Gemäß Mitteilung des Künstlerkollektivs „Zentrum für Politische Schönheit“ ist es der wahrgewordene Alptraum der deutschen Bundesregierung: In den kommenden Tagen werden Menschen, die auf dem Weg in ein neues Leben an den Außengrenzen der Europäischen Union ertrunken oder verdurstet sind, nach Berlin kommen.

Es geht um die Sprengung der Abschottung des europäischen Mitgefühls. Gemeinsam mit den Angehörigen wurden die menschenunwürdigen Grabstätten geöffnet und die Toten exhumiert. Sie sind jetzt auf dem Weg nach Deutschland. Die Angehörigen haben entschieden, was dort geschehen soll.

Diese Aktion soll Europa in einen Einwanderungskontinent zurückverwandeln. Jeweiliger Zeitpunkt und Ort der Bestattung wird aus naheliegenden Gründen nur kurzfristig bekanntgeben.

Die ersten beiden Toten sollen am Dienstag, 16. Juni 2015, 10 Uhr im Friedhof Berlin-Gatow bestattet werden. Es handelt sich dabei um eine muslimische Beerdigung einer Mutter mit ihrem zweijährigen Kind, die aufgrund der Abriegelung Europas im Mittelmeer ertrunken sind. Die Liste der geladenen Gäste wurde im Internet publiziert.

„Nach dem Willen des deutschen Innenministers sollten die Toten unsichtbar bleiben. Wir bringen sie ins Zentrum der Macht, dorthin, wo die Schießbefehle für den Europäischen Todesstreifen herkommen: in das Berliner Regierungsviertel.“

Stefan Pelzer, Eskalationsbeauftragter

Das Zentrum für politische Schönheit wurde 2008 von dem Aktionskünstler Philipp Ruch gegründete und versteht sich als „Sturmtrupp des aggressiven Humanismus“. Das Kollektiv hat bereits mit zwei aufsehenerregenden Aktionen Furore gemacht. Auf einer gefälschten Webseite suchte das Familienministerium im Mai letzten Jahres  55.000 Pflegefamilien für syrische Kinder und pünktlich zum Jubiläum des Mauerfalls entführte es die Gedenkkreuze der Mauertote und brachte sie an die EU-Außengrenze.

Auf der Webseite heißt es weiter: „Europas Grenzen sind militärisch abgeriegelt. Sie sind jetzt die tödlichsten Grenzen der Welt. Jahr für Jahr sterben Tausende Menschen beim Versuch, sie zu überwinden. Europa hat den Einwanderern den Krieg erklärt – ein Krieg, dem ausschließlich Zivilisten zum Opfer fallen: am Evros, auf dem Mittelmeer und sogar in Nordafrika. Die Opfer dieses Krieges werden massenhaft im Hinterland südeuropäischer Staaten verscharrt. Sie tragen keine Namen. Ihre Angehörigen werden nicht ermittelt. Niemand schenkt ihnen Blumen.

Das Zentrum für Politische Schönheit ändert das jetzt. Die Toten Einwanderer Europas kommen in den nächsten Tagen von den EU-Außengrenzen in die Schaltzentrale des europäischen Abwehrregimes: in die deutsche Hauptstadt – direkt vors Bundeskanzleramt. In einer großangelegten Aktion werden Menschen, die auf dem Weg in ein neues Leben vor wenigen Wochen getötet wurden, direkt zu ihren bürokratischen Mördern gebracht. Wir organisieren die Beerdigungen der Opfer der militärischen Abschottung – im Herzen Europas.“

Am Sonntag, 21. Juni soll ein Marsch der Entschlossen Tote bis zum Kanzleramt bringen. Angeführt von einem Bagger soll einer der bedeutendsten Plätze der Bundesrepublik in ein Friedhofsfeld verwandelt werden, auf dem die Opfer der militärischen Abriegelung Europas direkt vor den Augen der politischen Entscheidungsträger bestattet werden. Ihre letzte Ruhestätte soll somit zu unser politischen Unruhestätte werden.