Samstagmorgen. Sie können es sich leisten, noch ein paar Minuten im Bett zu liegen, oder vielleicht auch nicht. Das Wochenende könnte aufregend sein! Sie könnten sich mit Freunden treffen, Zeit mit Ihren Kindern verbringen oder das Buch lesen, das Sie gestern gekauft haben. Sie könnten einen Spaziergang in der Natur machen oder einfach zu Hause bleiben und Ihre Lieblingsfilme ansehen. In jedem Fall haben Sie das ganze Wochenende vor sich!

Niemand, der an einem Samstagmorgen aufwacht, glaubt, dass um 08:07 Uhr und dann für weitere 38 quälende Minuten das Ende für alle und alles gekommen ist. 38 Minuten, in denen man, wenn man es schafft, mit so vielen seiner Lieben wie möglich spricht. 38 Minuten, um demjenigen, an den Sie glauben, für Ihr bisheriges Leben zu danken, um zu fragen, warum? um zu trauern, um wütend zu sein, um zu bereuen, um zu vergeben, um Vergebung zu bekommen und um sich zu versöhnen. Ihr ganzes Leben, in 38 Minuten.

Im Jahr 2017 standen die Beziehungen Nordkoreas zum Rest der Welt und insbesondere zu den Vereinigten Staaten aufgrund der Entwicklung seines Atomprogramms auf einem schmalen Grat. Es gab Gerüchte, dass das Land eine ballistische Rakete entwickelt hatte, die unter anderem die Insel Hawaii treffen könnte. Daher ertönten im Dezember 2017 auf dieser Insel aus Gründen der Bereitschaft die Sirenen, nachdem es mehr als 30 Jahre lang still war.

Am Samstagmorgen, dem 13. Januar 2018, erhielten dann fast alle Bewohner:innen der Insel Hawaii die folgende Nachricht auf ihren Mobiltelefonen:

BALLISTISCHE RAKETEN BEDROHUNG IM ANFLUG AUF HAWAII. SUCHEN SIE SOFORT SCHUTZ. DIES IST KEINE ÜBUNG.

Nach den ersten Minuten der begründeten Frage, ob es sich um eine weitere Übung handelt, und ohne, dass eine neue Nachricht kam, sondern stattdessen Anweisungen auf allen Fernseh- und Radiosendern erschienen, gab es nur ein Bild in den Köpfen aller: ein Atompilz über der Insel… Es gibt viele Zeugenaussagen und Videos im Internet, von Menschen, die versuchen, einen Weg zu finden, um zu reagieren, sich zu schützen, wenn möglich, und sich von den Menschen zu verabschieden, die ihnen am nächsten stehen.

Anlässlich dieses Vorfalls veröffentlichte ICAN den Bericht einer Bewohnerin (Cynthia Lazaroff), die den Vorfall erlebt hat: „Ich erinnere mich heute vor 4 Jahren, als diese Nachricht auf meinem Handy aufleuchtete und mein Leben für immer veränderte. Trotz allem, was ich über Atomwaffen wusste, war ein Atomkrieg für mich unvorstellbar, bis ich diese #38Minuten durchlebte. Der Moment, in dem es für mich am realsten wurde, war, als ich meine Tochter anrief, um mich zu verabschieden und „Ich liebe dich“ zu sagen, was ich für das letzte Mal hielt. Ich fragte mich, ob ich ihre Stimme jemals wieder hören würde, ob dies der Anfang vom Ende des Lebens war, wie wir es kennen, von allem und jedem, den wir kennen, lieben und schätzen auf dieser Erde. Jetzt lebt diese Erfahrung in mir, als Mutter, als Mensch, und sie wird nie verschwinden, bis wir die Atomwaffen abschaffen“.

Im Jahr 1970 trat der Nichtverbreitungsvertrag für Kernwaffen (NVV) in Kraft. Im Rahmen dieses Vertrags, dem inzwischen alle UN-Mitgliedstaaten bis auf fünf angehören, wurden fünf Staaten als Kernwaffenbesitzer anerkannt: die Vereinigten Staaten, Russland, das Vereinigte Königreich, Frankreich und China (N5), die sich im Gegenzug für die Zusage aller anderen Staaten, keine Kernwaffen zu erwerben, zur nuklearen Abrüstung bereit erklärten. Die 10. Überprüfungskonferenz des NVV sollte am 4. Januar dieses Jahres in New York beginnen. Der jüngste Versuch, die Konferenz einzuberufen, ist leider ebenfalls an der Omikron-Variante gescheitert, die derzeit in der Welt wütet. Am Vorabend der Konferenz am 3. Januar veröffentlichten die N5 eine Erklärung, in der sie die Aussage der Präsidenten Gorbatschow und Reagan vom 21. November 1985 in Genf wiederholten, dass „ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf“. Trotz dieser positiv klingenden Worte haben Abolition 2000 und viele andere Anti-Atomkraft-Organisationen auf die Tatsache hingewiesen, dass alle Länder, die über Atomwaffen verfügen, ihre Atomwaffenarsenale weiterhin modernisieren, aufrüsten und in einigen Fällen sogar erweitern.

Es ist unmoralisch und unmenschlich, die „Aufwertung“ der strategischen militärischen Rolle eines Landes durch den Besitz von Atomwaffen auf seinem Territorium in die Öffentlichkeit zu tragen. Die einzigen, die davon profitieren, sind Unternehmen, die in Kernwaffentechnologie und Kernenergie investieren, denn die Kernreaktortechnologie ist die Voraussetzung für die Entwicklung der Kernwaffentechnologie und die Bereitstellung der Rohstoffe Plutonium und Tritium.

Die internationale Gemeinschaft, wir alle, haben jetzt den Vertrag über das Verbot von Kernwaffen in der Hand, der am 22. Januar ein Jahr lang in Kraft sein wird. Es ist ein Weg, Atomwaffen loszuwerden und die Gefahr der Ausrottung fast aller Lebensformen auf unserem Planeten zu stoppen.

Von Nikos Stergiou, Präsident der griechischen Sektion der Organisation „Welt ohne Krieg und Gewalt“.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!