Von Mehr Demokratie e.V.

Der als „Bananensprayer“ bekannte Künstler Thomas Baumgärtel hat am 3. Februar 2018 vor dem Gebäude der Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD sein 4 mal 5 Meter großes Riesenplakat mit der Aufschrift „Ohne Volksabstimmung ist alles Banane“ vollendet. Er fordert, dass die Bevölkerung selbst mitbestimmen kann.

Die Idee einer überdimensionalen Banane für die Volksabstimmung kam uns im letzten Sommer. Jetzt ist sie Wirklichkeit geworden: vor dem Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Unübersehbar für Presse, Medien und Politiker/innen (wie z.B. für Peter Altmaier, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer oder SPD-Vize Manuela Schwesig) war das Werk des Künstlers Thomas Baumgärtel. Das folgende Video zeigt die Vorbereitung und Umsetzung der Kunst-Aktion:

Weitere Fotos von der Aktion gibt es hier…

Baumgärtel ist der bekannteste Sprayer Deutschlands. In der Kunstszene wurde er damit bekannt, dass er die Eingangstüren von mehr als 4.000 Museen und Kunstgalerien mit gesprühten Bananen markierte. Seit vielen Jahren unterstützt er die Arbeit von Mehr Demokratie. Bei einem Besuch in seinem Atelier kam Nicola Quarz, Mitorganisatorin der Aktion, mit ihm über seine Arbeit ins Gespräch:

Wie waren die Anfänge Deiner Arbeit? Wie ist die Idee mit der Banane entstanden?

Thomas Baumgärtel: „Während meines Zivildienstes in einem katholischen Krankenhaus entschloss ich mich nach einem besonderen Erlebnis Kunst zu studieren. Ich hatte bei einem heruntergefallenen Kruzifix (damals hing eines über jedem Krankenbett) die zerbrochene Jesusfigur gegen eine Banane ersetzt und das Kreuz im Krankenzimmer wieder aufgehängt. Die Reaktionen waren sehr intensiv und höchst unterschiedlich.

Köln war damals die deutsche Kunstmetropole mit einer lebendigen Künstlerszene. Mitte der 80er Jahre schossen die Galerien in Köln wie Pilze aus dem Boden. Als ich 1986 dort die erste Banane sprühte, studierte ich Freie Kunst und parallel Psychologie auf Diplom. Dort lernte ich den sogenannten Rorschachtest, einen projektiven Test mit Klecksen, auszuwerten. Ich verknüpfte diese Erkenntnis mit dem Wunsch, Kunst auf der Straße zu machen. Mir waren die Reaktionen der Galeristen und Museumsdirektoren auf die Spraybanane wichtig.“

Der Künstler Thomas Baumgärtel in Aktion vor dem Konrad-Adenauer-Haus | Foto von Jan Hagelstein | Lizenz: CC BY-SA 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.de

Deine Arbeiten sind ja oft sehr politisch. Was müsste sich Deiner Meinung nach in der Politik ändern?

„Die Politiker sollten zu ihrem Wort stehen und halten, was Sie versprechen! Die Regierung soll sich um die wirklichen Probleme wie Altersarmut, zu teure Mieten, die Vergrößerung der Schere zwischen Reich und Arm, den Klimawandel kümmern.“

Warum setzt Du Dich für die bundesweite Volksabstimmung ein?

„Ich möchte mich nicht auf die Politiker alleine verlassen und mich auch nicht einer bestimmten Partei oder Ideologie unterwerfen. Ich möchte verhindern, dass Politik von Machtinteressen bestimmt wird oder durch sie beeinflusst wird. Ich möchte bei wichtigen Themen (z.B. bei der Rücknahme der Erlaubnis von Glyphosat) die Möglichkeit haben, selbst mitentscheiden zu können. Nur alle vier Jahre ein Kreuzchen zu machen ist zu wenig!“

Als langjähriges Mitglied von Mehr Demokratie wird sich der Künstler Thomas Baumgärtel auch in Zukunft für unsere Forderung nach bundesweiten Volksabstimmungen stark machen und es hat Spaß gemacht, mit ihm diese Aktion zu realisieren!

Die Kunst-Aktion ist eingebettet in die Kampagne „Jetzt ist die Zeit: Volksentscheid. Bundesweit“, mit der sich ein 36 Organisationen starkes zivilgesellschaftliches Bündnis für die Aufnahme bundesweiter Volksabstimmungen in den Koalitionsvertrag einsetzt. Das Sondierungspapier von CDU, CSU und SPD enthält unter der Überschrift „Volksinitiative, Volksbefragung, Volksentscheid“ eine eigene Passage zum Demokratieausbau: „Wir werden eine Expertenkommission einsetzen, die Vorschläge erarbeiten soll, ob und in welcher Form unsere bewährte parlamentarisch-repräsentative Demokratie durch weitere Elemente der Bürgerbeteiligung und direkter Demokratie ergänzt werden kann. Zudem sollen Vorschläge zur Stärkung demokratischer Prozesse erarbeitet werden“, heißt es dort.

„Jetzt ist die Chance, ein klares Bekenntnis zur direkten Demokratie im Koalitionsvertrag festzuschreiben. Das ‚ob‘ muss weg! Die Kommission sollte sich mit dem ‚wie‘ beschäftigen und bundesweite Volksabstimmungen auf den Weg bringen“, sagt Roman Huber, Bundesvorstand von Mehr Demokratie und fügt abschließend hinzu: „Die Zivilgesellschaft sollte dabei eingebunden sein, zum Beispiel über ein gut durchdachtes Beteiligungsverfahren.“

Der Originalartikel kann hier besucht werden