Wir interviewten Georgina Hassan, argentinische Sängerin und Komponistin, die sich an die Kampagne „2. Oktober – Internationaler Tag der Gewaltfreiheit#nonviolenceday #diadelanoviolencia angeschlossen hat.

Georgina, wie wir wissen arbeitest du an einer neuen CD und an einem neuen Buch mit dem Titel Tornasol. Kannst du uns etwas über dein drittes Album erzählen?

Tornasol hat angefangen Form anzunehmen, als ich mit meiner Tochter Violeta schwanger war. Es war eine wunderschöne und inspirierende Zeit. Ich hatte das Bedürfnis meine bekannten Orte zu besuchen. Daraus entstanden neben spanischen auch einige portugiesische Lieder. Ich spielte mit dieser wunderbaren Sprache, in der ich trotz der Einschränkung die Sprache nicht fließend zu sprechen, eine andere Art mich auszudrücken fand. Gleichzeitig während diese Lieder entstanden, schrieb ich freie Texte.

Als ich mir über die Produktion der CD Gedanken machte, wurde mir klar, dass diese Texte das Album begleiten müssen, wie ein anderes Universum aber zutiefst verknüpft im kreativen Prozess.

Deshalb ist Tornasol eine Musik-CD und ein Gedichtband. Es war eine tiefgründige Arbeit, bereichernd durch die großen Musiker, die mitgewirkt haben und die wunderbaren Illustrationen von María Wernicke.

Du hast das Album über Crowdfunding finanziert, ein System bei dem über solidarische Internet-Plattformen viele kleine Spenden zur Finanzierung eines Projektes gesammelt werden. Wie beeinflusst diese Form die Beziehung zwischen dir und dem Publikum?

Crowdfunding ist eine immer weiter verbreitete Methode. Es ist eine direkte Interaktion zwischen dem Künstler und den Leuten, ohne Vermittler. Der Künstler hat eine Idee und die Leute sorgen dafür, dass sie verwirklicht wird. Das gibt es schon sehr lange. Die argentinische Gruppe MIA macht das seit über 30 Jahren und bevor es soziale Netzwerke gab.

Heute mit dem Internet ist es einfacher. Irgendeine Person an irgendeinem Ort auf dieser Welt kann sich beteiligen durch den Kauf im Voraus mit Ermäßigung oder sich eine andere Belohnung auf meiner Web-Seite www.georginahassan.com aussuchen.

Das Konzept, dass eine Idee vorwärts kommen kann durch den Willen und die Unterstützung von einer großen Anzahl Personen ist etwas sehr mächtiges.

Crowdfunding erzeugt über den finanziellen Aspekt hinaus eine tiefe und starke Verbindung mit dem Publikum. Ich bin unendlich bewegt und dankbar über die Reaktion der Leute. Während der Kampagne haben sie mir Geschichten über Geburten, letzte Verabschiedungen, Widerbegegnungen, Einsamkeit, Feierlichkeiten, Heilungen, Inspirationen, intime Momente geschenkt, wo meine Musik präsent war. Das ist Nahrung für meine Seele und die Bestätigung, dass ich meiner eigenen Suche weiter folgen soll.

Zum Schluss unseres Gesprächs und im Kontext der Kampagne für den 2. Oktober, Tag der Gewaltfreiheit und Hommage an Gandhis, wie stellst du dir eine Welt ohne Gewalt vor?

Als ich diese Frage gelesen habe, dachte ich zuerst, ich hätte eine einfache Antwort darauf. Als ich anfing darüber zu meditieren, wurde mir die Tiefe und Komplexität bewusst.

Ich denke es gibt verschiedene Formen der Gewalt. Ich bin gegen jegliche Verletzung der Menschenrechte und ebenfalls gegen Kriege, hinter denen sich im Allgemeinen wirtschaftliche Interessen verbergen. Ich stelle mir eine Welt vor, in der wir endlich die Vielfalt akzeptieren und uns bewusst sind, dass verschieden zu sein uns bereichert. Eine Welt in der der Hunger überwunden ist und jede Person den eigenen Weg für sein Leben wählen kann.

Es gibt eine andere Gewalt, die Teil unserer Spezies ist. Wachsen und wachsen zu lehren kann oft gewalttätig sein. Diese andere Gewalt mit der wir zur Welt kommen, glaube ich nicht, dass wir hinter uns lassen können.

Es liegt an jedem von uns weiter an uns zu arbeiten, um jeden Tag besser zu werden.

Übersetzung aus dem Spanischen von Reto Thumiger