IPB World Peace Kongress 2021: Ein Interview mit Philip Jennings (IPB Co-Präsident)

Welche Bedeutung hat der Zeitpunkt und der Ort des Kongresses? Warum 2021 und warum Barcelona?

Der IPB-Kongress in Barcelona soll die größte Versammlung von Aktivist*innen für den Frieden im Jahr 2021 sein, dem Jahr, welches die UN zum Internationalen Jahr des Friedens und Vertrauens ausgerufen hat. Es ist auch ein großes Jahr für IPB, weil wir unser 130-jähriges Bestehen feiern. Das ist ein Anlass zu reflektieren und sich für den Frieden und die allgemeine Sicherheit zu organisieren.

Barcelona ist die Stadt des Friedens – eine von wenigen auf der Welt, die sich gezielt und mit Ressourcen ausgestattet dafür einsetzt, Frieden zu proklamieren und umzusetzen. Diese Stadt hat seine Arme für die IPB ausgebreitet, denn sowohl die Stadt als auch die Region spielen eine wichtige Rolle im Zuge der Kongressvorbereitungen.

Die Stadt ist die Heimat unseres Gastgebers und IPB-Mitglieds, des Centre Delàs, das ein Hort der Aktivität für Frieden, Forschung und Kampagnen auf regionaler und globaler Ebene ist. IPB hat eine einzigartige Präsenz im Centre Delàs, wo die Globale Kampagne zu Militärausgaben (GCOMS) ihren Sitz hat und animiert wird.

Abgesehen davon liegt Barcelona auch am Mittelmeer – einer Region, die Afrika, Asien und Europa zusammenbringt. Das wird im Laufe dieses Kongresses eine zentrale Rolle spielen.

Unter welcher globalen Situation findet der Kongress statt und wie trägt sie zum Inhalt des Kongresses bei?

Die Covid-19 Pandemie hat die Spannungsgräben, die unsere Welt durchziehen, mehr als deutlich gemacht und auf den Bedarf nach neuen Antworten hingewiesen. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung berichtet, dass es allein im Jahr 2019 über 196 gewaltsame Konflikte weltweit gab und auch, dass es nahezu 80 Millionen Flüchtlinge gibt, die vor Konflikten fliehen. Wir sehen, dass der neoliberale Kapitalismus versagt hat; die globale Pandemie wütet, der Klimanotstand droht, die Kluft der Ungleichheit wächst weiter, Faschismus, Rassismus und Diskriminierung sind weltweit auf dem Vormarsch. Ein Mangel an Impfungen, Arbeitsplätzen, Einkommen, Wohngelegenheiten oder Schulen existiert in einer Welt, mit einem Übermaß an Atomwaffen, steigenden Rüstungsausgaben (mit fast 2 Billionen US-Dollar im Jahr 2019) und einer boomenden Rüstungsindustrie. Die Weltuntergangsuhr steht auf 100 Sekunden vor Mitternacht. Die Zeit läuft ab.

All dies ist ein Rezept für eine Katastrophe und eine legitime existenzielle Krise; aber es muss auch Hoffnung und Aktionen geben, um eine bessere Zukunft zu schaffen.

In dieser Zeit der globalen Krise müssen wir uns für den Frieden mobilisieren; er sollte nicht im Warteraum der politischen Debatte bleiben, während wir nachhaltige Gesellschaften fordern. Jetzt ist es an der Zeit, neue Energie zu schöpfen und sich für einen nachhaltigen Planeten und Frieden zu organisieren.

Daher wird das Motto der Konferenz ”Re-imagine our world and take action” heißen, also sich unsere Welt (neu) vorzustellen und aktiv zu werden. Wir glauben, dass der Kongress nicht nur ein Zeichen der Hoffnung an alle Aktivist*innen ist, sondern neue Ideen, Resourcen und Aktionspläne für das Jahr 2021 und darüber hinaus mit sich bringt.

Was sind die erwarteten Ergebnisse des Kongresses? Was werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende gewonnen haben?

Wir werden zeigen, wie Teile der globalen Friedensbewegung und Aktivist*innen Frieden lokal und global verwirklicht haben.

Das Herz des Kongresses wird das aktive Beteiligung all jener sein, die sich weltweit für Frieden, für Umwelt-, Wirtschafts- und soziale Gerechtigkeit einsetzen. Wir beabsichtigen, all diese Aktivist*innen und Strömungen zusammenzubringen und eine stärkere Bindung untereinander zu ermöglichen. Das soll ein Zeichen senden, dass wir, wenn wir Veränderung suchen, gemeinsam stärker sind. Am Ende des Tages kann Frieden nun einmal nicht ohne Umwelt-, Wirtschafts- und soziale Gerechtigkeit ermöglicht werden und gleichzeitig kann Gerechtigkeit nicht ohne Frieden erreicht werden.

Wir haben keine andere Wahl, als uns zu organisieren, um die Regeln zu ändern. Unsere Bewegung hat zu einem globalen Neubeginn aufgerufen, um wieder etwas Besseres aufzubauen; deshalb lautet unser Thema „Re-imagine Our World“, sich die Welt neu vorstellen.

Wir wollen junge Aktivisten dazubringen sich uns anzuschließen, um voneinander zu lernen, um sich gegenseitig zu ermutigen – für uns, damit wir nicht nur an einer weiteren Deklaration arbeiten, sondern uns organisieren und Schritte für Frieden und Gerechtigkeit machen. Das Resultat muss also kooperatives Handeln sein.

Zum Zeitpunkt der Konferenz werden wir den 50. Jahrestag der Veröffentlichung von John Lennon und Yoko Onos “Imagine“ feiern. Unter dem Himmel von Barcelona werden wir in ihren Worten, „vorstellen, dass alle Menschen in Frieden leben“, damit eines Tages „die Welt als Einheit lebt“.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Chris Hoellriegl vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!