Als Pressenza konnten wir die Veranstaltung „La Musica contro il Silenzio” (Musik gegen das Schweigen) in Varese und Brescia persönlich verfolgen. In Varese traf ich einen der Organisatoren und schlug ihm ein Interview vor, um besser über diese grossartige Initiative gegen Apartheid und Völkermord in Palästina berichten zu können. Daraus ist ein Interview mit verschiedenen Stimmen entstanden: mit Davide Testa und Carolina Lidia Facchi aus Varese und Clarice Curradi, Alice Parente und Mattia Petrilli aus der Fördergruppe von Florenz.
Wie und von wem wurde „Musik gegen das Schweigen” ins Leben gerufen?
Gruppe aus Florenz: „Musik gegen das Schweigen” entstand in Florenz in den Gängen der Theater des Maggio Musicale und des ORT-Orchestra della Toscana, als Freunde und Kollegen beschlossen, konkrete Aktionen gegen den Völkermord und die Besetzung Palästinas durchzuführen.
Gruppe aus Varese: Ich entdeckte diese schöne Idee in den sozialen Medien und fand, wir sollten das auch in Varese machen. Ich fragte die Organisation in Florenz, wie wir das auch in unsere Stadt bringen könnten. Sie sagten mir, ich sei nicht die Einzige mit dieser Idee, und haben uns miteinander verbunden. Nachdem wir noch eine Freundin für die Organisation gewonnen hatten, haben wir mit der Planung der Veranstaltung begonnen.
Wie habt ihr es geschafft, so viele Städte und Musiker einzubeziehen?
Gruppe aus Florenz: Das beste Mittel, um so viele Musiker aus dem ganzen Land zu erreichen, war die Mundpropaganda. In der Welt der Orchester kennen sich irgendwie alle, daher ist es uns gelungen, die Nachricht wie ein Lauffeuer zu verbreiten. Und dann haben die sozialen Medien die Organisation vereinfacht, indem sie allen, die bei den Veranstaltungen mitmachen wollten, Infos und (wenige, aber wichtige) Richtlinien gegeben haben.
Gruppe aus Varese: Um die Nachricht an möglichst viele Leute außerhalb unseres Bekanntenkreises zu verbreiten, haben wir eine WhatsApp-Gruppe für die Organisation genutzt, in die jedes Mitglied andere einladen konnte. Das hat einen Dominoeffekt ausgelöst: Unsere Freund:innen luden wiederum ihre eigenen Netzwerke ein, und diese wiederum weitere…, bis wir schließlich mehr als 400 Leute waren.
Welche Botschaft wollt ihr mit eurer Initiative senden?
Gruppe aus Florenz: Uns ging es vor allem darum, das Schweigen zu brechen, das in den Institutionen angesichts der Ereignisse in Gaza und im Westjordanland nicht erst seit dem 7. Oktober herrscht. Für uns war ganz klar, dass wir mit der „Stimme” reagieren, die wir haben: mit Musik und unseren Instrumenten. Deshalb haben wir uns als Musikbewegung bezeichnet, aber ganz klar unpolitisch und überparteilich: Bei unseren Treffen waren Profi- und Amateurmusiker:innen dabei – Leute, denen die Zukunft Palästinas am Herzen liegt, und Vereine, die schon lange vor uns auf die Straße gegangen sind, um für das Recht des palästinensischen Volkes zu kämpfen, über seine Zukunft selbst zu entscheiden.
Wir haben darum gebeten, keine Symbole von Parteien oder Gewerkschaften auf die Plätze mitzubringen, um nicht mit der allgemeinen Politik in Verbindung gebracht zu werden, auch wenn unsere Bewegung im eigentlichen Sinne des Wortes „politisch” ist, also Engagement und Verantwortung für die Gesellschaft, in der wir leben, bedeutet. Auf jedem Platz haben wir versucht, palästinensische Musiker:innen und ihre Geschichten in den Vordergrund zu stellen, die erzählten, was es bedeutet, heute genauso wie seit Jahrzehnten, Palästinenser:innen zu sein: nämlich mit Würde, Menschlichkeit und Standhaftigkeit den Versuchen zu widerstehen, ihre Geschichte auszulöschen.
Was steht als Nächstes an?
Gruppe aus Florenz: Wir haben gerade einen Monat voller Veranstaltungen hinter uns, die vom 1. bis 30. Juni die Plätze in mehr als 25 Städten in ganz Italien bunt gemacht haben; wir sind bewegt von der Teilnahme und der Begeisterung, die wir erlebten. Der Wunsch, sich durch Musik auszudrücken, ist ungebrochen. Deshalb haben wir alle Musiker:innen in Europa dazu aufgerufen, im September Veranstaltungen in sämtlichen europäischen Städten zu organisieren. In Italien wird die Veranstaltung in Rom stattfinden, und wir rechnen mit einer großen Beteiligung aus dem ganzen Land.
Wichtig ist, dass wir mit unserer Musik weiter über Palästina reden, und da die internationale Musikszene unseren Aufruf unterstützt, setzen wir uns keine Grenzen!
Gruppe aus Varese: Im Moment haben wir keine neuen lokalen Initiativen geplant, aber wir sind in ständigem Kontakt mit den Vereinen, die sich in der Region für diese Sache einsetzen, um sie bestmöglich zu unterstützen.
Für Kontakte und Infos:
Facebook-Seite
lamusicacontroilsilenzio@gmail.com
https://www.instagram.com/lamusicacontroilsilenzio/
Tel.: +39 320 216 5662
Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!









