In diesem Jahr fällt es wirklich schwer in unserem Teil der Welt den Tag der Gewaltfreiheit mit Freude zu begehen. Der internationale Tag der Gewaltfreiheit geht auf Gandhis Geburtstag zurück und ist eine Gelegenheit an das Engagement Vieler zu denken, die Wege zu gewaltfreier Konfliktlösung eröffnet haben, zum Aufbau einer Kultur des Friedens beitragen, systemische Diskriminierung bekämpfen und gegen die Zerstörung von Lebensgrundlagen protestieren.

Es ist schon verdächtig, wenn Mainstream Medien über diesen Tag überhaupt nicht berichten – aber auch klar, weil natürlich gerade die Medienunternehmen ihren Hauptprofit aus den Berichten über Gewalt und gewaltsame Auseinandersetzungen schlagen. Es wird keinen Trend auf Twitter geben, keine spezielle Debatte im Kongress. Joe Biden will keine neuen Lehrpläne mit diesem Punkt für Bildungseinrichtungen von Kitas bis zu den Universitäten vorlegen. Vorstandschefs werden ihre Finanzstrategien nicht verändern – Reichtum ist bekanntermaßen in ganz wenigen Händen konzentriert und Investmentpolitik nicht darauf ausgerichtet, das Gemeinwesen großzügiger zu bedienen. Und wir werden nicht sehen, dass die Polizei mit ihren hochgerüsteten Vertretern die Diskriminierung von Farbigen aufgibt und in eine Diskussion einsteigt, wie man das Schlagen und Töten von Menschen in den Straßen gestoppt werden könnte. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Jüngst haben wir auch einige opportunistische Politiker*innen erlebt, die an die Protestierenden appellierten – nachdem sie gesehen haben wie deren Mitbürger*innen durch die Polizei getötet wurden – sich doch gewaltfrei zu organisieren. Sie taten das jedoch ohne ebenfalls den unmoralischen und unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt durch die und Ordnungskräften zu verurteilen. Für sie scheint Gewaltlosigkeit für Minderheiten zu gelten, die gegen ein Gewaltsystem kämpfen, das das Problem überhaupt erst geschaffen hat.

Heute wissen wir um das transformative Potential von Gewaltfreiheit. Gewaltfreiheit hat Länder und ganze Kontinente verändert und diskriminierten Gruppen eine neue kulturelle Identität verliehen. Vielleicht stehen wir ja tatsächlich vor einem totalen Zusammenbruch des Gewaltregimes in dem wir leben und wir sollten uns aktiv für den Aufbau einer Kultur der Gewaltfreiheit einsetzen. Es ist die einzige wirkliche Chance für die Zukunft und das Überleben der Menschheit und der Umwelt.

Abschließend noch ein paar Worte von Silo, eine führende Figur der Gewaltfreiheit aus Argentinien zitieren, aus einer seiner wichtigsten Reden, „Die Heilung vom Leiden„, die er am 4. Mai 1969 in Punta de Vacas, Argentinien, hielt:

„Du möchtest anderen deine Lebensform aufzwingen, du glaubst, anderen deine Berufung aufzwingen zu müssen … Aber wer hat dir gesagt, dass du ein Vorbild bist, dem man folgen müsse? Wer hat dir gesagt, dass du anderen eine Lebensform aufzwingen kannst, nur weil sie dir gefällt? Wo ist das Modell, wo ist das Vorbild, nach dem du es aufzwingst? … Auch das ist eine Form von Gewalt.

Die Gewalt in dir, in den anderen und in der Welt um dich herum kannst du nur durch den inneren Glauben und die innere Meditation beenden. Alle anderen Möglichkeiten führen in die Irre und nicht weg von Gewalt. Diese Welt ist im Begriff zu explodieren und es gibt keinen Weg, um der Gewalt ein Ende zu bereiten! Suche keine falschen Türen! Es gibt keine Politik, die diesen wahnsinnigen Drang nach Gewalt verhindern könnte. Es gibt keine Partei oder Bewegung auf diesem Planeten, welche die Gewalt aufzuhalten in der Lage wäre. Es gibt keine falschen Auswege für die Gewalt in der Welt … Man sagt mir, junge Menschen auf verschiedenen Erdteilen seien auf der Suche nach falschen Auswegen, um sich von Gewalt und innerem Leiden zu befreien. Sie suchen die Droge als Lösung. Suche keine falschen Türen, um die Gewalt zu beenden.

Meine Brüder und Schwestern, nehmt diese einfachen Empfehlungen genauso an wie die diese Steine und dieser Schnee und diese Sonne, die uns segnet. Trage Frieden in dir und trage ihn zu den anderen. Dort in der Geschichte ist der Mensch und zeigt das Gesicht des Leidens, schau dieses Gesicht des Leidens an … Aber denke daran, dass es nötig ist, voranzuschreiten, dass es nötig ist, Lachen zu lernen, und dass es nötig ist, lieben zu lernen. Dir, mein Bruder und meine Schwester, werfe ich diese Hoffnung entgegen –diese Hoffnung auf Freude, diese Hoffnung auf Liebe, damit du dein Herz und deinen Geist erhebst und damit du nicht versäumst, deinen Körper zu erheben.“

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Heidi Meinzolt vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!