„Erwartet nicht, dass diese parlamentarische Gruppe im Parlament sitzen bleibt. Wir werden mit beiden Füssen und ganzem Herzen in den Straßen sein“. Mit diesen Worten stellt Pamela Jiles in Santiago die parlamentarische Gruppe der Humanisten der chilenischen Presse vor. Neben der berühmten Journalistin sind auch die anderen beiden gewählten Abgeordneten, Tomás Hirsch und Florcita Motuda, anwesend sowie Octavio González, Präsident der Humanistischen Partei Chiles, und Fernanda Ortiz, die jüngste Landrätin in der Geschichte des Landes.

„Wir werden ernsthafte und gewissenhafte legislative Arbeit leisten, sind uns aber sehr wohl bewusst, dass in diesem Land fundamentale Änderungen in den Straßen, auf den Märkten und in den Häusern der Menschen geschaffen werden, die dort wohnen. Und genau darauf werden wir auch unsere ganze Kraft konzentrieren.“ erklärt Jiles und kündigt an, die Entmilitarisierung von Wallmapu als eine der wichtigsten Prioritäten verfolgen zu wollen (Wallmapu: vom indigenen Volk der Mapuche bewohntes Territorium im Süden Chiles; Anm.d.Ü.).

Die drei neu gewählten Abgeordneten wollen zudem mit ihren Bündnispartnern von Frente Amplio („breite Fort“; Bündnis progressiver Parteien, Anm.d.Ü.) bei den nächsten Wahlen in vier Jahren in die Regierung einziehen. „Dafür engagieren wir uns und dort werden wir sein“ versichert der Sänger Raúl Alarcón – besser bekannt als Florcita Motuda, der in den 80er Jahren gegen die Diktatur sang und nun Vizevorsitzender der Humanistischen Partei ist – „und zwar Dank der politischen Inspiration, die in unserem Umfeld entstehen wird, der selben Inspiration, die auch Künstler, Wissenschaftler und Mediziner leitet, wenn sie an etwas arbeiten, um das Leben der Menschen zu erleichtern und zu verbessern, um Schmerz und Leid zu lindern“.

In diesem Sinne definierte der Abgeordnete seine parlamentarische Gruppe als „mystisch-politisch, gekennzeichnet durch eine Freude und Tiefe, die uns von anderen Parteien unterscheidet und die uns zu mehr als nur einer Partei macht“. „Unsere wichtigste Rolle ist nicht im Parlament: wir sind nicht gewählt worden, um die Hand zu heben und für dieses oder jenes Gesetz zu stimmen, sondern wir werden im Parlament sein, um weiterhin mit sozialen und kulturellen Organisationen zusammenzuarbeiten, mit Frauenverbänden und indigenen Gruppen, mit den Menschen in den Regionen und in allen Teilen des Landes“ erklärte Tomás Hirsch und unterstrich dabei die Absicht der Humanisten und Humanistinnen, intensiv für die Feminisierung der Politik arbeiten zu wollen. „Wir werden uns dabei von Laura Rodriguez, die unsere erste humanistische Abgeordnete war, inspirieren lassen und am 11. März ins Parlament einziehen, aber mit dem Rücken zum Parlament und den Menschen zugewandt.“

Was die Rolle der Humanistischen Partei innerhalb von Frente Amplio angeht, so „kämpfen wir seit 30 Jahren dafür, ein gerechteres und demokratischeres Land zu bauen, immer in Zusammenarbeit mit anderen politischen und sozialen Organisationen“ erklärt Hirsch, „und jetzt mit Frente Amplio arbeiten wir für ein größeres Projekt, das weit über das hinausgeht, was in den letzten Wochen in Chile passierte, und das die Erschaffung eines Landes zum Ziel hat, in dem gleiche Rechte für alle garantiert werden. Ein Land, in dem die Demokratie Realität ist. Ein Land, in dem Männer und Frauen, Kinder und Alte, Menschen aus anderen Ländern und Menschen, die hier geboren sind, das Recht haben, ihr Leben voll und in Würde zu leben. Ein Land, das Unrecht und schlechte Behandlung hinter sich lässt und sich in ein Land wandelt, das seine Menschen gut behandelt“.

Zum Abschluss der Pressekonferenz unterstrich die neue parlamentarische Gruppe der Humanisten ihre Absicht, die gemeinsame Abmachung, freie Wahl für die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen am Sonntag, dem 17. Dezember, zu haben, bis ins Kleinste zu respektieren: „Manchmal mag die humanistische Art, die Dinge anzugehen, seltsam erscheinen, vielleicht sehen wir beizeiten auch Dinge durch die rosa Brille, aber wir versuchen immer, weiter voraus zu schauen, so wie wir uns die Zukunft der Politik vorstellen. Wir glauben, dass gemeinsam getroffene Entscheidungen wichtiger sind als einzelne Bedürfnisse. Und wir glauben weiterhin daran, dass die Stimmabgabe persönlich ist: jeder von uns wird seine eigene Entscheidung treffen, einige haben dies öffentlich in den sozialen Netzwerken getan, andere nicht, und wir glauben, dass dies kein Widerspruch ist sondern im Gegenteil voll und ganz in den Bereich der Freiheit der persönlichen Aktion gehört.“