Die Bewohnbarkeit der Erde und sogar die Machbarkeit des kleineren Übels stehen auf dem Spiel und das „sich so Durchwurschteln“ beherrscht selbst die gegenwärtigen Phase eines zunehmenden Aktivismus für einen radikalen Wandel. Das zeigt ein Blick auf den neuen “Climate Crisis Action Plan” (Aktionsplan zur Klimakrise) des Sonderausschusses der Demokratischen Partei zur Klimakrise.

Das große Ziel für die nächste Dekade ist – haltet Euch fest – „Die Treibhausgasemissionen der USA bis 2030 um 37% unter die Werte von 2010 zu senken“. Wow! Wir werden etwas langsamer sterben!

Da fällt mir ein, das wäre auch eine bessere Idee für einen Slogan für den Wahlkampf von Joe Biden, anstelle von „Shoot em in the Legs!“ (Schießt ihnen in die Beine!)

Aber glaubt nicht auch nur eine Sekunde daran, dass der Plan überhaupt meint, was er sagt. Seine Vorhaben enthalten so üble Mogelpackungen wie „Biokraftstoffe“ und Atomenergie. Er wirbt weder für einen fundamentalen Wandel des Lebensstils, noch für die Reduzierung des individuellen Konsums, noch für ein Ende oder wenigstens eine Verringerung des Fleischkonsums. Dafür propagiert er den Einsatz erneuerbarer Energien auf den Flächen für die Viehzucht, so dass der angerichtete Schaden – der zwar nicht als solcher anerkannt wird – auf diesen Flächen gemildert werden kann. Der Plan bietet auch kein staatliches Budget mit größeren Geldtransfers dorthin, wo es gebraucht wird und er enthält kein Vorhaben, Ressourcen von Milliardären und Unternehmensriesen zu gewinnen.

Dieser Plan wurde dafür kritisiert, dass er im Wesentlichen 96% der Menschheit ignoriert, indem er ein globales Problem als isoliertes Land angeht. Das stimmt nicht ganz. Denn es ist sogar ein Plan, dessen Kern die Feindseligkeit und Gewalt gegenüber der Welt ist und der Drang, die Welt mit militärischen Mitteln zu okkupieren. Hier eine Kostprobe: „Das US-Militär ist der weltgrößte Verbraucher von Energie aus fossilen Brennstoffen. Unter den staatlichen Behörden ist das Department of Defense (Verteidigungsministerium) verantwortlich für 77% des gesamten Energieverbrauchs der US -Regierung.“

Dieser Erkenntnis schließt sich der vage Hinweis an, die Möglichkeit eines reduzierten Militarismus zu „überprüfen“. Und zwar ist dies Teil eines Abschnitts mit Namen „Umstellung des Energieverbrauchs des Militärs auf Null-Energie oder erneuerbare Energien“. Diese „Energie des Militärs“, so erfährt man in diesem Abschnitt, scheint die Möglichkeit zu sein, der Umwelt schrittweise weniger Schaden zuzufügen, während man sich gleichzeitig stetig weiter auf eine der Aktivitäten vorbereitet, die der Umwelt maximalen Schaden zufügt – den Krieg. Tatsächlich entpuppt sich die grandiose Errungenschaft der „Energie des Militärs“ als der Plan, bis 2030 zu versuchen, den Energieverbrauch auf Militärbasen auf Null zu reduzieren. Das bedeutet auch, dass die Militärbasen die Erschließung erneuerbarer Energiequellen mit aufnehmen müssen (einschließlich Atomkraft, Biokraftstoffe, was auch immer). Das Pentagon gibt jedoch einen Freibrief für alle Militärbasen auf der Welt, die als „nicht nachhaltig“ klassifiziert sind, einschließlich aller nicht nachhaltigen Basen, die aktuell den Planeten vermüllen und die auch bis 2030 nicht nachhaltig sein werden. Unstrittig ist die Tatsache, dass das Militär schon jetzt 60% der Regierungsmittel erhält und dass eine weitere Erhöhung dieser Mittel zur Reduzierung des angerichteten Schadens dem Gedanken entgegensteht, einen effizienten und schlüssigen Gesamtplan zu schaffen, um die Klimazerstörung umzukehren.

Dieser Krisen-Aktionsbericht der Demokraten erklärt, dass „das Militär einmalige Nutzungsmöglichkeiten für Brennstoffe aus aufgefangenem Kohlendioxid hat, denn die Herstellung von Brennstoffen auf den vorgeschobenen Einsatzbasen vor Ort könnte die Schwachstellen eliminieren, die durch die Anlieferung konventioneller fossiler Brennstoffe entstehen würden, da diese vor feindlichen Angriffen geschützt werden muss.“ Mit anderen Worten, wenn man die Welt also weiter mit Feindseligkeit und Gewalttaten überzieht und Militärbasen in den Ländern anderer errichtet, in denen sich die Bevölkerung dem entgegenstellt, muss ein wesentlicher Teil der Klimastrategie des imperialen Heimatlandes darin bestehen, Möglichkeiten zur Produktion von Brennstoffen für das Militär direkt an den Schauplätzen ihrer Kriege zu entwickeln. Es ist eine Tatsache, dass das US-Militär eine Hauptquelle für die Finanzierung der Taliban ist und zwar größtenteils dadurch, dass es sie für den sicheren Transport ihrer fossilen Brennstoffe bezahlt. Die Option hingegen, die Kriege zu beenden, wird nirgends erwähnt.

Das ist das Muster. „Abgeschiedenes Kohlendioxid könnte in Sand umgewandelt werden und so als Alternative zu den Korallenriffen die Strände in entfernten Orten wie dem Raketentestgelände auf dem Kwajalein Atoll erhalten“. Die Alternative jedoch, die Inseln erst gar nicht durch den Test von Raketen zu zerstören, wird nirgends in Erwägung gezogen.

„Das Verteidigungsministerium unterhält ca. 585.000 Einrichtungen an 4775 Standorten weltweit. Es besitzt Grundstücke im Wert von mehr als 1,2 Billionen Dollar und ist für die nationale Sicherheit der USA unverzichtbar.“ Natürlich beschreibt „unverzichtbar“ weder einen positiven noch negativen Effekt für die Sicherheit der Bevölkerung. Ansonsten ist diese Aussage eindeutig und es sollte klar sein, was getan werden müsste: den Menschen ihr Land zurückgeben. Stattdessen leitet diese Aussage in dem Bericht ein langes Lamento über die Bedrohungen des Klimawandels für dessen wahre Opfer ein: Die Kriegsplaner.

Und doch ist der Klimawandel keine so ernste Bedrohung, dass die US Regierung davon ablassen sollte, sich Feinde zu schaffen, indem sie zur Erhaltung von Ressourcen Menschen abschlachtet, anstatt die Umwelt zu schützen. Im Gegenteil, der Klimakollaps ist eine militärische Bedrohung, die den dazu selber beitragenden Militarismus rechtfertigt. Dadurch werden Ressourcen gebunden, anstatt sie im Kampf gegen den Klimakollaps zu verwenden. Der Bericht sagt uns:

„Entwicklungsländer sind besonders schlecht auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet. Die daraus resultierenden humanitären und Flüchtlingskrisen bergen, wenn sie nicht beachtet werden, das Potential für eine Bedrohung der nationalen Sicherheit.“ Die Lösung: „Die Aufforderung an das Department of Homeland Security (US Heimatschutzministerium) und die FEMA (Nationale Koordinationsstelle der Vereinigten Staaten für Katastrophenhilfe), für Klimarisiken zu planen“.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!

Der Originalartikel kann hier besucht werden