Sie wurde für ihre Verdienste um Frieden und Versöhnung geehrt, von anderen als Verbreiterin von «Kreml-Narrativen» ausgegrenzt.

Tobias Riegel  für die Online-Zeitung INFOsperber

upg. Eigentlich sollten sich Medien dagegen wehren, wenn versucht wird, namhafte Kritiker der dominierenden Politik von der öffentlichen Diskussion auszuschliessen. Man übergeht Tatsachen-Darstellungen und Meinungen, indem man sie als «russlandfreundlich» und Kritiker sogar als «Putin-Freunde» in den Senkel stellt. Das verhindert eine sachliche Diskussion und erinnert an Methoden autoritärer Regime.
Ein Opfer der Ausgrenzung ist die langjährige ARD-Moskaukorrespondentin und Buchautorin Gabriele Krone-Schmalz. Man muss mit ihren Einschätzungen nicht einverstanden sein. Doch man soll mit ihr 
«respektvoll streiten». Das forderte Leo Ensel im Infosperber bereits im Dezember 2021. 

In den Nachdenkseiten dokumentierte Tobias Riegel die Diffamierungs-Kampagne, nachdem bekannt wurde, dass Krone-Schmalz im November 2023 mit dem Löwenherz-Friedenspeis ausgezeichnet wird. Riegel befürwortete den Preis und wird zuweilen selber als «pro-russisch» in eine Ecke gestellt, weil er die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ablehnt. Er zeigt auf, dass Krone-Schmalz nicht die einzige ist, mit der man sich nicht sachlich auseinandersetzen will.

Bisherige Preisträger waren etwa Michail Gorbatschow, der Dalai Lama oder Fridays for Future

Manche Meinungsmacher können es nicht fassen: Die Autorin Gabriele Krone-Schmalz erhielt gemeinsam mit dem Sänger der ’Prinzen’, Sebastian Krumbiegel, den renommierten Löwenherz Friedenspreis. Schon mehrmals wurden Krone-Schmalz Räume für Vorträge verwehrt. Wegen der Preisverleihung wurde sie einmal mehr diffamiert: von «Experten», die in einer sachlichen Debatte keine Chance gegen sie hätten.

Gabriele Krone-Schmalz an der Verleihung des Löwenherz-Friedenspreises © humanprojects

Der Löwenherz Friedenspreis wurde verliehen von der Initiative «Human Projects». Bisherige Preisträger waren etwa Michail Gorbatschow, der Dalai Lama oder Fridays for Future.

Der Festakt zur diesjährigen Verleihung fand am 19. November im Kupfersaal in Leipzig statt. Die Laudatio hielt Eugen Drewermann. Die Initiatoren begründeten ihre Wahl auf ihrer Webseite folgendermassen:

«Wir – die Deutsche Nichtregierungsorganisation ‘Human Projects’ – verleihen jährlich den Löwenherz-Friedenspreis an Persönlichkeiten oder Organisationen, die sich wie Gabriele Krone-Schmalz und Sebastian Krumbiegel in herausragender Weise um Frieden und Versöhnung verdient gemacht haben.
Gabriele Krone-Schmalz ist Trägerin der Puschkin Medaille und des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse. Das zeigt Ihre Anstrengungen, Trennendes zu überwinden und zusammen mit vielen anderen die Zukunft Europas im Sinne der Menschen mitzugestalten. Daher empfängt Gabriele Krone-Schmalz 2023 den Löwenherz Friedenspreis für Ihre Verdienste um Frieden und Versöhnung auf dem europäischen Kontinent.
Sebastian Krumbiegel steht durch sein persönliches Engagement für gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalt für eine starke Demokratie und Vielfalt. Dies alles benötigen wir angesichts der grossen Herausforderungen unserer Zeit.»

«Übersetzerin der russischen Propaganda» und ein «irrer Opa»

Krone-Schmalz ist eine gute Preisträgerin – wegen ihres mutigen (fortgesetzten) Engagements für eine Verständigung mit Russland, das sich dem militaristischen Zeitgeist entgegenstellt.

Sogenannte Experten machen nun Stimmung gegen diese gute Wahl – unter anderem auf Twitter und in einem aktuellen Artikel auf T-Online, den ich als Pamphlet bezeichnen würde. Das Medium steht bei der Diffamierung von Krone-Schmalz mit zahlreichen Artikeln ohnehin weit vorne. Nun behautet es, «renommierte Russlandexperten» seien über die Preisverleihung «entsetzt».

«Drewermann wie Krone-Schmalz stehen ganz eindeutig auf der Seite des Kremls und verbreiten offensiv Kreml-Narrative», schreibt etwa der Historiker und Publizist Ilko-Sascha Kowalczuk auf Twitter. Und bei T-Online unterstellt Klaus Gestwa, Professor an der Uni Tübingen und dort Direktor des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde:

«‘Gabriele Krone-Schmalz hat den russischen Propagandanarrativen den Weg in die politischen Debatten bei uns bereitet’ und damit ‚ihren Anteil daran, dass sich in Deutschland Politik und Öffentlichkeit lange vom Putin-Regime an der Nase herumführen liessen‘, Bis heute trete sie vor allem ‚als publizistische Übersetzerin der russischen Propaganda‘ in Erscheinung.»

Der Absatz verbindet persönliche Diffamierung mit dem aktuell dominanten (und sachlich falschen) «Narrativ» von der deutschen Politik, die gegenüber dem «Putin-Regime» in der Vergangenheit nicht hart genug aufgetreten sei. Im folgenden Absatz arbeitet Gestwa dann endgültig mit persönlichen Unterstellungen gegen Krone-Schmalz:

«Ihre Verurteilung Putins und des russischen Angriffskriegs ist nur vorgeschoben; eine klare Distanzierung von diesem imperialen Eroberungskrieg und ehrliche Empathie für die überfallene sowie schwer verwundete Ukraine kann ich weiterhin nicht erkennen.»

Gestwa bezeichnet die geachtete und seriöse Journalistin und Autorin Krone-Schmalz ausserdem noch als «eine umstrittene Publizistin, die ihr Geschäftsmodell darin gefunden hat, sich als Sprachrohr des kriegslüsternen Kremlbosses in der deutschen Öffentlichkeit zu betätigen». Sie habe zudem mit Eugen Drewermann «den Laudator, den sie verdient hat. Hier findet zusammen, was sich gemeinsam auf Irrwege begangen hat».

Laut Gestwa hätten er und Andere im Mai die Rede von Drewermann anlässlich des «Alternativen Karlspreises» zugespielt bekommen, verbunden mit der Bitte, sich dazu zu positionieren. Aber die inhaltliche Auseinandersetzung wurde von «Experten»-Seite einmal mehr gescheut: «Ich habe mir dieses wirre Zeug voller historischer Fehler und politischer Irrflüge angehört, fand es völlig indiskutabel und habe auf eine Kommentierung verzichtet.» Seine eigene inhaltliche Verweigerung will Gestwa dann mit heftiger persönlicher Diffamierung Drewermanns wettmachen: Mit seiner Performanz entzaubere sich Drewermann selber «als ‘irrer Opa’, der seinen politischen Kompass endgültig verloren und sich im ‘Querdenken’-Verschwörungssumpf hilflos verheddert hat», so Gestwa.

Beleidigungen, weil man inhaltlich keine Chancen hat

Mit einer harten Sprache und dem inhaltlichen Wegducken disqualifizieren sich viele «Regierungs-Experten» selber für seriöse Debatten. Die Strategie, eine inhaltliche Debatte durch persönliche Beleidigungen zu ersetzen, ist ein Zeichen der Zeit: Im Wissen, dass sie argumentativ nicht bestehen könnten, gehen viele antirussische Meinungsmacher auf die Frage von russischen Sicherheitsinteressen (und ob diese unberechtigt, legitim oder bedroht sind) oder etwa die Vorgeschichte des Ukrainekriegs mit dem jahrelangen Beschuss der Zivilbevölkerung des Donbas nicht ein.

Erst muss die Person des Andersdenkenden (mit grossen Medien im Rücken) in Bausch und Bogen diffamiert werden, dann kann man erklären, dass seine Gedanken einer Beschäftigung nicht wert seien.

Die selbsternannten «Experten»: Gestwa, Davies, Major, Klein, Jilge, Sasse

Auf den akademischen Hintergrund des selbsternannten «Ukraine-Experten» aus Tübingen, Klaus Gestwa, ist kürzlich bereits Florian Warweg im Artikel «Faktencheck der Faktenchecker» eingegangen. Demnach hat Gestwa vor dem 24. Februar 2022 keine einzige Publikation zur Ukraine vorzuweisen, wie ein Blick auf seine Publikationsliste bezeuge: «Das hindert ihn aber nicht daran, sich aktuell als ‚Ukraine-Experte’ zu verkaufen – eine Selbstvermarktung, die von zahlreichen deutschen Medien gerne und völlig unkritisch aufgegriffen wird.»

In diesem Artikel behauptet Gestwa, Krone-Schmalz würde «Russlandkitsch, der politisch blind macht», verbreiten. Auch hier gab er sich schon «entsetzt». Gleichzeitig ruft er, «Haltet den Dieb»: «Kollegen-Bashing gehört zum rhetorischen Grundinventar von Gabriele Krone-Schmalz.»

Es gibt zahlreiche weitere «Experten», die momentan bevorzugt von Medien genutzt werden, mutmasslich um die gefährliche, für Europa selbstzerstörerische und für die ukrainischen Zivilisten schreckliche Politik der Kriegsverlängerung gegen Kritik abzusichern. Da wäre (unter vielen anderen) Franziska Davies zu erwähnen – die «Osteuropaexpertin» schreibt etwa in der «taz»: «Russland ist nicht unser Nachbar». In diesem Artikel (einmal mehr bei T-Online) wird gar behauptet, Davies habe Krone-Schmalz «widerlegt».

Zu nennen wären auch Claudia Major und Margarete Klein von der 1962 auf Initiative des Bundesnachrichtendienstes gegründeten Denkfabrik «Stiftung für Wissenschaft und Politik», die Warweg im Artikel «Denkfabrik SWP» thematisierte. Auf die Rollen der «Russland-Experten» Wilfried Jilge und Gwendolyn Sasse ist Albrecht Müller kürzlich im Artikel «Wie die Tagesschau manipuliert – Mithilfe von ‚Experten’» eingegangen.

«Publikum mit klarer antisemitischer und prorussischer Haltung»

Wie giftig die von grossen Medien gerne zitierten und oft persönlichen Attacken von «Experten» gegen Andersdenkende wirken können und wie sie bei schlecht informierten Bürgern den Impuls der Cancel Culture wecken können – das zeigte sich kürzlich, als das «Haus der Kulturen» in Mainz im Juni 2023 eine bereits zugesagte Veranstaltung mit Gabriele Krone-Schmalz und Ulrike Guerot cancelte. Die Veranstaltung fand dann am 16. Juli 2023 im Startimer Oldtimer-Museum in Mainz-Kastel statt.

Das «Haus der Kulturen» hatte den Termin mit der folgenden infamen Begründung abgesagt:

«[…] Weiterhin ist die Verbreitung und Bewerbung der Veranstaltung in spezifischen sozialen Kanälen und Plattformen ohne klare Distanzierung zu antidemokratischen, antisemitischen und postfaktischen Tendenzen als unvereinbar mit dem Wertekompass des Haus der Kulturen und der MW Malteser Werke gGmbH anzusehen. Dies stellt einen klaren Bruch unserer Hausordnung da.
Da wir durch die Bewerbung und Planung der Veranstaltung aus oben genannten Gründen keine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik erkennen können und Publikum mit klarer antisemitischer und prorussischer Haltung zu erwarten ist, machen wir von unserem Hausrecht Gebrauch den Vertrag fristlos aufzulösen.»
([…] Bei der im Haus der Kulturen geplanten Veranstaltung Frieden in planetaren Grenzen – Gemeinsame Sicherheit heute des Vereins ‹NatWiss Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit e.V.› stehen Frau Prof. Dr. Ulrike Guérot und Frau Prof. Dr. Gabriele Krone-Schmalz auf der Redner*innen Liste. Diese war uns zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung nicht bekannt. Obwohl wir uns für einen breiten sachlichen Diskurs starkmachen und demokratische Prinzipien unterstützen und fördern wollen, bieten wir mit unserem Haus Pro-Russischer Propaganda und der wissentlichen Verbreitung von Verschwörungsmythen und Halbwahrheiten keine Bühne.»

Seriöse kritische Bürgerinnen wie Krone-Schmalz und Ulrike Guerot locken also potenziell ein «Publikum mit klarer antisemitischer Haltung» – auf diesem Niveau sind wir schon angekommen. Und eine Menge «Experten» sorgt emsig dafür, dass die «erlaubte» Debatte sich noch weiter verengt.