„Zwei Jahre sind vergangen seit den tragischen Ereignissen vom 7. Oktober 2023. Ein Tag, der Leben erschütterte, Gräben vertiefte und den Beginn eines der schrecklichsten Kapitel in der Geschichte dieses Landes markierte. Seitdem sind wir Zeugen unerbittlicher Gewalt, unermesslichem Verlust und des völligen Versagens politischer Führung auf beiden Seiten geworden. Der Krieg gegen Gaza hat nicht nur Tausende von Menschenleben zerstört, sondern auch die Grundfesten unseres gemeinsamen Menschseins erschüttert.

Zwei Jahre später schreiben wir Ihnen, nicht nur, um zu trauern und zu reflektieren, sondern um unsere Vision für eine andere Zukunft zu bekräftigen.

Von den ersten Augenblicken des Krieges an, als beide Gesellschaften von Trauer, Angst und Wut überwältigt waren, stand die Graswurzelbewegung Combatants for Peace als fester Bestandteil unserer Wahrheit, und dass es keine militärische Lösung für diesen Konflikt gibt, Gewalt nur noch zu mehr Gewalt führt, dass kollektive Bestrafung keine Politik ist, sondern ein Verbrechen. Und vor allem, dass es einen anderen Weg gibt.

Wir haben es damals gesagt, und wir sagen es heute. Jedes Leben ist heilig. Wir ehren die Menschlichkeit jedes Lebens in diesem Land und glauben, dass unsere Sicherheit und Befreiung miteinander verbunden sind.

Als Palästinenser und Israelis, die an dem Teufelskreis der Gewalt beteiligt waren und einen anderen Weg gewählt haben, haben wir nicht weggeschaut. Wir sind solidarisch an der Seite der Menschen in Gaza gestanden, die unter unvorstellbarer Gewalt, Massentötung unschuldiger Zivilisten, dem Verlust ihrer Häuser, ihrer Zukunft und ihrer grundlegendsten Menschenrechte leiden. Wir erheben die Stimmen all derjenigen, die die verheerenden Auswirkungen dieses Krieges ertragen: Israelis, die bei den brutalen Angriffen auf dem Nova-Festival und im Süden Angehörige verloren haben. Palästinenser im Westjordanland, die gewaltsam aus ihren Dörfern vertrieben und durch eskalierende Gewalt des Militärs und der Siedler terrorisiert werden. Familien der Geiseln, die voller Angst auf die Nachricht warten, ob ihre Lieben noch am Leben sind oder jemals zurückkehren werden. Israelis, die auf die Straße gehen, um gegen den Krieg zu protestieren, entschlossen, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Palästinensische Bürger Israels, die zum Schweigen gebracht und verfolgt werden, nur weil sie ihr Mitgefühl für das Leid in Gaza zum Ausdruck bringen.

Wir glauben daran, den Schmerz jedes Menschen zu tragen, der mit den Folgen der Gewalt dieses Krieges konfrontiert wird.

Angesichts des unerträglichen Verlustes und des weit verbreiteten Schweigens haben wir unsere Stimme erhoben. Wir haben leidtragende israelische und palästinensische Familien, die geliebte Menschen verloren haben, zusammengebracht, um gemeinsam bei unserer gemeinsamen Gedenkzeremonie zu trauern. Und bei unserer gemeinsamen Nakba-Gedenkzeremonie standen wir zusammen, um die tiefen historischen Wunden, die unsere Gegenwart weiterhin prägen, zu würdigen. Wir haben die Narrative in Frage gestellt, die den anderen entmenschlichen. Unsere Freedom Schools haben die Ausbildung der nächsten Generation von Aktivist*innen fortgesetzt.

Wir sind in Tel Aviv und in Beit Jala im Westjordanland auf die Straße gegangen, um gegen den Krieg zu protestieren und für sein Ende aufzurufen, und um die Freilassung der Geiseln und der palästinensischen Gefangenen zu fordern. Unsere Aktivist*innen haben trotz der Herausforderungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit beharrlich darauf bestanden, dass es einen anderen Weg gibt.

In den sozialen Medien, in den internationalen Medien und in unzähligen Mahnwachen und Protesten haben wir den Krieg in Gaza als das bezeichnet, was er ist: ein Völkermord, der sich in Echtzeit entfaltet und der gestoppt werden muss.

Jetzt beobachten wir, wie Delegationen Gespräche führen, in denen über Trumps Friedensplan und ein mögliches Abkommen zur Beendigung des Krieges verhandelt wird. Aber diese Pläne, wie auch die vorherigen, können nicht gelingen, wenn sie nicht Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde für alle in den Mittelpunkt stellen. Wir wissen, dass eine echte Lösung nur auf gegenseitiger Anerkennung, Verantwortung und Verpflichtung zur Beendigung der Besatzung beruhen kann.

Wir wissen, dass der Weg zur Versöhnung lang ist. Die Narben dieses Krieges, körperlich, in den Herzen, auf dem Land selbst, werden nicht so schnell heilen. Aber wir geben nicht auf. Tatsächlich sind wir bestimmter denn je.

Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der Palästinenser und Israelis Seite an Seite in Gleichheit, Würde, Gerechtigkeit und Freiheit leben. Dies ist kein Traum. Es ist eine praktische Notwendigkeit. Und wir wissen, dass es möglich ist, denn bei Combatants for Peace verkörpern wir diese Zukunft bereits in der Gegenwart.

Vielen Dank an alle, die mit uns zusammengestanden haben. Eure Unterstützung, Euer Mut und Euer Mitgefühl geben uns Kraft. Wir laden Euch ein, diesen Weg weiter mit uns zu beschreiten. Wir bleiben dem Frieden, der Gewaltfreiheit und einander verpflichtet.

Während wir den Feiertag Sukkot begehen, richten wir unsere herzlichsten Wünsche an alle, die ihn zelebrieren. Möge dieser Feiertag, der uns an die Zerbrechlichkeit der Notunterkünfte erinnert, uns auch an die Kraft erinnern, die aus Solidarität, Mitgefühl und Gemeinschaft rührt. Und möge das kommende Jahr eine Zeit bringen, in der niemand mehr gezwungen ist, aufgrund von Krieg, Vertreibung oder Besatzung in einem temporären Zuhause zu leben, sondern dies nur in freier Wahl, in Frieden tut.“

Wir stehen an der Seite von Combatants for Peace und Euch allen, der globalen Gemeinschaft von Friedensstiftern, in Trauer, Widerstand und Hoffnung. Als Akt der Solidarität nehmt Euch bitte zusammen mit uns und unserem Partner, American Friends of the Parents Circle Families Forum, einen Moment Zeit, um Eure Vision von Hoffnung, Gedenken und Mut in unserem Community-Board zu teilen: Teilt Eure Stimme und Reflektionen

Möge dieser gemeinschaftliche Raum unseren Schmerz bewahren und uns gleichzeitig einen Weg nach vorne leuchten: einen Weg, auf dem Palästinenser und Israelis Seite an Seite in Würde, Gerechtigkeit und Frieden leben.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ursula Nollenberger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!