Nur wenige Nationen teilen eine so eng miteinander verflochtene – oder tragisch gespaltene – Geschichte wie Indien und Pakistan. Doch in der gegenwärtigen Ära, geprägt von Jingoismus und Hyper-Nationalismus, haben wir die Weisheit genau der Lieder vergessen, die unsere Unabhängigkeit geformt haben: Mahatma Gandhi, die globale Ikone der Gewaltfreiheit, und Muhammad Ali Jinnah, ein Konstitutionalist und Verfechter legaler und politischer Auseinandersetzung entgegen roher Gewalt. Heute verstärken Medien und soziale Plattformen Hass, Kriegstreiberei und Entmenschlichung – weit entfernt von Gandhis Ahimsa oder Jinnahs disziplinierter Fürsprache.

von Irshad Ahmad Mughal

In der Zwischenzeit bietet die Welt düstere Lektionen. Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas zeigt ein atomar bewaffneter Staat, der gegen eine Miliz kämpft, ohne dass ein Sieger hervorgeht, sondern nur unendliches Leid. Der Krieg zwischen der Ukraine und Russland zeigt, wie sich selbst eine „Supermacht“ in einem Konflikt verzettelt, den sie nicht entscheidend gewinnen kann. Afghanistan, der Irak und Syrien sind Beweis dafür, dass militärische Gewalt allein eher Chaos als Stabilität hervorbringt. Krieg ist nicht nur zerstörerisch, er ist obsolet geworden. In einem nuklear bewaffneten Südasien würde ein ausgewachsener indisch-pakistanischer Konflikt innerhalb von Stunden Millionen Tote bedeuten, Generationen durch Strahlung und Traumata vergiftet, und keine Gewinner – nur gegenseitige Vernichtung.

Einige Strategen argumentieren, dass militärische Stärke Krieg verhindert, aber die Geschichte zeigt etwas anderes. Abschreckung scheitert, wenn die Wahrnehmung die Vernunft außer Kraft setzt, wie die Konflikte zwischen Indien und Pakistan in den Jahren 1965, 1971, 1999 und 2019 zeigen. Hass-Narrative, die „den Feind als böse“ darstellen, rechtfertigen nur endlose Feindseligkeit, die letztendlich Waffenhändlern und Autokraten in die Hände spielen, während sie normalen Bürgern schadet.

Die Alternative existiert, wenn wir uns dafür entscheiden, sie zu verfolgen. Wir müssen dem Dialog den Vorrang vor Kriegstrommeln einräumen, indem wir diplomatische Gespräche wieder aufnehmen, auch über umstrittene Themen wie Kaschmir und den Terrorismus. Bürgerliche Diplomatie durch Studentenaustausch, gemeinsame Kulturfestivals und verstärkten Handel, wie zum Beispiel der visafreie Pilgerkorridor von Kartarpur, kann Brücken bauen. Sport kann Menschen wieder zusammenbringen, wie Cricket-Touren und Hockeyspiele zeigen, die Momente des Jubels über Grenzen hinweg schaffen. Die Medien müssen Verantwortung übernehmen, indem sie mit ihrer Kriegsverherrlichung aufhören und stattdessen Stimmen der Versöhnung verstärken.

Gandhi und Jinnah kämpften nicht für Fahnen, sondern für Prinzipien. Wenn wir ihr Vermächtnis wirklich ehren wollen, müssen wir den Wahnsinn gegenseitiger Zerstörung ablehnen und den härteren, aber lohnenderen Weg wählen: Frieden durch Mut, Verständnis durch Engagement und Wohlstand durch Zusammenarbeit. Es liegt an uns zu entscheiden zwischen anhaltender Feindseligkeit und einer neuen Ära des Friedens.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ursula Nollenberger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!


Über den Autor: Irshad Ahmad Mughal ist der Vorsitzende der Iraj Education & Development Foundation mit Sitz in 82B, New Chaburji Park, Lahore.