In einer spektakulären Aktion machte Vivienne Westwood am 21. Juli 2020 vor dem Gerichtsgebäude „Old Bailey“ in London auf die lebensgefährliche Situation von WikiLeaks-Journalist Julian Assange aufmerksam, der derzeit im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London gefangen gehalten wird, wo er um sein Leben kämpft.

In einen gelben Anzug gekleidet ließ sie sich die Modedesignerin in einem riesigen Vogelkäfig vor dem Gericht aufhängen.

Sie stellte dabei symbolisch den metaphorischen „Kanarienvogel im Kohlebergwerk“ dar. [Anm. In britischen Kohlebergwerken wurden früher Kanarienvögel mit unter Tage genommen. Bei Gasaustritten starb der Vogel und diente so als Warnung für die Bergleute]. Vor dem Käfig hing ein Transparent mit der Aufschrift „I am Julian Assange“

Vivienne Westwood im Käfig für Assange

Bild: Don’t Extradite Assange Campaign

„Julian ist ein Freiheitskämpfer, der extrem misshandelt wird durch die illegale Manipulation der Justiz, verübt von Regierungen“, sagte Westwood.

Sie erklärte, dass an Assange ein Exempel für alle Journalist*innen statuiert werde solle, mit einer klaren Botschaft: Berichtet niemals die Wahrheit über die USA!

„Dies könnte jedem Journalisten/ jeder Journalistin passieren“, warnte Westwood.

Ab dem 07. September 2020 soll der für drei Wochen angesetzte Schauprozess gegen Julian Assange in die zweite Runde gehen, voraussichtlich im Zentralen Strafgerichtshof „Old Bailey“ in London. Unzählige Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen, darunter Reporter ohne Grenzen und Amnesty International, Sigmar Gabriel, Sevim Dagdelen und Günter Wallraff, der deutsche Journalisten-Verband DJV, der Autorenverband PEN und viele mehr, fordern ein sofortiges Ende dieser Justiz-Farce, und warnen, dass hier nichts weniger als die Presse- und Meinungsfreiheit auf dem Spiel steht.

Obwohl der UN-Sonderberichterstatter über Folter, Prof. Nils Melzer, seit über einem Jahr ausdrücklich auf die drohende Lebensgefahr für den Australier hinweist und seine sofortige Freilassung fordert, rührt sich weder die britische Regierung noch die so genannte „westliche Wertegemeinschaft“. Prof. Melzer wies eindeutig nach, dass Julian Assange alle Symptome aufweist, die typisch sind für Menschen, die seit Jahren psychologisch gefoltert werden. Er bat die britische Regierung fünf Monate lang um Stellungnahme, und bis heute hat die britische Regierung nicht angemessen auf seine Anfragen geantwortet.

Inzwischen warnen über 200 Ärztinnen und Ärzte weltweit, dass Assanges Leben massiv gefährdet ist, u.a. im medizinischen Fachmagazin The Lancet. Mit Assanges Leben steht die gesamte Pressefreiheit auf dem Spiel.

Obwohl Herr Assange eine unverhältnismäßig lange Haftstrafe wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen schon seit dem 22. September 2019 abgesessen hat, wird er seitdem weiter im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh gefangen gehalten, das berüchtigt ist als britisches Guantanamo Bay.

Die USA drohen dem Australier mit 175 Jahren Haft unter Folterbedingungen oder Todesstrafe. WikiLeaks veröffentlichte „geheimes“ Material, z.B. auch über Kriegsverbrechen der USA und Verbrechen gegen die Menschlichkeit (US-Soldaten schießen bewusst auf Kleinkinder, auf Verletzte und auf Zivilisten). Die USA bezeichnen dies als Spionage und bemühen ein über hundert Jahre altes Gesetz, um Assange anzuklagen. Als „Zeugen“ berufen sie sich u.a. auf den verurteilten Betrüger und Pädophilen Sigurdur Thordarson.

Am 21. Juli 2020 wurde auch bekannt, dass Assange am 06. Dezember 2020 den mit 5000 Euro dotierten Stuttgarter Friedenspreis erhält.

Beitrag erschienen am 21.07.2020 bei Free Assange Committee Germany