Am 23. Juli protestierten in Chile mit Caceroleos (Schlagen auf Töpfe), Transparenten und Flugblättern, die vor dem Metro-Ausgang verteilt wurden. Hintergrund dessen war ein Gerichtsurteil der Stadt Temuco über Martín Pradenas, der wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung von fünf Frauen angeklagt wurde und mit einem einfachen Hausarrest davongekommen war.

„Seit Jahren kämpfen wir gegen die Geschlechtergewalt – Jahre, in denen wir die Aggressionen sichtbar gemacht haben, denen wir Frauen zum Opfer fielen, nur weil wir Frauen sind.

Wir sind es leid, zu sehen wie dieses patriarchalische, dekadente System versucht, seine Existenzberechtigung in unser Gesellschaft zu verteidigen und der chilenische Staat diese Denkweisen aufrechterhält. Jene werden durch eine Fortführung sexistischer Verhaltensweisen erzeugt – von „Machorudeln“, die sich überlegen fühlen, wenn sie sehen, wie die Gerichtsprozesse zu Gunsten der Täter anstatt der Opfer ausfallen“, positionierte sich die feministische Humanistin Marilén Caberera.

„Es kann nicht sein, dass Frauen, die vergewaltigt und ermordet werden, als Täterinnen gelten und genauso wenig, dass die Justiz es zulässt, dass das Opfer wie die Schuldige der erfahrenen Vergewaltigung dargestellt wird. Wie können wir nach dem gestrigen Ereignis von Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, verlangen, Anzeige zu erstatten – wenn sie am Ende als Schuldige dastehen? Am heutigen Tag hallt die Performance von Las Tesis so stark wie nie zuvor in unseren Köpfen wider: Martín Pradenas ist ein Vergewaltiger und das Patriarchat maskiert sich als Richter.

Als feministische Humanistinnen lehnen wir entschieden das Urteil von Richter Federico Gutiérrez ab, Martín Pradenas lediglich unter häuslichen Arrest zu stellen, anstatt Untersuchungshaft anzuordnen. Wir fordern Gerechtigkeit für Antonia Barra und alle anderen Opfer dieses Straftäters. Wir stehen den Opfern und ihren Familien bei, wissend, dass dies eine schwere Zeit für sie ist: Nicht nur Gerechtigkeit ist nicht geschehen, sondern sie gehen auch noch als Schuldige für das vom Vergewaltiger verübten Verbrechen aus der Sache hervor. Da wahre Gerechtigkeit im Rahmen unseres Justizsystems nicht existiert, werden wir als Feministinnen damit fortfahren, ein riesiges Netzwerk zu errichten, damit wir nie mehr über die Verbrechen anderer schweigen müssen und nie mehr selbst für sie angeklagt werden. Der Vergewaltiger bist du, Martín“, fügte sie hinzu.

Hier veröffentlichen wir das Video von Claudia Aranda, das am Ausgang der Metrostation Cumming im Zentrum von Santiago aufgenommen wurde – Minuten nachdem Carabineros in erheblichem Maß in eine pazifistische Demonstration eingegriffen hatten. Dort demonstrierten Frauen aus den Stadtteilen Brasil und Yungay, die es festzunehmen galt, während andere nicht aufhörten, lautstarke Protestgesänge klingen zu lassen.

Einige Minuten später – gegen 21 Uhr – wurde in den sozialen Netzwerken eine Protestbewegung heraufbeschworen, ausgehend von jenem juristischen Urteil.

Übersetzung aus dem Spanischen von Chiara Pohl vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!