In der Fachzeitschrift Nature wurde kürzlich eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, wie die Konsumgesellschaft und das kapitalistische System für die meisten negativen Umweltauswirkungen verantwortlich sind. Sie stellt Lösungen vor, die von reformistischen Ansätzen bis hin zu radikalen Ansätzen des Öko-Sozialismus und Öko-Anarchismus reichen. Die Redaktion des graswurzeljournalistischen Kollektiv-Magazins SchwarzerPfeil hat die Studie übersetzt und in drei Teilen veröffentlicht. Neue Debatte hat die Beitragsserie von SchwarzerPfeil übernommen.


Teil 2: Kapitalismus als treibende Kraft der Umweltzerstörung

Systemische Treiber

Wie der vorige Abschnitt zeigt, gibt es eine positive Beziehung zwischen der Nutzung biophysikalischer Ressourcen und dem Wohlstand, definiert durch das Einkommen. Hinzu kommt, dass die wohlhabendsten Gruppen ein höheres Einkommen als Ausgaben haben und ihre Ersparnisse und Investitionen zu erheblichen zusätzlichen Umweltauswirkungen führen.

Aus diesem Grund und aufgrund erheblicher inter- und intranationaler Ungleichheiten in Bezug auf Wohlstand und Einkommen unterscheiden wir zwischen weltweit wohlhabenden Gruppen, wie der Europäischen Union, und den wohlhabendsten und reichsten Gruppen innerhalb der Länder, z.B. den < 1-10 % reichsten Einkommenssegmenten.

Wie die quantitative Forschung zeigt, treiben hoch wohlhabende Konsument:innen die Nutzung biophysikalischer Ressourcen (a) direkt durch hohen Konsum, (b) als Mitglieder:innen mächtiger Fraktionen der kapitalistischen Klasse und (c) durch die Verbreitung von Konsumnormen in der Bevölkerung an.

Die nächsten Abschnitte konzentrieren sich auf wohlhabende Gruppen weltweit und auf die innerstaatlich reichsten und wohlhabendsten Segmente (im Folgenden Super-Affluent genannt).

Verringerung des Überkonsums

Da die Höhe des Konsums die Gesamtauswirkungen bestimmt, muss der Wohlstand durch eine Reduzierung des Konsums und nicht nur durch eine Ökologisierung erreicht werden.

Es ist klar, dass die vorherrschenden kapitalistischen, wachstumsgetriebenen Wirtschaftssysteme seit dem Zweiten Weltkrieg nicht nur den Wohlstand erhöht haben, sondern auch zu einem enormen Anstieg der Ungleichheit, der finanziellen Instabilität, des Ressourcenverbrauchs und des Umweltdrucks auf die lebenswichtigen Unterstützungssysteme der Erde geführt haben.

Ein geeignetes Konzept, um die ökologische Dimension anzugehen, ist der weithin etablierte Rahmen zur Vermeidung von Verschiebungen und zur Verbesserung der Umwelt, der von Creutzig et al. umrissen wurde.

Sein Fokus auf den Endnutzungsservice, wie Mobilität, Ernährung oder Unterkünfte, ermöglicht eine mehrdimensionale Analyse der potenziellen Verringerung der Auswirkungen, die über den alleinigen technologischen Wandel hinausgehen. Diese Analyse kann auf die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse oder einen angemessenen Lebensstandard ausgerichtet sein – eine alternative Perspektive, die zur Eindämmung von Umweltkrisen vorgeschlagen wird. Entscheidend ist, dass diese Perspektive es uns erlaubt, verschiedene Versorgungssysteme (z.B. Staaten, Märkte, Gemeinschaften und Haushalte) zu betrachten und zwischen überflüssigem Konsum, d.h. Konsum, der nicht zur Bedürfnisbefriedigung beiträgt, und notwendigem Konsum, der mit der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse in Verbindung gebracht werden kann, zu unterscheiden.

Es ist nach wie vor wichtig, die Komplexität dieser Unterscheidung anzuerkennen, die in den folgenden Abschnitten über die Wachstumsimperative angesprochen wird. Dennoch zeigt die empirische Erfahrung, dass die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse mit dem Gesamtkonsum rasch abnehmende Erträge bringt.

Wie der vorhergehende Abschnitt über den Wohlstand als Triebkraft andeutet, besteht die stärkste Säule der notwendigen Umwandlung darin, den Konsum zu vermeiden oder zu reduzieren, bis das verbleibende Konsumniveau innerhalb der planetarischen Grenzen liegt, während die menschlichen Bedürfnisse befriedigt werden.

Das Vermeiden des Konsums bedeutet, bestimmte Güter und Dienstleistungen nicht zu konsumieren, vom Wohnraum (zu große Wohnungen, Zweitwohnsitze der Wohlhabenden) bis hin zu übergroßen Fahrzeugen, umweltschädlichen und verschwenderischen Lebensmitteln, Freizeit- und Arbeitsmustern, die das Fahren und Fliegen einschließen. Dies impliziert eine Reduzierung der Ausgaben und des Wohlstands entlang der „Korridore des nachhaltigen Konsums“, d.h. der Mindest- und Höchststandards für den Verbrauch (Abb. 2).

Auf technologischer Seite kann die Verringerung des Konsumbedarfs durch Veränderungen wie die Verlängerung der Lebensdauer von Gütern, Telekommunikation statt physischer Reisen, Teilen und Reparieren statt Neukauf und Nachrüstung von Häusern erleichtert werden.

The safe and just space for humanity. Abb. 2: Der sichere und gerechte Raum für die Menschheit. (Grafik: Nature)

Abb. 2: Der sichere und gerechte Raum für die Menschheit. (Grafik: Nature)

Nachhaltige Lebensstile liegen zwischen einer Obergrenze für die zulässige Nutzung („Environmental ceiling“) und einer Untergrenze für die notwendige Nutzung von Umweltressourcen („Social foundation“).

Die anderen beiden Säulen der Veränderung und Verbesserung sind jedoch nach wie vor unerlässlich, um die sozial-ökologische Transformation zu erreichen. Die Verbrauchsmuster müssen immer noch von ressourcen- und kohlenstoffintensiven Gütern und Dienstleistungen abgelöst werden, z.B. Mobilität von Autos und Flugzeugen zu öffentlichen Bussen und Zügen, Radfahren oder Gehen, Heizen von Ölheizung zu Wärmepumpen, Ernährung – wo möglich – von tierischen zu saisonalen pflanzlichen Produkten.

In einigen Fällen beinhaltet dies einen Wechsel von High-Tech zu Low-Tech (wobei viele Low-Tech-Alternativen weniger energieintensiv sind als High-Tech-Äquivalente, z.B. Wäscheleine vs. Trockner) und von global zu lokal.

Parallel dazu muss auch die Ressourcen- und Kohlenstoffintensität des Verbrauchs verringert werden, z.B. durch den Ausbau erneuerbarer Energien, die Elektrifizierung von Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln und die Erhöhung der Energie- und Materialeffizienz.

Der Vermeiden-verschieben-verbessern-Rahmen, der kohärent mit einem dominanten Vermeiden und einer starken Verschiebung angewandt wird, impliziert die Annahme von weniger wohlhabenden, einfacheren und auf Genügsamkeit ausgerichteten Lebensstilen, um dem übermäßigen Verbrauch entgegenzuwirken – besser, aber weniger verbrauchen.

Dazu gehört auch das Angehen eines sozial unhaltbaren Unterkonsums in verarmten Gemeinschaften sowohl in weniger wohlhabenden als auch in wohlhabenden Ländern, wo genug und besseres benötigt wird, um eine gleichmäßigere Verteilung des Reichtums zu erreichen und ein Mindestmaß an Wohlstand zu garantieren, um die Armut zu überwinden. Daher ist es notwendig, eine Strategie nachhaltiger Konsumkorridore zu schaffen (Abb. 2).

Es ist erwiesen, dass zumindest in den wohlhabenden Ländern eine anhaltende, tiefe und weit verbreitete Reduzierung des Konsums und der Produktion das Wirtschaftswachstum, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringern würde. Die Schätzungen der notwendigen Reduzierung des Ressourcen- und Energieverbrauchs in den wohlhabenden Ländern, die zu einem gleichzeitigen Rückgang des BIP in ähnlicher Größenordnung führen würde, liegen zwischen 40 und 90 %.

Bottom-up-Studien, wie z.B. von Rao et al., zeigen, dass ein angemessener Lebensstandard in Indien, Brasilien und Südafrika aufrechterhalten werden könnte, mit etwa 90 % weniger Energieverbrauch pro Kopf als derzeit in den wohlhabenden Ländern.

Trainer, für Australien, und Lockyer, für die USA, finden ähnliche mögliche Reduzierungen. In den derzeitigen kapitalistischen Volkswirtschaften würden solche Reduzierungspfade eine weit verbreitete wirtschaftliche Rezession mit einer Kaskade von derzeit sozial schädlichen Auswirkungen, wie ein Zusammenbruch des Aktienmarktes, Arbeitslosigkeit, Firmenpleiten und Kreditmangel implizieren.

Dann stellt sich die Frage, wie eine solche Reduzierung des Konsums und der Produktion sozial nachhaltig gestaltet werden kann, indem die menschlichen Bedürfnisse und die soziale Funktion gesichert werden.

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir jedoch zunächst die verschiedenen Wachstumsimperative der kapitalistischen Sozial- und Wirtschaftssysteme und die Rolle der superreichen Segmente der Gesellschaft verstehen.

Superreiche Konsument:innen und Wachstumsimperative

Die Wachstumsimperative sind auf mehreren Ebenen aktiv, was das Streben nach Wirtschaftswachstum (Nettoinvestitionen, d.h. Investitionen über die Abschreibungen hinaus) für verschiedene Akteur:innen zu einer Notwendigkeit macht und in Ermangelung dessen zu sozialer und wirtschaftlicher Instabilität führt.

In Anlehnung an eine marxistische Perspektive, wie sie von Pirgmaier und Steinberger vertreten wird, können die Wachstumsimperative dem Kapitalismus als dem derzeit in den wohlhabenden Ländern vorherrschenden sozioökonomischen System zugeschrieben werden, auch wenn dies von anderen Wissenschaftler:innen diskutiert wird.

Um dieses Thema zu strukturieren, werden wir in Anlehnung an Richters und Siemoneit verschiedene betroffene Akteur:innen, nämlich Unternehmen, Staaten und Einzelpersonen, getrennt diskutieren.

Vor allem sprechen wir die Rolle der superreichen Konsument:innen innerhalb einer Gesellschaft an, die sich mit mächtigen Fraktionen der Kapitalistenklasse überschneiden. Aus einer marxistischen Perspektive wird diese soziale Klasse strukturell durch ihre Position im kapitalistischen Produktionsprozess definiert, da sie finanziell mit der Funktion des Kapitals verbunden ist. Im Kapitalismus sind die Arbeiter:innen von den Produktionsmitteln getrennt, was bedeutet, dass sie auf den Arbeitsmärkten konkurrieren müssen, um ihre Arbeitskraft an die Kapitalist:innen zu verkaufen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Auch wenn es einigen kleinen und mittleren Unternehmen gelingt, auf Wachstum zu verzichten, z.B. aufgrund einer geringen Wettbewerbsintensität in Nischenmärkten oder fehlender finanzieller Verschuldungszwänge, kann dies für die meisten Firmen nicht gesagt werden.

Im Kapitalismus müssen die Unternehmen auf dem Markt konkurrieren, was dazu führt, dass die Gewinne in effizientere Produktionsprozesse reinvestiert werden müssen, um die Kosten zu minimieren (z.B. durch den Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen), Innovation neuer Produkte und/oder Werbung, um die Verbraucher:innen zu überzeugen, mehr zu kaufen. Infolgedessen ist die durchschnittliche Energieintensität der Arbeit heute doppelt so hoch wie 1950.

Solange ein Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil hat, besteht ein starker Anreiz, so viel wie möglich zu verkaufen. Die Finanzmärkte sind entscheidend, um diese ständige Expansion zu ermöglichen, indem sie (verzinsliches) Kapital bereitstellen und es dorthin leiten, wo es am rentabelsten ist.

Wenn ein Unternehmen nicht wettbewerbsfähig bleibt, geht es entweder in Konkurs oder wird von einem erfolgreicheren Unternehmen übernommen. Unter normalen wirtschaftlichen Bedingungen wird erwartet, dass dieser kapitalistische Wettbewerb zu einer aggregierten Wachstumsdynamik führt.

Es gibt jedoch zwei Faktoren, die diese Wachstumsdynamik noch verstärken. Erstens: Wenn die Arbeitsproduktivität kontinuierlich steigt, dann wird ein gesamtwirtschaftliches Wachstum notwendig, um die Beschäftigung konstant zu halten, da sonst technologische Arbeitslosigkeit entsteht. Daraus ergibt sich eine der Notwendigkeiten der kapitalistischen Staaten, das gesamtwirtschaftliche Wachstum zu fördern, denn bei sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen und hoher Arbeitslosigkeit schrumpfen die Steuereinnahmen, z.B. aus Arbeits- und Mehrwertsteuern, während die Sozialversicherungsausgaben steigen.

Hinzu kommt, dass die Staaten geopolitisch und bei der Bereitstellung günstiger Bedingungen für das Kapital mit anderen Staaten konkurrieren, während die Kapitalist:innen die Mittel haben, politische Entscheidungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Wenn erwartet wird, dass sich die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern, z.B. aufgrund einer ungeplanten Rezession oder eines fortschreitenden politischen Wandels, können Unternehmen mit Kapitalflucht drohen, die Finanzmärkte reagieren darauf und das Vertrauen von Investor:innen und Verbraucher:innen schrumpft.

Zweitens erhöhen die Verbraucher:innen in der Regel ihren Konsum im Einklang mit der steigenden Produktion. Dieser Prozess lässt sich zumindest teilweise durch erhebliche Werbeanstrengungen der Unternehmen erklären. Es sind jedoch noch weitere Mechanismen im Spiel, die weiter unten erläutert werden.

Nach dieser Analyse ist es nicht verwunderlich, dass das Wachstumsparadigma hegemonial ist, d.h. die Auffassung, dass Wirtschaftswachstum alle möglichen gesellschaftlichen Probleme löst, dass es Fortschritt, Macht und Wohlstand gleichkommt und dass es durch eine Form von angeblich grünem oder nachhaltigem Wachstum praktisch endlos gemacht werden kann.

Zusammengenommen schaffen die beschriebenen Dynamiken vielfältige Abhängigkeiten der Arbeiter:innen, Firmen und Staaten von einer gut funktionierenden Kapitalakkumulation und üben somit mehr materielle, institutionelle und diskursive Macht (z.B. für politische Lobbyarbeit) gegenüber den Kapitalist:innen aus, die normalerweise die wohlhabendsten Konsument:innen sind.

Auch wenn verschiedene Fraktionen der Kapitalist:innenklasse vielfältige und konkurrierende Interessen haben, die ständig neu verhandelt werden müssen, gibt es ein gemeinsames Interesse an der Aufrechterhaltung des kapitalistischen Systems und günstiger Bedingungen für die Kapitalakkumulation, z.B. durch Gesamtwachstum und hohen Konsum. Wie sich diese politische Korruption durch die Superreichen in der Praxis auswirkt, ist gut dokumentiert, z.B. für die Fleischindustrie in Dänemark.

Superreiche Konsument:innen treiben die Konsumnormen an

Wachstumsimperative und treibende Kräfte (wobei letztere weniger zwingende Mechanismen zur Steigerung des Konsums beschreiben) können auch auf der individuellen Ebene aktiv sein. In diesem Fall kann das Niveau des Konsums als Vertretung dienen.

Zunächst einmal werden die individuellen Konsumentscheidungen nicht im luftleeren Raum getroffen, sondern werden von den umgebenden (physischen und sozialen) Strukturen und Versorgungssystemen geprägt. Sanne und Alexander erörtern mehrere strukturelle Barrieren für einen auf Suffizienz ausgerichteten Lebensstil, die einen hohen Konsum einschließen. Dazu gehören der Mangel an geeigneten Wohnungen, unzureichende Sozialisierungs-, Beschäftigungs-, Transport- und Informationsmöglichkeiten sowie eine hohe Anfälligkeit für Konsumverlockungen

Oft werden diese Bedingungen bewusst von den Staaten und auch von den Kapitalist:innen gefördert (letztere überschneiden sich mit superreichen Konsument:innen und haben einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf die Staaten), um den Konsum zu steigern.

Weitere aktive Mechanismen, um das Wachstum anzukurbeln, sind der Positions- und Effizienzkonsum, die zu einem Anstieg des Konsums insgesamt beitragen. Nachdem die materiellen Grundbedürfnisse befriedigt sind, richtet sich ein zunehmender Anteil des Konsums auf Positionsgüter. Diese Güter zeichnen sich dadurch aus, dass sie teuer sind und einen sozialen Status bedeuten. Der Zugang zu ihnen hängt vom Einkommen im Verhältnis zu anderen ab.

Der Status spielt eine Rolle, da empirische Studien zeigen, dass das derzeitige relative Einkommen einer der stärksten Entscheidungsfaktoren des individuellen Glücks ist. Insgesamt jedoch gleicht das Streben nach Positionskonsum, angetrieben von superreichen Konsument:innen und hohen Ungleichheiten, wahrscheinlich einem Nullsummenspiel in Bezug auf das gesellschaftliche Wohlergehen.

Mit jedem/r Akteur:in, der/die danach strebt, seine Position im Vergleich zu seinen/ihren Altersgenoss:innen zu verbessern, steigt das durchschnittliche Konsumniveau und somit werden noch teurere Positionsgüter notwendig, während das Niveau des gesellschaftlichen Wohlbefindens stagniert.

Dies wird durch zahlreiche empirische Untersuchungen gestützt, die zeigen, dass das Glück eines Individuums positiv mit seinem/ihrem eigenen Einkommen korreliert, aber negativ mit dem Einkommen der Referenz-Gruppe und dass der ungleiche Zugang zu Positionsgütern den steigenden Konsum begünstigt. Dieser endlose Prozess ist ein Kernbestandteil des Kapitalismus, da er die soziale Dynamik und den Konsum hoch hält, wobei wohlhabende Konsument:innen die Bestrebungen und Hoffnungen auf sozialen Aufstieg in den Segmenten mit geringem Wohlstand antreiben.

Das Positionskonsumverhalten der Super-Affluent:innen treibt somit die Konsumnormen in der gesamten Bevölkerung an, zum Beispiel durch ihre exzessiven Flugreisen, wie Gössling dokumentiert.

Schließlich müssen im Kapitalismus die Arbeiter:innen auf dem Arbeitsmarkt miteinander konkurrieren, um von den Kapitalist:innen leben zu können. In Anlehnung an Siemoneit kann dies zu einem ähnlichen Imperativ der Nettoinvestitionen führen (Erhöhung des Konsum-/Investitionsniveaus), wie es bei den Kapitalist:innen zu beobachten ist. Um konkurrenzfähig zu bleiben, werden die Individuen dazu gedrängt, die Zeit- und Kosteneffizienz zu erhöhen, indem sie in Autos, Küchengeräte, Computer und Smartphones investieren, soziale Medien und Online-Handel etc. nutzen.

Diese Effizienz konsumiert – effektiv eine weitere Facette des Rebound-Effekts – hilft dabei, hohe Arbeitslasten zu bewältigen und so ein Einkommen zu sichern, während das Privatleben erhalten bleibt.

Dies wird oft von Trends des Prozesses der Kommerzialisierung begleitet, verstanden als die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen, die früher durch zeitintensivere Gemeingüter oder gegenseitige soziale Arrangements bereitgestellt wurden, z.B. Fertiggerichte vs. gemeinsames Kochen.

Wie im Beispiel der Lebensmittel erhöht dieser Ersatz menschlicher Arbeit durch energie- und materialintensive Industrieproduktion typischerweise die Umweltbelastung. Durch diesen wirtschaftlichen Druck ist zu erwarten, dass positive Rückkopplungsschleifen und Lock-ins entstehen, da andere Verbraucher:innen mit diesen Investitionen Schritt halten müssen oder Nachteile in Kauf nehmen müssen, z.B. wenn der Besitz eines Autos oder Smartphones vorausgesetzt wird.

Zusammen mit dem Positionskonsum, den strukturellen Hemmnissen für die Suffizienz und den erheblichen Werbeanstrengungen der Kapitalist:innen erklären diese Mechanismen weitgehend, warum die Verbraucher:innen offenbar so bereit sind, ihren Konsum entsprechend der steigenden Produktion zu erhöhen. […]

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