Anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Menschenrechte rufen wir alle dazu auf, gemeinsam eine Welt zu bauen, in der Platz für alle ist, in der alle die gleichen Rechte haben und in der jeder den anderen respektiert. Menschenrechte sind unsere Rechte. 

Wie verändert man die Welt?

Tag für Tag lebe ich in einer Welt, die mir immer unverständlicher erscheint.

Tatsächlich aber, wenn ich darüber nachdenke, merke ich, dass sie ganz einfach sehr unterschiedlich zu der Welt ist, in der ich geboren wurde und ich der ich aufgewachsen bin. Diese Welt hat mich geformt und hat in mir eine gewissen Vision gegeben, eine gewisse Art zu fühlen, zu handeln und zu denken.

Aber ich erkenne, dass auch ich gegenüber der Welt, die sich mir bot, meine Entscheidungen getroffen habe: ich habe zugestimmt oder zurückgewiesen, ich habe geliebt oder gehasst, ich habe versagt, ich habe Erfolg gehabt… kurz: ich habe gelebt.

Stellen wir also die wichtigste Frage zu aller erst: Wollen wir leben? Und unter welchen Bedingungen wollen wir es tun?

Wenn wir leben wollen, macht es Sinn, zu versuchen, die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen, um es zu tun: und das hängt von uns selber ab, auch wenn wir mit anderen zusammenhängen. Ich kann nicht von den anderen verlangen, sich zu ändern, nur ich selber kann der Wandel sein, den ich anstrebe.

Was also tun?

Wie immer.

Der Mensch hat, vor allem in Momenten der Krise wie der heutigen, sich immer eine neue Welt erdacht.

Es gibt nämlich eine sehr kraftvolles Instrument, das uns allen zur Verfügung steht: sich ein Bild der Zukunft zu schaffen und daran zu arbeiten, dass es Wirklichkeit wird: sich die Welt und alle menschlichen, politischen, ökonomischen und sozialen Beziehungen so vorzustellen, so wie ich sie für gut und gerecht befinde und mit Kohärenz daran arbeiten, bis sich dieses Bild realisiert. Und gleichzeitig all jene Bilder entfernen, die diese Verbesserung zum Guten und zum Wandel, den ich will, behindern.

Oft genug ertappe ich mich dabei, mit jenen alten falschen Bildern zu kämpfen, was kontraproduktiv ist. Ganz anders hingegen ist es, wenn ich konstruktiv arbeite, indem ich neue Bilder und neue Gedankenkonstruktionen erschaffe.

Bilder sind revolutionär, Bilder bewegen Menschen und Völker hin zu Entwicklung und Evolution. Aber sie sind nur Instrumente der Intention, der menschlichen Absicht, die auch in andere Richtungen gehen können und die aber, besonders in diesem schwierigen Moment, unbedingt eine positive Richtung brauchen: hin zum Verstehen, zur Neugierde, zur Suche und zur Gemeinsamkeit, zur Versöhnung und zur Liebe…

Das ist die Welt, die wir uns in unserem persönlichen und sozialen Leben vorstellen müssen.

Das ist die Welt, an die es zu glauben gilt.

Das ist die Welt, die wir erschaffen wollen, Stein auf Stein, Tag für Tag.

Übersetzung aus dem Italienischen von Evelyn Rottengatter