. Lokalen Quellen zufolge geht ihr Ursprung auf das 7. Jahrhundert zurück, lange vor 1100, dem Datum, das im Allgemeinen der Gründung durch die Tuareg zugeordnet wird.

Neben Timbuktu gab es noch weitere Städte, wie Djenné, Sankore, Gao und Djingareyber – letztere wurde von Kaiser Kankan Moussa erbaut. Im 14. Jahrhundert studierten Jungen und Mädchen Geometrie, Arithmetik, Algebra, Geschichte und Naturwissenschaften. Mit der Konvertierung der Kaiser, die auf Sundiata Keita folgten, zum Islam, wurde auch das Studium des Korans eingeführt.

Djenné (Foto: Francesco Bandarin)

Universitäten, die für Frauen offen standen

Es gab auch Hunderte von Schulen und Universitäten: die benachbarten Königreiche schickten ihre Kinder zum Studieren dorthin, ebenso wie die spanischen und französischen Höfe und Arabien. Zahlreiche Gelehrte, wie beispielsweise Mohamed El Amin und Abderaman Sadi, haben in Timbuktu studiert, und Europa konnte die Texte von Aristoteles wiederentdecken. Und das alles in einer friedlichen Atmosphäre. Die Manuskripte von Timbuktu zeigen, dass die Universitäten für Frauen offen standen und dass die Studienfächer Astronomie, Medizin, Recht, Mathematik usw. umfassten. Außerdem gab es Sufi-Mausoleen, Vertreter eines offenen Islams, der bereit ist, verschiedene Kulturen und Religionen anzuerkennen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Die arabischen Schriften ermöglichen es außerdem, einen Teil der Geschichte zu lesen, die von den Afrikanern selbst verfasst wurde.

Ahmed Baba, der große Weise

Der um 1556 geborene Ahmed Baba war der bedeutendste Rektor der Universität von Timbuktu, gegründet im 12. Jahrhundert, ein Mann von hoher Intelligenz und von großem Wissen, ein Meister der Rechtsprechung, der Geometrie, der Astronomie und Medizin. Er hat mehr als 1.600 Manuskripte zusammengetragen und über 500 davon geschrieben. Überzeugt davon, dass die ethnischen Unterschiede weniger bedeutend sind als das Wissen, bemühte er sich, die Einheit der verschiedenen ethnischen Gruppen, die seinerzeit nebeneinander lebten, zu wahren.

Ein Weltkulturerbe

Die Universitäten von Sankoré, 1325 gegründet, sind später zur Moschee geworden – Djenné – noch älter – Gao und Timbuktu wurden vor zahlreichen westlichen Universitäten gegründet und verkörpern ein Weltkulturerbe, das es zu erhalten und zu ehren gilt. Man darf nicht vergessen, dass Kama oder „das Land der Schwarzen“, der richtige Name des afrikanischen Kontinents, viele Zentren menschlichen Wissens beherbergte.

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Übersetzung aus dem Französischen von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!